Sind Plastikverpackungen kompostierbar?

[Lehre/Forschung] Kartons werfen, zusammendrücken oder mit einem Einkaufswagen kollidieren lassen – um herauszufinden, welche Verpackung für ein Produkt die richtige ist, führt das Verpackungsinstitut (BFSV) zahlreiche Versuche durch. Prof. Dr. Bernd Sadlowsky, seit drei Jahren der Leiter, ist immer wieder begeistert von der Vielfältigkeit der Projekte. Zurzeit betreut er unter anderem eine Masterarbeit zur Kompostierbarkeit von Plastikverpackungen.

Auch so kann Forschung aussehen: Jede Wochen treffen sich Svea Fick und Kathrin Labusch, um einen großen Komposthaufen umzuschichten. Darin befinden sich ihre Untersuchungsobjekte: Joghurtbecher und Plastiktüten. Die beiden Studentinnen des Masterstudiengangs „Food Science“ untersuchen in einem zwölfwöchigen Langzeitversuch, wie Kunststoffverpackungen abgebaut werden, die ihre Hersteller als „biologisch abbaubar“ bezeichnen.

Fick und Labusch wollen herausfinden, ob diese Kunststoffe sinnvoll im Biomüll entsorgt werden können. „Ein sehr aktuelles Thema“, sagt Bernd Sadlowsky, der den Versuch leitet. „‘Biologisch abbaubar‘ heißt für die Hersteller, dass Reste von höchstens zwei Millimetern zurückbleiben. Aber was passiert mit diesen Resten?“ Das Projekt stellen die Studentinnen auf der Fachmesse „Verpackung 2012“ am 25. und 26. Januar vor. Gleichzeitig ist es die Grundlage ihrer Masterarbeiten.

Praxisbezug kommt bei Studierenden gut an
Der Langzeitversuch von Svea Fick und Kathrin Labusch ist nur ein Beispiel dafür, wie Studierende ihr Wissen am Institut für BFSV in Projekten und Praktika anwenden können. „Unser Praxisbezug kommt bei den Studierenden gut an. Hier können sie ihre Interessen in Projekten praxisnah vertiefen“, erklärt Versuchsleiter Sadlowsky.

Dabei arbeiten Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen. „In relativ kurzer Zeit haben wir eine interdisziplinäre Vernetzung geschaffen.“ Im Moment betreut der Professor für Verpackungstechnik sechs Projekte von Studierenden, elf sind bereits abgeschlossen. „Wer glaubt, er habe mit Verpackungstechnik nichts zu tun, muss nur in einen Supermarkt gehen“, sagt er. Dort findet er neben Joghurtbechern auch Verkaufsständer aus Pappe, sogenannte Displays. „Displays sollen edel aussehen. Bevor sie in den Handel gehen, prüfen wir für die Hersteller, ob sie auch standfest sind.“ Der Professor und seine Studierenden füllen dazu die Verkaufsständer mit Waren und simulieren anschließend einen Zusammenstoß mit einem Einkaufswagen.

Institut mit langer Tradition
Die Anfänge des Instituts für BFSV gehen bis ins Jahr 1954 zurück. Damals wurde am Hafen die „Beratungsstelle für seemäßige Verpackung“ gegründet, um Reeder beim sicheren Transport von Waren zu unterstützen. Seit 1972 ist das Institut für BFSV mit der heutigen HAW Hamburg verbunden. Mittlerweile ist es, so Sadlowsky, eines der wenigen Institute in Deutschland, das so praxisnah zu Verpackungslösungen forscht.

Seit drei Jahren leitet er das Institut und versteht es vor allem als Schnittstelle, sowohl zwischen unterschiedlichen Fachdisziplinen als auch zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Aus den Drittmitteln, die er und seine Kollegen aus der Wirtschaft einwerben, werden am Institut unter anderem achtzehn Mitarbeiterstellen finanziert.

Bernd Sadlowsky ist zufrieden mit der Entwicklung des Instituts für BFSV: „Alle Seiten profitieren hier. Die Forschung der Verpackungstechnik, die HAW Hamburg und die Studierenden, die über das BFVS in der Industrie Fuß fassen. Dieses Konzept begeistert mich.“

Herr Sadlowsky hat sich im Gespräch übrigens sehr herzlich bei Dr. Petra Sehling-Biehusen bedankt. Als Geschäftsführerin der Fakultät Life Sciences hat sie es ermöglicht, dass der Komposthaufen für den Langzeitversuch der Studentinnen – trotz Geruchsbelästigung – auf dem Gelände in Bergedorf aufgestellt werden konnte. Außerdem sei sie immer offen für ungewöhnliche Ideen und Lösung.

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