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Hochschulwettbewerb fördert Projekt mit 10.000 Eur

Mode für Rollstuhlfahrende

"Rolez" ist der Name eines partizipativen Projektes, das jetzt vom Hochschulwettbewerb neben 14 weiteren Projekten ausgezeichnet wurde. Für die Umsetzung ihrer eingereichten Idee in die Praxis erhält das interdisziplinäre Team von Modedesignerin Lioba Benold 10.000 Euro Preisgeld. Es möchte gemeinsam mit Rollstuhlfahrenden inklusive Mode entwickeln, die für sitzende Menschen gedacht ist.

Aus insgesamt 270 Einreichungen hat die Jury des Hochschulwettbewerbs die besten Projektideen gekürt. Der Hochschulwettbewerb wird jährlich von Wissenschaft im Dialog (WiD) in Kooperation mit dem Bundesverband Hochschulkommunikation und der Hochschulrektorenkonferenz  ausgerufen und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Wissenschaftsjahres gefördert.

Unter den 15 Gewinner-Teams ist auch „Rolez“ aus Hamburg – ein interdisziplinäres Team bestehend aus Lioba Benold (Master Modedesign HAW Hamburg), Mona-Lisa Sell (Physiotherapeutin, Bachelor Sozialökonomie Universität Hamburg), Anne Zerfass (Master Allgemeine Sprachwissenschaft Universität Hamburg) und Nora Steidel (ethnografischen Stadtforscherin). Bereits für ihren Bachelorabschluss im Fach Modedesign hat Lioba Benold ein Projekt mit inklusiver Ausrichtung umgesetzt. MAL DIR MIR VOR

Zu ihrem neuen Projekt haben wir Lioba bei paar Fragen gestellt: 

Worum geht es bei Eurem Projekt? Was ist die Zielsetzung?
Lioba Benold: Wir finden, dass die Textilindustrie die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen zu wenig oder gar nicht im Blick hat. Unser Ziel ist es, Kleidung in Zukunft inklusiver zu gestalten. Mode sollte im sozialen Kontext betrachtet werden. Mit unserem Projekt „Rolez“ möchten wir eine Brücke zwischen Bevölkerung und Wissenschaft schlagen – und mehr noch: wir möchten auch diese Brücke barrierefrei gestalten

Euer Fokus liegt auf Rollstuhlfahrenden – warum?
In diesem Bereich ist es sehr offensichtlich, was wir verändern möchten. Denn Schnittmuster werden von stehenden Menschen angepasst. Doch was ist, wenn man dauerhaft sitzt? Die Kleidung schlägt Falten, hat falsche Längenverhältnisse und vernachlässigt die speziellen, unter anderem auch medizinischen Bedürfnisse der Zielgruppe. Das Marktangebot ist klein und die Endkonsument:innen unzufrieden. Die Modeindustrie handelt nicht inklusiv. Als interdisziplinäres Team treten wir mit den Menschen in Austausch, denen die Modeindustrie bisher kein Gehör geschenkt hat. Wir wollen feststellen, welche soziale Verantwortung Design hat, verstehen wie Kleidung inklusiver gestaltet werden kann und den Themenbereich Barrierefreiheit im Hochschulkontext thematisieren.

Wie sieht Eure Vorgehensweise aus?
Wir möchten als Designer:innen mit einem sozialen Anliegen gestalten. Daher ist einer der wichtigsten Aspekte unserer Arbeit, die Bedürfnisse der Anspruchsgruppen genau in den Blick zu nehmen. Wir gehen noch einen Schritt weiter und lassen genau diese Gruppe auch am Designprozess teilhaben. Wir planen Workshops und Austauschkreise, in denen sich Rollstuhlfahrende, Designer:innen und Vertreter der Modeindustrie begegnen. Gemeinsam forschen wir in den Bereichen Schnitt, Material und Werkstoff. Inklusion kann in unseren Augen nur erfolgreich sein, wenn die Menschen, um die es geht, aktiv in Entscheidungsprozesse eingebunden werden.

Teilhabe ist also nicht nur Ziel, sondern modus operandi bei Eurem Projekt? 
Ganz genau. Rollstuhlfahrende verkörpern die Fachexpert:innen der Forschung und stehen im Zentrum des gesamten Prozesses. Wir erforschen gemeinsam, was sie in Punkto Kleidung wollen und was die Modewelt können muss.  Das partizipative Element ist die Barrierefreiheit – sowohl im forschenden als auch operativen Sinne. Als mobiles Forschungslabor suchen wir gezielt die digitalen und analogen Alltagsräume der Teilnehmenden auf, um die örtliche Bindung von Wissenschaft und Hochschule zu lockern und den Zugang zur Forschung niederschwellig und barrierefreier zu gestalten.

Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, folgt Rolez auf Instagram. 

Text und Interview: Hendrike Schmietendorf

Kontakt

Lioba Benold

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