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#DigitaleSoA studieren

Kompetenzrahmen für digitale Standards

An der HAW Hamburg sind in den vergangenen Monaten verschiedene Digitalisierungsprojekte gestartet, die entweder aus dem Digitalisierungsfonds oder von den vier Fakultäten gefördert werden. Das Projekt „#DigitalSoA studieren“ wird von der Fakultät Wirtschaft und Soziales gefördert und befasst sich – kurz gesagt – mit der Anpassung des Curriculums an die neue, digitale Arbeitswelt der Sozialen Arbeit. Wir haben mit Michelle Mittmann gesprochen, um mehr über das Projekt und dessen Umsetzung zu erfahren.

Grafik zum Projekt "Digitale Soziale Arbeit studieren"

Das Digitalisierungsprojekt „#DigitalSoA studieren“ wird von der Fakultät Wirtschaft und Soziales gefördert und befasst sich – kurz gesagt – mit der Anpassung des Curriculums an die neue, digitale Arbeitswelt der Sozialen Arbeit.

Können Sie uns in wenigen Sätzen sagen, womit sich das Projekt „#DigitaleSoA studieren: Studium Soziale Arbeit trifft Digitalisierung“ befasst und was das Ziel ist?
Die Ansprüche der Sozialarbeitspraxis hinsichtlich digitaler Kompetenzen an Absolvent*innen sowie auch an Mitarbeiter*innen in den Einrichtungen steigen. Das bezieht sich sowohl auf den Umgang mit Hard- und Software als auch grundsätzlich auf eine kritische  und reflektierte Auseinandersetzung mit dem Thema Digitalisierung. Hinzu kommt, dass wir – insbesondere in einer Profession wie der unseren, in der das Mandat für die Nutzer*innen Sozialer Arbeit eine zentrale Rolle spielt – die zunehmend digitalisierte Gesellschaft in den Blick nehmen. Wir stehen also vor einer Herkules-Aufgabe, auf die die Absolvent*innen des Studienganges Soziale Arbeit gut vorbereitet sein sollten. Daher möchten wir dem Department Soziale Arbeit einen Leitfaden für die Anpassung der Curricula an die digitalisierte (Arbeits-)Welt vorlegen, der eine schrittweise und systematische Anpassung ermöglicht. 

Den vorläufigen Forschungsergebnissen zufolge zeichnet sich ab, dass Lernende wie Lehrende das Studieren wie im Corona-Modus nicht eins zu eins fortsetzen wollen. Zugleich möchten sie die Vorteile der digitalen Welt nicht vollkommen aus den Lehr-Lern-Settings herausstreichen.

Michelle Mittmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Studium Soziale Arbeit trifft Digitalisierung“

Geht es in dem Projekt auch darum, dass die Studieninhalte selbst digitaler werden?
Ja, das digitale Lehren und Lernen wird ein Puzzle-Teil des Ganzen sein. Den vorläufigen Forschungsergebnissen zufolge zeichnet sich ab, dass Lernende wie Lehrende das Studieren wie im Corona-Modus nicht eins zu eins fortsetzen wollen. Zugleich möchten sie die Vorteile der digitalen Welt nicht vollkommen aus den Lehr-Lern-Settings herausstreichen. Derzeit werten wir die Bedürfnisse und Wünsche unserer Forschungsteilnehmer*innen aus, die im Rahmen der Zukunftswerkstatt im September 2021 geäußert wurden. Mitte nächsten Jahres können wir sicher mehr dazu sagen, inwiefern digitale Lehr-Lern-Settings nach Ansicht der Studierenden, Lehrenden und Praktiker*innen in den kommenden Jahren Bestand haben sollten.

Warum ist es für die Weiterentwicklung des Studiengangs so wichtig, dass die Curricula angepasst werden?
Nun, zum einen stimmt es nicht wirklich, dass junge Menschen, die mit dem Studium beginnen, allesamt „Digital Natives“ sind. Medienkompetenz kann schließlich nicht mit „dem Handeln in und mit Medien“ gleichgesetzt werden. Dafür liegen, nicht nur bei Jugendlichen, stets sehr individuelle Motive vor, die nicht zwingend solche Fähigkeiten hervorbringen, wie sie für ein Studium und eine spätere Berufstätigkeit nötig wären.

Hochschulen können und sollten dafür sorgen, dass Digitalisierung anschluss- und teilhabefähig ist – für ausnahmslos alle, unabhängig vom Vorwissen oder der (digitalen) Sozialisation.

Michelle Mittmann

Daher entwickeln wir im Rahmen eines Curriculums spezifische, in unserem Fall für die Soziale Arbeit bestimmte, Kompetenzrahmen, um einheitliche Standards zu schaffen. Durch eine Verlagerung der Verantwortung in die Sphären der Studierenden selbst – im Sinne von „Ihr macht das schon! Ihr wisst es schließlich am besten!“ – trügen wir, die Lehrenden, dazu bei, den Digital Gap weiter auseinanderklaffen zu lassen. Hochschulen können und sollten dafür sorgen, dass Digitalisierung anschluss- und teilhabefähig ist – für ausnahmslos alle, unabhängig vom Vorwissen oder der (digitalen) Sozialisation.

