Studentische Partizipation @KOMWEID: Studierende als Mitgestalter*innen des Projektes KOMWEID

Saskia Schrader, KOMWEID-Impulse, Jahrgang 2023, Nr. 12, November 2023

Studierende direkt in das Projekt einzubeziehen, sowie studentische Perspektiven immer mitzudenken ist einer der Grundsätze von KOMWEID.[1] Daher ist die aktive Mitgestaltung und Weiterentwicklung der Lehre durch Studierende in den Projektzielen von KOMWEID fest verankert. Studentischen Partizipation an der Hochschule hat sich im Verlauf zu einem Projektschwerpunkt entwickelt. In diesem Beitrag wird zunächst die Relevanz von studentischer Partizipation verdeutlicht. Des Weiteren wird erläutert, welchen Platz die Partizipation Studierender im Projekt KOMWEID einnimmt, was durch Arbeitsbeispiele von partizipierenden Studierenden im Projekt verdeutlicht wird. 

Bedeutung und Relevanz studentischer Partizipation 

Definiert wird unter dem Begriff der Partizipation die „Teilhabe und Teilnahme von (einfachen) Mitgliedern einer Gruppe, einer Organisation usw. an deren Zielbestimmung und Zielverwirklichung” (Strubelt 1994: 572), welche „alle möglichen Formen faktischer, nicht institutionalisierter und informeller Beteiligung” umfassen kann (Friedrichsmeier/Wannöffel 2010: 8). Ähnlich wie bei politischen Beteiligungsprozessen, geht es bei studentischer Partizipation, um die Mitwirkung an Entscheidungsprozessen durch das Einbringen von verschiedenen Perspektiven und Auffassungen mit dem Ziel zu einem demokratisch legitimierten Ergebnis zu gelangen (Raffaele/Rediger 2021: 8). Bei der Partizipation an Hochschulen geht es also nicht nur um die Berücksichtigung studentischer Interessen, sondern Studierende sollen aktiv Studium, Lehre, Forschung und Hochschulorganisation mitgestalten (Kleppsch/Schulze-Achatz: 43).[2]

Studierende sind ein zentraler Teil von Studium und Lehre und sollten dabei nicht nur als passive Lernende an der Hochschule angesehen werden. Ganz im Gegenteil: Sie sind die Expert*innen für ihre eigenen Belange in ihrer alltäglichen Lebenswelt des Studierens und Lernens (Albrecht/Reitermayer 2019: 46). Studierende selbst wissen daher am besten, welche Bedürfnisse sie haben, welche Dinge bereits gut laufen und wo es noch Handlungsbedarf gibt. Zudem sprechen sie die Sprache der Studierenden, das heißt sie kennen die ungefähren Lebenslagen ihrer Kommiliton*innen und wissen, welchen Umständen Studierende ausgesetzt sind, wie sie zusammen Verbesserungen in Studium und Lehre erreichen können und wie sie effektiv angesprochen werden können (Kunkel et al. 2022: 137). 

Beim Konzept der studentischen Partizipation – auch Students as Partners genannt – geht es darum, über die Lernendenzentrierung hinaus zu gehen und die studentischen Bedürfnisse als Hochschule nicht nur aufzugreifen und zu bearbeiten, sondern Studierende zu involvieren und sie als Gestalter*innen ihrer Hochschule und ihres Studiums wirken zu lassen (Kleppsch/Schulze-Achatz 2023: 43). Da KOMWEID sich intensiv mit digitaler Lehre beschäftigt, besteht die Notwendigkeit, Studierende einzubeziehen, die ihr Studium selbst mitgestalten können. 

Studentische Partizipation @KOMWEID 

Das Projekt KOMWEID hat sich unter anderem zum Ziel gesetzt, vor allem im Bereich der digital unterstützten Lehre, die studentische Sicht einzubringen. Studierende sollen die Möglichkeit bekommen, ihr Studium aktiv mitzugestalten und weiterzuentwickeln und dazu ermutigt, befähigt, und gefördert werden, sich eigenverantwortlich für ihre Interessen und Bedarfe in der Lehre einzusetzen sowie gemeinsam mit den Lehrenden eine hochqualitative Lehre zu gestalten. Zur Förderung und Unterstützung studentischer Partizipation arbeitet KOMWEID sowohl intern als auch extern an verschiedenen Konzepten.  

