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Nachhaltigkeit an der HAW Hamburg

Studierende für das Thema Nachhaltigkeit begeistern

Ein wesentliches Element von Nachhaltigkeit ist, dass sie tatsächlich gelebt wird. An der HAW Hamburg erfolgt dies bereits, beispielsweise in Lehre, Forschung und Verwaltung. Zukünftig soll die Umsetzung durch eine hochschulweite Nachhaltigkeitsstrategie für alle Handlungsbereich der Hochschule noch systematischer erfolgen. Seit diesem Jahr setzen sich zudem acht studentische BNE-Pionier*innen für nachhaltige Anliegen, insbesondere der Studierenden, ein.

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Seit diesem Jahr setzen sich acht studentische BNE-Pionier*innen für nachhaltige Anliegen, insbesondere der Studierenden, ein. Das Projekt wird im Rahmen des Hamburger Masterplans BNE 2030 (BNE steht für Bildung für Nachhaltige Entwicklung) gefördert. Copyright: Mint/Blak, Adobe Stock

Das Projekt wird im Rahmen des Hamburger Masterplans BNE 2030 (BNE steht für Bildung für Nachhaltige Entwicklung) gefördert. Wir haben mit den drei BNE-Pionierinnen Marie Pautz, Daha Yeo und Mia Joy Genz gesprochen.

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Ihrem Studium…?
Marie Pautz
: Das Thema Nachhaltigkeit spielt in meinem Studiengang Ökotrophologie eine sehr wichtige Rolle. Die Lebensmittelbranche ist zuständig für einen wesentlichen Teil der jährlichen Treibhausgasemissionen, unter anderem durch die Produktion und Verarbeitung von Fleisch- und Wurstwaren. Außerdem stellt die Lebensmittelverschwendung ein großes Problem in der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung dar. Viele Lehr-Module behandeln dementsprechend das Thema Nachhaltigkeit und klären über die Probleme in der Branche auf.

Mia Joy Genz: Nachhaltigkeit spielt heutzutage in der Wirtschaft eine große Rolle, und das merke ich in meinem Studium Marketing und technische Betriebswirtschaftslehre auch. Ich bin zwar erst im zweiten Semester, aber in Fächern wie VWL oder Marketing-Management, in denen nachhaltiges Wirtschaften und Emissionsverbrauch in unsere Gesellschaft behandelt wird, zeigt sich schon jetzt die Relevanz des Themas.

Daha Yeo: In meinem Studiengang, ich studiere Illustration, spielt das Thema Nachhaltigkeit eigentlich nicht so eine große Rolle, es gibt nur einzelne Studierende, die sich aus eigenem Interesse mit dem Thema beschäftigen. Das war einer der Gründe, mich hochschulpolitisch zu engagieren: Das Thema Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Studium präsenter zu machen. Als „Student for Future“ haben wir deshalb zum Beispiel für das Sommersemester 2025 ein Seminar „Illustration für die Zukunft“ mit Prof. Reinhard Schulz-Schaeffer entwickelt, mit dem Fokus auf Wissenschaftsillustration und Klimakommunikation. Das fühlt sich auf jeden Fall gut an, hier etwas zu bewegen. Und ich hoffe, dass das Thema Nachhaltigkeit für alle Studierende an der HAW Hamburg selbstverständlich wird und nicht nur in Nischenprojekten oder in besonderen Studiengängen, wie Umwelttechnik. Die Nachhaltigkeitsstrategie geht in diese Richtung, ich hatte im vergangenen Jahr daran als studentische Teilnehmerin mitgearbeitet und konnte ein paar Anmerkungen geben. Und ich freue mich, dass ich nun als BNE-Pionierin meine Erfahrungen der letzten Jahre im Engagement für eine nachhaltige HAW Hamburg weitergeben kann. Zudem durch mein hochschulübergreifendes Engagement merke ich, dass das aktuelle Präsidium der HAW Hamburg das Thema Nachhaltigkeit sehr ernst nimmt und sich an der HAW Hamburg viel bewegt. Und ich hoffe, dass das Thema fest in der Hochschulstruktur und in den Curricula verankert wird, und die nächsten Präsidien es weiter fortführen.

Das Thema Nachhaltigkeit spielt in meinem Studiengang Ökotrophologie eine sehr wichtige Rolle. Die Lebensmittelbranche ist zuständig für einen wesentlichen Teil der jährlichen Treibhausgasemissionen.

Marie Pautz, BNE-Pionierin

… und wie nachhaltig ist Ihr Alltag?
Daha Yeo
: Ich ernähre mich seit 2018 ausschließlich vegan, für mich spielt daher Ernährung auch aus persönlicher Sicht eine große Rolle. Außerdem kaufe ich, seit ich selbst regelmäßig Kleidertauschpartys auf dem Campus Armgartstraße organisiere, kaum noch neue Kleidung. Ich engagiere mich sehr stark bei „Students for Future“ und Mensarevolution und vernetze mich mit viele Studierenden auch außerhalb der HAW Hamburg, die eine ähnliche Motivation haben.

Marie Pautz: Das Thema Nachhaltigkeit nehme ich mir zu Herzen und versuche auch, es in meinen Alltag zu integrieren – sei es, dass ich beim Einkaufen, soweit es geht, auf Plastikverpackungen verzichte oder Kleidung und Technik second-hand kaufe. In einer Großstadt wie Hamburg ist es für mich leicht, auf das Autofahren zu verzichten – zumal es viele Fahrradwege gibt. Es ist leicht möglich, den eigenen CO2-Fußabdruck zu verringern, ohne einen großen Aufwand zu betreiben: statt Plastikfolie auf Bienenwachstücher umsteigen, wiederverwendbare Mehrwegverpackungen statt Einzweckverpackungen benutzen, Müll trennen und dadurch Rohstoffrecycling ermöglichen und vieles mehr. Es gibt viele Wege, das Thema Nachhaltigkeit in seinen Alltag zu integrieren – man muss es nur wollen.

