„Premiere“ eines Doppel-Filmworkshops

Es herrschte buchstäblich kalifornisches Wetter in Hamburg, als die beiden Professoren Kevin O´Brien und Elyusha Vafaeisefat von der CSU Long Beach an die Elbe kamen. Und mit ihnen gab es auch eine Premiere in der Historie des seit 2014 bestehenden Film-Technik-Transfers. Federführend von der Mitarbeiterin Martina Hentig organisiert, fand erstmals im Produktionslabor am Kunst und Medien Campus Finkenau nicht nur ein Workshop für Bachelor-Studierende der Medientechnik, sondern auch einer für Masterstudierende (Sound/Vision) statt.

Group of students and professors

CSULB Film Master Class June 2023

Am 12. Juni 2023 startete die Master-Class mit einem Austausch über Kurzfilme, der zu der Frage eines Teilnehmers führte: „Wie fängt man an?“ Dieses Signal wurde zum Impetus, sowohl für den Master- als auch für den darauffolgenden Bachelor-Workshop. An den Beispielen von „Big Wednesday“ und „Blade Runner“ sprach man sowohl über die Bedeutung von Konflikten als auch vom Licht und Produktionsdesign in Film-Storytelling. Und den Studierenden wurde die Aufgabe zugeteilt, ein eigenes Drehbuch über einen Konflikt zwischen zwei Personen im filmischen und technischen Stil von „Blade Runner“ zu entwickeln.

Und es dauerte in der Master-Class gerade einmal einen Tag, bis zwei der zehn Teilnehmer*innen in Zusammenarbeit mit Elyusha ein Drehbuch über eine ziemlich vertrackte Diskussion eines Professors mit einem seiner Studierenden schrieben: Wer schreibt in Zeiten von KI und ChatGPT was von wem ab? Tags darauf wurde diese Debatte mit zwei Kursteilnehmern in den tragenden Rollen gedreht, unmittelbar danach geschnitten und dann einer anregenden Diskussion des Kurses überantwortet.

Micha Gress, der das Drehbuch dafür zusammen mit Bernd Welte schrieb, sagte über die Master-Class: "Der Workshop von Kevin und Elyusha hat uns allen sehr gefallen. In nicht einmal einer Woche haben wir einen Kurzfilm erschaffen und sind äußerst zufrieden mit dem Resultat. Darüber hinaus haben sie uns wertvolle Ratschläge für unsere eigenen Projekte gegeben, von ihren Erfahrungen in Long Beach berichtet und uns faszinierende Einblicke in die Filmwelt Hollywoods gewährt."

Kevin O’Brien war ebenfalls sehr zufrieden mit dem Ergebnis: „Der Kurzfilm sah nicht nur gut aus, sondern der Inhalt spiegelt sehr relevant die aktuellen Probleme im Zusammenhang mit dem Aufkommen von ChatGPT in der Wissenschaft und in der gesamten Welt wieder. Ausgehend von der Frage "Wo fangen wir an?" bis hin zur fertigen Szene hat der Kurzfilm gezeigt, dass die gemeinsame Arbeit im Filmteam zu hervorragenden Ergebnissen führen kann, wenn Menschen zusammenarbeiten, sich austauschen, einander zuhören und sich gegenseitig unterstützen.“

Insgesamt glauben wir, alle Studierende haben gelernt, dass sie eine Stimme haben, dass sie Geschichten haben, die es wert sind, erzählt zu werden, und dass sie wunderbare Freunde und Kommiliton*innen haben, die sie in ihrem Studium der Filmproduktion unterstützen werden.

Kevin O'Brien

Im Bachelor-Workshop mit mehr als zwanzig Teilnehmer*innen standen unzählige Fragen und Anregungen zu Story-Telling und Cinematography im Vordergrund. Neugierig und wissensdurstig nutzen die zumeist aus Anfangssemestern stammenden „Aspirant*innen“ die einmalige Chance, alle nur denkbaren Dimensionen auszuloten, um eines der Leitmotive der CSULB aufzusaugen: Zuerst die Inhalte, dann die Technik und dann die Symbiose aus beidem.

Aufgeteilt in zwei Gruppen haben auch sie ein Drehbuch entwickelt und in knapp zweieinhalb Tagen auf dem Campus filmisch umgesetzt. Besonders spannend war die lebhafte Diskussion während der Kritiken am Ende des Workshops mit vielen denkwürdigen Zitaten. Ein paar von ihnen stachen für Kevin und Elyusha besonders hervor: "Wir haben etwas außerhalb unserer Komfortzone gemacht. Ich mag Ton, aber obwohl ich Angst hatte, musste ich versuchen, eine Kamera zu bedienen..." und: "Es war toll, wir konnten mit Leuten arbeiten, die wir nicht kannten oder die neu für uns waren."

Oliver Pilz fasste für sich als Teilnehmer das Erlebte mit den Worten zusammen: „Der Workshop hat viel Spaß gemacht! Ich persönlich hätte mir noch länger von Kevin etwas über Filmgeschichte erzählen lassen, aber gerade für die Erstis, glaube ich, war der "Hands-On-Approach" genau das richtige. So haben sie zum einen früh im Studium erste Einblicke in die Dramaturgie des Films und das Produktionslabor bekommen, zugleich aber auch gelernt was unsere Partnerschaft mit der CSULB ausmacht.“

In beiden Workshops betonten Kevin und Elyusha, wie wichtig es sei, neue Beziehungen zu knüpfen, sobald man ein Film-Team zusammenstellt. Und sie forderten die Studierenden auf, weiter an ihren eigenen Projekten zu arbeiten und kleine Produktionsteams mit ihren neu gewonnenen Freunden zu bilden.

Resümierend schrieb Kevin über die Workshops: „Die Arbeit sowohl mit den Master- als auch mit den Bachelor-Studierenden war eine große Freude. Beide Gruppen zeigten eine große Bereitschaft, neue Techniken und Aufgaben der Filmproduktion auszuprobieren, und sie waren begierig darauf, Methoden des narrativen Filmemachens zu lernen und zu üben. Insgesamt glauben wir, alle Studierende haben gelernt, dass sie eine Stimme haben, dass sie Geschichten haben, die es wert sind, erzählt zu werden, und dass sie wunderbare Freunde und Kommiliton*innen haben, die sie in ihrem Studium der Filmproduktion unterstützen werden.“

Text: Wolfgang Willaschek & Kevin O'Brien

Kontakt

Martina Hentig
Produktionslabor
HAW Hamburg

Prof. Wolfgang Willaschek
Dept. Medientechnik

Ingrid Weatherall
USA-Strategie
International Office

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