In einem bundesweit einmaligen Pilotprojekt kooperieren die Feuerwehrakademie Hamburg und die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg bei der Qualifizierung von Brandreferendar*innen aus ganz Deutschland zu betriebswirtschaftlichen Themen. Der dreiwöchige Führungslehrgang mit 40 Teilnehmenden ist Teil der zweijährigen Ausbildung, in dem Brandreferendar*innen für den höheren Dienst der Feuerwehr qualifiziert werden. Er startet am 7. August in den Räumen der Feuerwehrakademie in Hamburg-Billbrook. Die Teilnehmenden sind Angehörige von Berufs- und Werksfeuerwehren aus ganz Deutschland.
Seit mehreren Jahrzehnten wird unter anderem der betriebswirtschaftliche Teil der Ausbildung in Hamburg durchgeführt. Auf Initiative der Feuerwehrakademie ist eine Kooperationsidee mit dem Campus Weiterbildung der HAW Hamburg entstanden. „Die Feuerwehr als tragende Säule des Zivilschutzes dabei zu unterstützen, ihren Führungsnachwuchs auf bestmöglichem Niveau zu qualifizieren, ist uns als praxisorientierte Hochschule ein wichtiges Anliegen“, erklärt Prof. Dr. Thomas Pfahler vom Department Public Management der HAW Hamburg. Pfahler hat die wissenschaftliche Leitung des Lehrgangs übernommen, der vom Campus Weiterbildung organisiert wird. Gemeinsam mit erfahrenen Lehrenden der Hochschule, der Feuerwehr sowie von spezialisierten Beratungsunternehmen wird Pfahler den Nachwuchsführungskräften in 120 Unterrichtsstunden Grundlagen und Praxiswissen zu Themen wie Grundlagen der Betriebswirtschaft, Rechnungswesen, Haushalts- und Beschaffungsrecht und -praxis, Personalwirtschaft und Organisationsentwicklung vermitteln. Auch das Thema „Länderübergreifende Zusammenarbeit im Zivilschutz“ steht auf dem Lehrplan.
Neue Wege in der Feuerwehrausbildung
„In der Feuerwehrausbildung wollen wir moderne Wege gehen. Dabei setzen wir in verschiedenen Bereichen auf Kooperationspartner, die ihr Fachwissen einbringen und damit auch das Wissen bei den Feuerwehren vertiefen und Kompetenzen verbessern. In diesem Ausbildungsabschnitt des höheren feuerwehrtechnischen Dienstes geht es unter anderem um betriebswirtschaftliche Themenfelder. Hier ist die HAW Hamburg ein guter Partner an unserer Seite“, sagt Branddirektor Ben Bockemühl, Leiter der Feuerwehrakademie Hamburg.
Neu am bewährten Lehrgang ist neben den auf die Feuerwehr angepassten Themenfeldern vor allem die didaktische Konzeption der Prüfungsleistung: Während das erlernte Wissen traditionell in einer Multiple-Choice-Klausur abgefragt wird, setzen Bockemühl und Pfahler auf die interaktive und teamfördernde Methode einer gemeinsamen Abschlusspräsentation. Dazu sollen die Teilnehmenden in zehn Arbeitsgruppen praktische Fallstudien aus ihrem Arbeitsalltag ausarbeiten und dem Plenum und einer Prüfungskommission präsentieren. „Mit Hilfe der Fallstudie wird in der Weiterbildung das eigene Erfahrungswissen aktiviert und in die Prüfungssituation eingebracht. Dadurch entstehen Synergieeffekte, die die Weiterbildungsinhalte quasi in Aktion vermitteln. Die HAW Hamburg ist hierfür als Partner der Feuerwehr prädestiniert“, erläutert Professor Pfahler, Experte für öffentliche Finanzwirtschaft und Volkswirtschaftslehre.
Die Kooperation soll künftig mit zwei Führungslehrgängen pro Jahr fortgeführt werden. Der Bedarf an ausgebildeten Brandreferendar*innen ist bundesweit groß; auch bei den Feuerwehren macht sich der Fachkräftemangel bemerkbar. Für die HAW Hamburg ist dieses Projekt ein möglicher Auftakt zu weiteren Kooperationen mit Organisationen im Bereich des Zivilschutzes. „Das Know-how unserer Lehrenden in den beiden Ingenieur-Studiengängen Gefahrenabwehr und Rettungsingenieurwesen bietet weitere spannende Möglichkeiten, öffentliche Einrichtungen bei der Qualifizierung von Fachkräften in diesen Themen zu unterstützen. Bereits jetzt beraten und begleiten wir Landesbehörden, Landkreise und Kommunen erfolgreich bei der digitalen Transformation“, erklärt Mark Hübner-Weinhold, Leiter des Campus Weiterbildung.