Werdegang
Nach einer Ausbildung zum Tischler studierte der gebürtige Sauerländer Prof. Dr.-Ing. Peter Wulf zunächst an der Universität Paderborn und dann an der RWTH Aachen Maschinenbau, dort in der Vertiefungsrichtung Luft- und Raumfahrttechnik. Im Anschluss war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Bremen am Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM, Fallturm „Bremen“) tätig, wo er 1997 über ein Thema aus der Strömungsmechanik promovierte. „Während meines Studiums war mir aber schon klar, dass ich mich später beruflich nicht unbedingt nur auf die Luft- und Raumfahrt fokussieren werde“, sagt er. So arbeitete er nach seiner Promotion zunächst in der Funktion eines Entwicklungsingenieurs bei MAN im Druckmaschinenbereich und anschließend als Sachgebietsleiter für Numerische Strömungssimulation bei Bayer MaterialScience, wo er sich mit Berechnungen und Simulationen von Polyurethan-Schäumen befasste. „Für mich war und ist das ein reizvolles Thema, weil theoretische Grundlagen und praktische Anwendung so nah beieinander liegen. Daran habe ich in meinen späteren Forschungsarbeiten an der HAW Hamburg immer wieder angeknüpft“, sagt er und blieb so zudem mit seinen ehemaligen Kollegen von Bayer in einem produktiven Austausch.
2006 wurde er Professor für Technische Mechanik und Numerische Strömungssimulation am Department Maschinenbau und Produktion und leitet dort seit 2010 das Institut für computerorientierte und angewandte Mechanik mit aktuell 10 Professoren*innen und neun wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen. Von hier aus führten ihn seine Wege im Team mit seinem Kollegen Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Beyer auch in den HAW-Hochschulsenat (2010 bis 2016).
Von 2007 bis 2014 leitete er zwei BMBF-geförderte Forschungsprojekte aus dem Bereich der Mehrphasenströmungen. In Kooperation mit der Helmut-Schmidt-Universität wurde dazu auch ein Promotionsverfahren erfolgreich abgeschlossen. 2016 stellte er sich in seinen Forschungsaktivitäten neu auf. „Ich überlegte, was für mich anwendungsnahe Forschungsthemen mit Alleinstellungsmerkmal sein könnten und habe mich daher in einige spezielle Fragestellungen etwas tiefer eingearbeitet.“ So entstanden beispielsweise erste Ansätze zur Modellierung der Vereisung von Windenergieanlagen oder zur Vermessung von Polyurethan-Schäumen. „Es gibt immer wieder Anknüpfungspunkte zum CC4E.“
Dazu führte er Gutachtertätigkeiten für BMBF-Forschungslinien und für die DFG durch und ist Sprecher der HAW-Forschungsgruppe „Dynamik und Interaktion von Strömungen und Strukturen“. Auch wirkt er aktiv im Forschungsausschuss der Fakultät TI mit. „Eigentlich wollte ich gerade so richtig mit den neuen Themen loslegen“, erzählt er, „da kam der Anruf von Präsident Prof. Dr. Micha Teuscher und die Frage, ob ich das Amt des Vizepräsidenten für Forschung, Transfer und Internationales übernehmen möchte“.
Weiterentwicklung der Forschungsstrategie
„Mein Vorgänger Prof. Netzel hat regional wie auch international viele Forschungs- und Transfervorhaben angestoßen und realisiert“, sagt er, „dazu hat er ein großes Netzwerk auch im Bereich Internationales aufgebaut, hier will ich anknüpfen und weiterarbeiten.“ Für die Forschung an der HAW Hamburg sieht er einen guten Nährboden bereitet. „Ich sehe auch viele gute Ideen und Anregungen durch Studierende, die diese in ihren wissenschaftlichen Arbeiten aufgreifen. Das kann man noch auf andere Füße stellen.“ Er hat hier Gründungen, Start-Ups sowie auch Patentanmeldungen im Auge. „Mit der Stabsstelle Forschung und Transfer haben wir einen hochprofessionellen Partner, dazu haben wir das Promotionszentrum und den Gründungsservice – alles Angebote, die es vor einiger Zeit so noch nicht gab und die wir stärker nutzen sollten.“ Er möchte deshalb bei den Kollegen*innen mehr Anregungen für Forschungs- und Transferaktivitäten schaffen. „Wir sollten nicht nur auf die Aktivitäten der Universitäten schauen“, sagt er, „wir sind anders aufgestellt und insbesondere unsere zeitlichen Ressourcen sind deutlich limitierter. Unsere Stärke ist aber der enge Bezug zu den Studierenden und der Transfer in die Praxis. Denn jede Arbeit wird ja mehr oder weniger an dieser Nahtstelle entwickelt. Das ist ein riesiges Potential, das wir noch besser heben sollten“.
Was ihm noch wichtig ist: Der Promotionsgedanke. „Derzeit können wir mit unseren universitären Partnern im In- und Ausland kooperative Promotionen durchführen. Ich bin mir aber sicher, dass es in Zukunft an immer mehr HAWs in Deutschland das Promotionsrecht in ausgewählten forschungsstarken Bereichen geben wird. Da sollte die HAW Hamburg bald aufschließen“, so Wulf. Und auch das CARPE Netzwerk möchte er stärken. „Die HAW Hamburg ist ein starker Player in diesem internationalen Verbund.“ Diese Rolle soll forciert werden, damit die HAW Hamburg noch besser an den europäischen Forschungsförderprogrammen partizipieren kann. Durch die Unterstützung des International Office kann die Hochschule den internationalen Austausch nach Corona zügig wieder aufnehmen und noch breiter ausbauen. „Durch Herrn Netzel und sein Team ist die HAW Hamburg in viele internationale Kooperationen eingebunden worden. Dafür bin ich sehr dankbar. Diese Arbeit sollten wir unbedingt aufgreifen und uns damit weiterentwickeln.“