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„Licht ist eine Querschnittskompetenz“

Carolin Liedtke ist seit März Professorin für Lichttechnik an der Fakultät Design, Medien und Information. Ihre Berufung an die HAW Hamburg fiel inmitten der Corona-Krise. Diese hat besonders ihre Branche der Medientechnik hart getroffen. Wie und mit welchen Möglichkeiten die Branche aus der Krise kommen kann, darüber berichten wir hier.

LabLorübung im Lichtlabor am Kunst- und Mediencampus Hamburg/Finkenau

Übung im Lichtlabor an der Fakultät Design, Medien, Information.

Firmen im Eventmanagement können seit über einem Jahr keine Leistungen anbieten, Studierende finden kaum Praktikumsplätze, die für Praxiserfahrungen und die daran geknüpften Abschlussarbeiten notwendig sind. „Corona“, so die Professorin, „stellt alles auf den Prüfstand, auch unsere Profession. Aber das Leben ändert sich häufig plötzlich, wie ja auch meine Berufung zeigt“, sagt die promovierte Ingenieurin mit Hintergrund in Elektrotechnik.

„Kaum eine andere Branche hat so vielfältige Anwendungen“
Ihr Schwerpunktthema Licht ist für solch disruptive Änderungen eigentlich gut geeignet. Die Lichttechnik hat im 21. Jahrhundert einen starken Wandel durchlaufen: Von der Glühlampe hin zur energieoptimierten LED-Leuchte – „kaum eine andere Branche hat so vielfältige Anwendungen“, sagt sie. Mit dem Thema Licht lassen sich viele Disziplinen verbinden wie die Architektur, das Design, die Medizin, die Biologie, die Astronomie und natürlich die technischen Medienberufe, wie die HAW Hamburg sie in der Medientechnik und den Media Systems anbietet. „Licht“, so Liedtke, „ist eine Querschnittskompetenz, die überall einsetzbar ist.“ Und genau diese Bandbreite an Möglichkeiten möchte sie den Studierenden im Studium vermitteln. „Aus diesem Grund bringen wir Neuberufenen ein großes Netzwerk mit, das den Studierenden für ihre Praxiserfahrungen offensteht.“ 

Bei Lichttechnik in Gebäuden gibt es viel Aufklärungsbedarf
Ein Beispiel ist Licht in Gebäuden. Hier gebe es viel Aufklärungsbedarf, gerade auch, was die Nachhaltigkeit betrifft. „Ich habe in meiner Tätigkeit als Lichtexpertin in der Baubranche erlebt, dass qualitativ hochwertige Beleuchtungsanlagen, die eigentlich 20 Jahre halten, nach zwei Jahren wieder demontiert wurden, weil der Mieter wechselte. Das ist ein problematischer Umgang mit Ressourcen, hier muss von Anfang an anders und nachhaltiger geplant werden.“ Das Thema Nachhaltigkeit liege ihr auch sonst am Herzen. In den Halterungen der Anlagen ist Aluminium und im LED-Licht sind Seltene Erden aus China verbaut. „Wir müssen die Folgekosten einer vorschnellen Entsorgung von Lichtanlagen mit in die Kosten einrechnen und den gesamten Produktionskreislauf betrachten. Die Textilbranche hat es uns schon vorgemacht, die Lichtbranche hängt noch hinterher.“ Für Professorin Liedkte ist das ein Auftrag, den sie gerne angeht. „Das Thema Nachhaltigkeit werde ich in meine Curricula mit integrieren.“ Diese Neuausrichtung des Studiums auch für den Eventbereich ist für sie deshalb ein wichtiges Anliegen. Das betrifft ebenso das Thema Lichtverschmutzung: „Licht hat leider auch zum Insektensterben beigetragen.“ Ebenso so problematisch sei unsere Abhängigkeit von China bei der Produktion von LED-Leuchten.

Innovationen sind die Lösung
Auch wenn die Pandemie die Medientechnik besonders stark getroffen hat, bescheinigt die Lichtexpertin ihrer Branche dennoch eine große Zukunft. „Große Firmen und kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) müssen sich gerade neu aufstellen. Hier ist ein Transformationsprozess im Gang, der sicherlich einigen Firmen das Überleben kostet, aber auch Innovationen und Lösungen hervorbringt. Das ist die gute Nachricht. Wichtig ist es, agil und reaktionsfähig zu bleiben und das Handlungsfeld immer wieder anzupassen.“ Für die Gaming-Branche ist das Thema Licht ebenfalls zentral. „Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit meinen neuen Kolleginnen und Kollegen hier an der HAW Hamburg. Meinen Hintergrund der Lichtsimulation kann ich hier gut einbringen.“ 

Bevor die Studierenden aber wieder Scheinwerfer im Studio selbst aufhängen und testen dürfen, hat sie mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter des Lichtlabors, Fabian Oving, einen digitalen Laborversuch konzipiert. Dieser konnte durch die engagierten Mitarbeit von Lichttutor*innen schnell und unkompliziert auf die Beine gestellt werden. Nun steuern die Studierenden von zu Hause am Rechner die Helligkeit, Farbe und Effekte und sehen live über die Studiokameras deren Wirkung. „Das ersetzt zwar keine echte Praxis, ist aber ein guter Weg, ein wenig praktisch zu üben, bevor es wieder richtig losgeht“, so die Professorin.

Text: Katharina Jeorgakopulos

Weitere Informationen:

Lichtlabor der HAW Hamburg

Kontakt

Fakultät Design, Medien, Information (DMI)
Department Medientechnik
Prof. Dr.-Ing. Carolin Liedtke
carolin.liedtke (at) haw-hamburg (dot) de
 

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