Modedesign-Nachwuchs präsentierte Kollektionen im Börsensaal der Handelskammer

In zwei Shows präsentierten Studierende der HAW Hamburg am Samstag ihre Semester- und Abschlussarbeiten. Die Sitzreihen im Börsensaal der Handelskammer Hamburg entlang des Catwalks waren bis zum letzten Sitz gefüllt und ließ die Besucher nach zweistündiger Show und 300 Outfits begeistert zurück.

Die großen Fenster im Börsensaal waren an dem sonnigen Samstagabend am 14. Juli mit schweren Vorhängen bedeckt und eine monotone Computerstimme schallte mit immer wiederkehrenden Worten durch den dunklen Saal: „APLUS APLUS APLUS“.

Die Stimme leitete die Besucher im Laufe des Abends durch das Programm, beginnend mit einem Schnelldurchlauf des vergangenen Semesters: „IDEE … INSPIRATION … STECKEN … NÄHEN … DURCHDREHEN … PRÄSENTATION!“ Und dann ging es endlich los: 300 Outfits von rund 150 Modedesign-Studierenden wurden von 70 Models gezeigt, die von 15 professionellen Make-Up Artists der Face Art Academy für den Laufsteg gestylt wurden.

Unter den lauten Bässen der Musik, die mal sanft und mal kraftvoll den hohen hanseatischen Börsensaal der Handelskammer Hamburg erfüllten, präsentierten die Models die Kreationen der Jungdesignerinnen und -designer. Ihr Look mit den silbernen Augenbrauen und den streng nach hinten gegelten Haaren wirkte ebenso wie die Computerstimme mechanisch-metallisch.

Zu sehen waren unter anderem Schnittarbeiten aus schwarzem Schaumstoff des ersten Semesters, sowie eigene Abschlusskollektionen der Bachelor- und Masterstudierenden und eindrucksvolle Projektarbeiten vom dritten bis siebten Semester.

Zeit zu reflektieren

Für die Modenschau, die in diesem Jahr unter dem Leitsatz „Zeit zu reflektieren“ stand, haben Studierende auch ihre persönliche Geschichte aufgegriffen. „Eine Arbeit handelt zum Beispiel von einem Trauerfall in der Familie, eine andere vom Stottern und eine weitere erzählt eine persönliche Flüchtlingsgeschichte. Damit haben sie uns Dozenten sehr viel Vertrauen entgegengebracht“, bemerkt Jürgen Frisch, Professor für Modedesign an der Armgartstraße und einer der Leiter der Modenschau, vor der Show anerkennend.

Dabei wurden nicht nur persönliche Biografien aufgearbeitet (in „Biographies“), sondern auch gesellschaftliche Fragen zur Nachhaltigkeit bearbeitet (in „Trace“). In dem Projekt reflektierten die Studierenden nicht nur den eigenen Konsum, sondern auch Herstellungsbedingungen und Zukunftsszenarien in Zusammenhang mit Kleidung.

Inspiriert wurde die Modedesignstudentin Vanessa Drozkowski von einer Indianerin, eine Nebenfigur aus dem Roman „Der Schamane“ von Noah Gordon. Das Outfit ihres Model war ein helles Kleid mit vielen Fransen und einer langen Schleppe. „Ich will mit der Arbeit bewusst die amerikanische Kultur aufgreifen und dabei die der Indianer in den Fokus rücken. Mit dem Kleid will ich die Menschen und ihre Kultur ehren, die verdrängt und unterdrückt wurde“, erklärt Drozkowski ihren Zugang zu dem Thema.

Meret Faerber aus dem fünften Semester setzte sich bei ihrem Design mit den Ängsten zur Zeit der frühen Industrialisierung auseinander. Der Ganzkörperanzug, der von oben bis unten mit dem Wort „Angst“ bedruckt ist wird scheinbar verhüllt von gelbem Tüll. „Der Tüll soll ausdrücken, dass die Angst immer da ist und man sie nie ganz verstecken kann. So wie die gelben Buchstaben durch den Tüll scheinen, kommt die Angst wieder durch“, beschreibt die Designerin ihre Arbeit.

Die Präsentation unterschieden sich dabei zum Teil stark. In „Pénthos“ von Janne S. Plutat, simulierten die Models unter Orgelmusik einen Trauerzug und vollzogen mit schauspielerischen Talent in ihren abstrakten Outfits einen Stimmungswandel von der Trauer bis hin zur Befreiung durch Läuterung.  Auf der anderen Seite wurde aber auch alltagstaugliche und tragbare Mode präsentiert, wie zum Beispiel von der Masterstudentin Sina Marinkovic in „A Sense of Beauty“, deren Kollektion in sommerlichen Farben und leichten Schnitten daherkam.

Nach dem finalen Lauf verließen die Designerinnen und Designer mit ihren Models unter tobenden Applaus den Catwalk. Die Freude über die gelungene Show nach wochenlanger und intensiver Vorbereitung übertrug sich dabei auf das Publikum, das den Saal mit viel Inspiration verließ.

(Autorin: Britta Sowa)

Kontakt

Prof. Jürgen Frisch
Fakultät Design, Medien und Information
Department Design
T +49 40 428 75 4658
juergen.frisch@haw-hamburg.de

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