Zur Erhebung eines Status quo zum Thema studentische Partizipation führte KOMWEID im Frühjahr 2023 eine hochschulweite Umfrage unter Studierenden zu verschiedenen Aspekten studentischer Partizipation durch. Die Befragung beschäftigte sich mit Fragen ob, wie und wo Studierende der HAW Hamburg gerne partizipieren würden, welche Hindernisse ihnen dabei im Weg stehen und welche Bedürfnisse Studierende für eine aktive Partizipation in Studium und Lehre haben. Aus den Ergebnissen der Umfrage sollen schließlich Maßnahmen zur Förderung der studentischen Partizipation, entsprechend den Wünschen der Studierenden abgeleitet werden.[3]

Ein Baustein der Partizipation von Studierenden ist die Einbindung als bezahlte studentische Hilfskräfte (Kunkel et al. 2022: 138). Im Projekt KOMWEID sind momentan sieben studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte beschäftigt. Vier dieser Hilfskräfte produzieren eigenständig den KOMWEID-Podcast StudiSpace – ein Podcast von Studierenden für Studierende der HAW Hamburg. Während zwei der studentischen Beschäftigten aus den Studiengängen Media Systems und Medientechnik sich um die technische Umsetzung des Podcast kümmern, begleiten zwei weitere Studierende aus den Studiengängen Medien und Kommunikation sowie Soziologie (Universität Hamburg) als Moderatorinnen die Studierenden mit Themen rund um das Studium und praktischen Ratschlägen von Studierenden und Expert*innen durch die Studienzeit.  

Als Illustratorin beteiligt sich eine studentische Hilfskraft aus dem Department Design im Projekt. Sie gestaltet Illustrationsarbeiten für Publikationen und Webauftritte des Projektes. Eine weitere Studierende des Departments Design unterstützte KOMWEID bei der Produktion von Erklärvideos zu wichtigen Maschinen für die Studierenden des Studiengangs Mode-, Kostüm- und Textildesign im Labor für Fertigungstechnik. Sowohl der Podcast, die Videoproduktion als auch die gestalterisch-grafischen Aufgaben berücksichtigen, dass Studierende anderer Hochschulen in Interviews zu studentischer Partizipation äußerten, dass sie sich besonders gerne in praktischer Anwendung beteiligen, bei der sie mit ihrer Mitarbeit etwas Sichtbares erschaffen (Westbrock 2023).  

Im direkten Austausch mit den Studierenden der HAW Hamburg arbeiten zwei studentische Hilfskräfte (Soziale Arbeit & Flugzeugbau) für die Teams Mediendidaktik an den Fakultäten Wirtschaft und Soziales sowie Technik und Informatik. Dort bieten sie jeweils eine Computersprechstunde für Studierende an, in der Probleme, bspw. mit der an der Hochschule verwendeten Software, aus dem Weg geräumt werden können. Entsprechend den Wünschen der Studierenden aus einer an der HAW erfolgten Befragung, bietet KOMWEID mit der Sprechstunde Studierenden die Möglichkeit, sich gegenseitig mit kleinen Problemen im Studium zu helfen. 

Im Sommersemester 2023 unterstützte KOMWEID die Projektlehrveranstaltung Partizipation und Openness im Studiengang Bibliotheks- und Informationsmanagement an der Fakultät Design, Medien und Information, bei der KOMWEID als Auftraggeber für eine Austauschveranstaltung unter Studierenden zum Thema Lehre und Lernen in der Zukunft fungierte. Die Bedarfe und Sorgen zu diesem Thema bearbeitet KOMWEID nun weiter, sodass die Studierenden sich hier indirekt an der Weiterentwicklung der Gestaltung von Online-Lehre beteiligen konnten. 

Die Förderung und Umsetzung von studentischer Partizipation ist im Projekt KOMWEID fest verankert und stellt daher eine Leitlinie des Projektes dar. Studierende arbeiten auf Augenhöhe mit und bringen ihr Wissen und ihre Erfahrungen als Studierende und studentische Beschäftigte ein. Die Mitarbeitenden bei KOMWEID versuchen dabei, aus bestehenden wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie den Ergebnissen der eigens durchgeführten Umfrage zum Thema studentische Partizipation zu lernen. Studierende sollen partnerschaftlich im Projekt mitarbeiten, weshalb sie schon von Beginn an in ihre eigene Aufgabenfindung einbezogen werden und so weit wie möglich eigenverantwortlich arbeiten. So können sie zum einen ihre individuellen Erfahrungen und Kompetenzen einbringen und zum anderen neue Kompetenzen erlangen und sich persönlich wie beruflich weiterentwickeln. Es hat sich gezeigt, dass Partizipation an der Hochschule für Studierende eine zusätzliche Aufgabe ist, weshalb viele Studierende aufgrund eines vollen Stundenplanes kombiniert mit Erwerbsarbeit und Hobbys davor zurückschrecken. Durch die Beschäftigung als studentische bzw. wissenschaftliche Hilfskräfte stattet KOMWEID die Studierenden mit zeitlichen und finanziellen Ressourcen aus, die es ihnen erleichtern sollen, ihre Partizipation neben dem Studium auszuüben. Dadurch wird eine hohe Stressbelastung vermieden und eine konstante Einbeziehung studentischer Sichtweisen gesichert. Zudem arbeiten die Studierenden, wie auch das Team, sowohl online als auch in Präsenz sowie asynchron als auch synchron zusammen, womit dem Bedürfnis nach einer möglichst flexiblen Partizipation entsprochen wird. Trotz der vielen Freiheiten und dem selbstgesteuerten Arbeiten stehen den studentischen Beschäftigten bei KOMWEID ständig feste Ansprechpartner*innen des Teams zur Seite, die bei Bedarf unterstützen. 