Eine Besonderheit ist der partizipative Prozess in diesem Projekt, an dem die verschiedensten Akteur*innen beteiligt sind. Wie haben wir uns die Zusammenarbeit in dem Projekt vorzustellen?
Im Rahmen einer Zukunftswerkstatt haben wir Praktiker*innen sowie Lernende und Lehrende darüber diskutieren lassen, wie sich Digitalisierung in ihren Alltagserfahrungen zeigt und was zukünftige Absolvent*innen können und wissen sollten, bevor sie in den Beruf einsteigen. Zusätzlich stehen Einzel-Interviews mit Adressat*innen der Sozialen Arbeit an, um mehr über ihre Erfahrungen mit Digitalisierung im Kontext der Nutzung Sozialer Arbeit herauszufinden.

Die dann vorliegenden Daten analysieren wir mit unterschiedlichen wissenschaftlichen Methoden. Daran schließt eine Aufbereitung der Ergebnisse an, sodass diese den Mitforschenden im Rahmen eines World Cafés erneut zur Sichtung und Kritik vorgelegt werden können.

Darüber hinaus haben wir mit unserer Website und dem Twitter-Kanal Strukturen zur wechselseitigen Kommunikation geschaffen. Die Mitforschenden können sich über den Stand des Projektes informieren sowie uns jederzeit erreichen, sollte es offene Fragen oder Anmerkungen geben.

Die Digitalisierung berührt ja nicht nur die Arbeitswelt der Sozialen Arbeit. Lassen sich die Erkenntnisse aus dem Projekt auf andere Studiengänge übertragen?
Zunächst sind wir natürlich froh, mit anderen Fakultäten und Departments im Austausch zu stehen. Das ist genau genommen jetzt schon der Fall, da wir im Rahmen einer FONDSwerkstatt mit den elf weiteren Projekten des Digitalisierungsfonds interdisziplinär regelmäßig zusammenkommen.

Im Rahmen dieser Treffen sind für unsere Kolleg*innen nicht nur die konkreten Ergebnisse relevant. Es zeigt sich, dass die partizipative Anlage unseres Projektes sowie ganz grundsätzlich unser Vorgehen für fachfremde Kolleg*innen auch von Interesse ist.

Welche Teile des Kompetenzrahmens für andere Studiengänge brauchbar sind, lässt sich erst am Ende des Projektes bestimmen. Eines unserer Ziele ist es allerdings, diese zu identifizieren und einen generalisierten Entwurf des Leitfadens zu entwickeln.

Es zeigt sich, dass die partizipative Anlage unseres Projektes sowie ganz grundsätzlich unser Vorgehen für fachfremde Kolleg*innen auch von Interesse ist.

Michelle Mittmann

Welche Meilensteine stehen bis Ende des Jahres in dem Projekt an?
Derzeit analysieren wir die Daten, die wir im Rahmen der Zukunftswerkstatt erhoben haben. Wir wenden unter anderem ein sogenanntes explikatorisches Verfahren an, um die Begriffe, die von den Mitforschenden verwendet wurden, genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Aufgabe, die uns bis zum Ende des Jahres bevorsteht, ist, die Ergebnisse aufzubereiten und in einer für die Mitforschenden nachvollziehbaren Systematik zu clustern. Denn: Am 21. Januar 2022 findet bereits das World Café in der Aula des Berliner Tors statt, in der die Mitforschenden die Ergebnisse bestätigen, kritisieren, verändern oder auch verwerfen können. Mehr über unsere wichtigen Meilensteine sowie die Ergebnisse der Forschung erfahren Leser*innen auf unserer Website.

Interview: Anke Blacha

Das Digitalisierungsprojekt „#DigitaleSoA studieren: Studium Soziale Arbeit trifft Digitalisierung“ ist im Januar 2021 gestartet und läuft bis Mitte 2023. An dem Projekt ist die Fakultät Wirtschaft und Soziales beteiligt.

Das Projekt "#DigitaleSoA studieren: Studium Soziale Arbeit trifft Digitalisierung" ist eines von zwölf Digitalisierungsprojekten, die mit einer großen inhaltlichen Bandbreite die Digitalisierungsexpertise der HAW Hamburg verdeutlichen und zur Umsetzung der Digitalisierungsstrategie der HAW Hamburg beitragen. Die Hochschule und alle ihre Fakultäten möchten gemeinsam den digitalen Wandel an der HAW Hamburg aktiv gestalten und Impulse für weitere Digitalisierungsprozesse an der Hochschule, aber auch für eine zunehmend digitale Lebens- und Arbeitswelt geben.

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