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Leistungssport und Studium

Weltklasse

Reem Khamis ist zweifache Karate-Europameisterin und studiert an unserer Hochschule Maschinenbau. Im Herbst geht es zur Weltmeisterschaft. Wie schafft sie das – ihr schwieriges Studium mit dem Leistungssport zu verbinden? Sie hat es uns erzählt.

Reem Khamis im Karatekampf

Reem Khamis (links) in Aktion - die zweifache Karate Europameisterin studiert Maschinenbau an der HAW Hamburg.

Vor rund zehn Jahren floh die heutige Studentin Reem Khamis mit ihrer Familie vor dem Mubarak-Regime aus Ägypten. In Hamburg begann die Familie ein neues Leben. Der Karatesport war für Reem ein wichtiger Anker, um in Norddeutschland Fuß zu fassen und anzukommen in der deutschen Gesellschaft. Als problematisch empfand ihre Familie den Sport nie. „Ich bin in einem Umfeld aufgewachsen, wo nicht zwischen Mann und Frau unterschieden wurde. Dementsprechend werde ich voll und ganz unterstützt, da ich eine Sache gefunden habe, für die ich brenne.“

Im Jahr 2017 wurde sie zum ersten Mal Deutsche Meisterin. Sich auch international zu messen war ihr Traum, der ihr jedoch lange nicht erfüllt wurde: Durch die fehlende deutsche Staatsbürgerschaft durfte sie nicht an Turnieren im Ausland teilnehmen. „Das war eine harte Zeit für mich“, erzählt sie. „Alles zu geben – immer weiter zu trainieren, und mich dann nicht weiterentwickeln zu dürfen. Ich war kurz davor, aufzuhören“. Im Jahr 2021 ging dann aber alles schneller als gedacht – Reem wurde offiziell eingebürgert, innerhalb weniger Wochen. Seitdem hat ihre Karriere Fahrt aufgenommen. 

Ihr Weg? Steil nach oben 
Inzwischen trainiert sie mit Jonathan Horne, dem Chef-Bundestrainer der deutschen Karate-Nationalmannschaft. Er bereitet sie und das Kader-Team gerade auf die sogenannten „European Games“ vor, die Ende Juni in Polen stattfinden. „Gerade ist es schon eine sehr stressige Zeit“, erzählt Khamis. „Das Training ist sehr intensiv und natürlich muss ich auch für mein Studium lernen.“ Sie ist froh, dass die meisten Professor*innen Verständnis mitbringen, wenn es darum geht, ihr Studium und den Sport unter einen Hut zu bekommen.

Reem Khamis studiert Maschinenbau an der HAW Hamburg und war in dem einem oder anderen Fall schon auf das Verständnis der Lehrenden angewiesen. Denn natürlich verpasse sie die ein oder andere Vorlesung. „Hier sind viele Profs bereit, mir die Unterlagen zukommen zu lassen, damit ich diese in der trainingsfreien Zeit nacharbeiten kann“, erzählt Reem. Auch wenn es um Praktika in Laboren geht – das alles darf nicht mit ihrem Trainingsplan kollidieren. Diese Vereinbarkeit ist ihr wichtig und war auch einer der Gründe, warum sie an die HAW Hamburg gewechselt ist, denn hier stößt sie auf Verständnis.  

Studium und Leistungssport gleichzeitig – geht das? 
Natürlich ist ihr Pensum hoch – alles unter einen Hut zu bekommen, ist nicht einfach. Der Druck ist enorm, das Training physisch und psychisch anstrengend. Wie schafft sie das? „Zum einen studiere ich nicht in Vollzeit, das würde gar nicht gehen“, erklärt Reem. „Vor allem im ersten Studienjahr habe ich echt wenig auf die Reihe bekommen. Das klappt inzwischen besser, da ich nun die Strukturen verinnerlicht habe. Jetzt belege ich weniger Module und konzentriere mich darauf, die Grundlagen zu verstehen und nach und nach andere Fächer einzubauen.“

Seit ihrer Einbürgerung vor zwei Jahren konnte sie ihre Karriere weiter vorantreiben. „Das war eine Art Neuanfang für mich in Sachen Leistungssport“, sagt sie. Seitdem geht ihre Karriere steil nach oben. Ihre Faszination für den Sport beschreibt sie so: „Karate ist gewissermaßen eine Reflextion des Lebens: Ohne Disziplin, Durchhaltevermögen und Ehrgeiz ist es schwierig, etwas Großes zu schaffen. Diese Werte begleiten mich tagtäglich und ich versuche es wirklich in jedem Bereich meines Lebens zu integrieren“, erklärt sie. Im Herbst, nachdem die European Games geschafft sind, möchte sie zur Weltmeisterschaft nach Budapest fahren. Wie sie das alles schafft? Aus ihrem Mund hört es sich scheinbar einfach an: „Karate ist halt einfach meine Leidenschaft“, sagt sie. 

Text: Tiziana Hiller


Mehr Informationen:

Porträt über Khamis im Hamburger Abendblatt

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