Im Projekt KOMWEID wird gelebt, dass Mitarbeitende und Studierende unterschiedliche Perspektiven und Kompetenzen mitbringen, die sich sinnvoll ergänzen und sich gegenseitig bereichern. Durch die Einbindung von Studierenden in die Projektarbeit tragen studentische Ansichten und Erfahrungen zum Erreichen der Projektziele bei. KOMWEID möchte somit für die Partizipation von Studierenden in Projekten und v.a. in Studium und Lehre werben und die Chancen und Potenziale studentischer Beteiligung sichtbar machen. KOMWEID wird den Ansatz der studentischen Partizipation im Projekt sowie an der Hochschule weiterhin verfolgen, evaluieren und stetig weiterentwickeln, um den Studierenden ein Studium und eine Hochschule nach ihren Bedarfen und Interessen zu ermöglichen. 

 

  1. Das Drittmittelprojekt Kompetenzen weiterentwickeln im digitalen Wandel (KOMWEID) wird mit 2,9 Millionen Euro durch die Stiftung Innovation in der Hochschullehre bis 31.7.2024 gefördert.

  2. Eine detailliertere Ausführung zu Begriff und Bedeutung von studentischer Partizipation findet sich in dem bereits von KOMWEID im API-Magazin veröffentlichten Artikel Bedeutung und Potenziale studentischer Partizipation (Saskia Schrader, 2023): https://journals.sub.uni-hamburg.de/hup3/apimagazin/article/view/155 (zuletzt abgerufen am 17.10.2023).

  3. Erste Ergebnisse der Umfrage wurden im Artikel zu Bedeutung und Potenziale studentischer Partizipation (Saskia Schrader, 2023) im API-Magazin veröffentlicht: https://journals.sub.uni-hamburg.de/hup3/apimagazin/article/view/155 (zuletzt abgerufen am 17.10.2023). Weitere Ergebnisse folgen im folgenden Impuls-Beitrag zum Thema studentische Partizipation.

Hier können Sie den Impuls-Beitrag als PDF-Datei herunterladen. 

 

Quellennachweise

Albrecht, Felix und Reitermayer, Joerg (2019): Partizipation, in: Die Techniker (Hrsg.): SGM – Studentisches Gesundheitsmanagement. Handlungsempfehlungen zu Theorie und Praxis, S. 45-48, Online unter: handlungsempfehlung-zum-studentischen-gesundheitsmanagement-data.pdf (tk.de) (letzter Zugriff: 19.10.2023). 

Friedrichsmeier, Andres und Wannöffel, Manfred (2010): Mitbestimmung und Partizipation – Das Management von demokratischer Beteiligung und Interessenvertretung an deutschen Hochschulen, Arbeitspapier 203, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung. 

Strubelt, Wendelin (2020): Partizipation, in: Klimke, Daniela; Lautmann, Rüdiger; Stäheli, Urs; Weischer, Christoph und Wienold, Hanns (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie, 6. überarbeitete und erweiterte Auflage, Wiesbaden: Westdeutscher Verlag. 

Kleppsch, Julia und Schulze,Achatz, Sylvia (2023): Students as Partners – Umsetzung des Ansatzes in einem Forschungsprojekt, in: Weimann-Sandig, Nina und Kleppsch, Julia (Hrsg.): Building Bridges – Beziehungsarbeit im digitalen Raum gestalten 5: Ergebnisse des BediRa-Barcamps, Schriftenreihe ehs-Forschung Nr. 5, Dresden: Evangelische Hochschule Dresden, S. 42-52, Online unter:  
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-854286 (letzter Zugriff: 19.10.2023). 

Kunkel, Jule; Bachert, Philip und Hildebrand, Claudia (2022): Partizipation Studierender im SGM durch Lehre und Forschung, in: Timmann, Mareike; Paeck, Tatjana; Fischer, Jan; Steinke, Brigitte; Dold, Chiara; Preuß, Manuela; Sprenger, Max (Hrsg.): Handbuch Studentisches Gesundheitsmanagement – Perspektiven, Impulse und Praxiseinblicke, Heidelberg/Berlin: Springer, S. 137-145, https://doi.org/10.1007/978-3-662-65344-9

Raffaele, Cristina und Rediger, Philipp (2021): Die Partizipation Studierender als Kriterium der Qualitätssicherung in Studium und Lehre, HoF-Arbeitsbericht 117, Halle-Wittenberg: Institut für Hochschulforschung, Online unter: https://www.hof.uni-halle.de/web/dateien/pdf/ab_117.pdf (letzter Zugriff: 19.10.2023). 

Westbrock, Anna (2023): Partizipation im studentischen Gesundheitsmanagement: Förderfaktoren und Barrieren der Mitbestimmung Studierender, Prävention und Gesundheitsförderung, Berlin/Heidelberg: Springer, https://doi.org/10.1007/s11553-023-01072-1

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