Für mich als Studierende ist es wichtig und als BNE-Pionierin eine gute Möglichkeit, kritisch auf die Nachhaltigkeitsmaßnahmen der HAW Hamburg zu schauen und sie voranzubringen. Außerdem finde ich Veranstaltungen wie das Zukunftsforum Nachhaltigkeit oder den Nachhaltigkeitstag wichtige Orte, um über eine bessere Zukunft nachzudenken.

Daha Yeo, BNE-Pionierin

Mit welchem Ziel haben Sie sich als BNE-Pioniere beworben – was möchten Sie verändern?
Daha Yeo: Meine Hauptmotivation ist die Teilnahme der HAW Hamburg beim „Zukunftsforum klimafreundliche Hochschulen“  (ZhK) und da besonders das Projekt zur Reduzierung der Treibhausemissionen. Als „Students for Future“ haben wir dazu bereits im vergangenen Jahr einen Antrag zur klimaneutralen HAW Hamburg in das Studierendenparlament eingebracht und wollten ein interdisziplinäres Seminar mit Studierenden organisieren, um die Berechnungen der Treibhausgasemissionen der HAW Hamburg voranzutreiben. Das hat leider nicht funktioniert, aber darüber kam der Kontakt zu Johanna Imiela, der Referentin für Nachhaltigkeit, zustande. Für mich als Studierende ist es wichtig und als BNE-Pionierin eine gute Möglichkeit, kritisch auf die Nachhaltigkeitsmaßnahmen der HAW Hamburg zu schauen und sie voranzubringen. Außerdem finde ich Veranstaltungen wie das Zukunftsforum Nachhaltigkeit oder den Nachhaltigkeitstag wichtige Orte, um über eine bessere Zukunft nachzudenken. Aus meiner Sicht müssen wir alle Studierenden unserer Hochschule noch direkter abholen – insbesondere in Studiengängen, die nicht unmittelbar etwas mit dem Thema Nachhaltigkeit zu tun haben.

Marie Pautz: Obwohl ich noch nicht viel in dieser Hinsicht gemacht habe, möchte ich mich mehr für meine Umwelt und den Klimaschutz einsetzen, weshalb ich mich als BNE-Pionierin beworben habe. Mir ist wichtig, mich selbst und andere über das Thema Nachhaltigkeit zu informieren und ein klimabewusstes Umfeld an der HAW Hamburg zu schaffen. Leider sind wir als Studierendenschaft allein nicht in der Lage, fundamentalen Veränderungen an unserer Hochschule einzuleiten. Trotzdem können wir junge Menschen aufklären und informieren oder sie dazu bewegen, ebenfalls aktiv zu werden.

Mia Joy Genz: Mein Ziel ist es ebenfalls, dass Thema Nachhaltigkeit bei den Studierenden stärker in den Fokus zu rücken, aber auch die Lehre selbst mehr in Richtung Nachhaltigkeit auszurichten. Ich wünsche mir, dass das Thema nichts Besonderes mehr ist, sondern in unsere Gesellschaft fest verankert ist – und wo können wir da besser starten als bei der Gesellschaft von morgen? Ich hoffe, dass ich durch meine Tätigkeit als BNE-Pionierin auch Erfahrung sammeln kann, um nach meinem Studium zu zeigen, dass nicht nur die Einzelperson für unsere Erde verantwortlich ist, sondern gerade Großunternehmen, und dass ich diese unterstützen kann, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.

Welches sind Ihre ersten Projekte?
Marie Pautz
: Eine Initiative der BNE-Pionier*innen sind die sogenannten Campus-Nachmittage. Das sind Nachhaltigkeitsprojekte mit studentischer Partizipation. Unter anderem veranstalten wir am 7. Mai zusammen mit „Students for Future“ eine Kleidertauschparty in der Aula am Campus Armgartstraße, und am 5. Juni planen wir im Foyer am Campus Bergedorf gemeinsam vegan zu kochen und zu essen, um das Thema gesunde, nachhaltige Ernährung erlebbar zu machen. Es wird außerdem am 27. Juli ein Fahrrad-Repair-Cafè am Berliner Tor 5 geben, bei dem Studierende selbst ihre Fahrräder reparieren können, kostenlos Kaffee und Waffeln bekommen, und anschließend können alle mit zur Fahrrad-Demo Critical Mass kommen. Weitere Projekte sind bereits in Planung und sollen monatlich stattfinden. Ziel der Projekte ist es primär, über unterschiedliche Themen aufzuklären – sei es Überkonsum von Mode oder Lebensmittelverschwendung. Wir wollen eine offene Atmosphäre schaffen und zum Nachdenken und Mitwirken anregen!

Mia-Joy Genz: Ich war bereits beim Kurz-Video für die Bewerbung des Zukunftsforums Nachhaltigkeit am 24. April am Campus Berliner Tor dabei und unterstütze die weiteren Projekte, die Marie genannt hat.

Daha Yeo: Bei dem „Zukunftsforum klimafreundliche Hochschulen“ gab es einen Kick-off im Februar, in dem ein Kernteam entstanden ist, bei denen ich von den BNE-Pionier*innen dabei bin. Ich organisiere zudem auch die Campus-Nachmittage mit – Darüber hinaus wollen wir an OE-Wochen, Ringvorlesungen und anderen bestehenden Veranstaltungen teilnehmen und die Studierenden über die Nachhaltigkeitsprojekte der HAW Hamburg informieren.

Ich möchte gerne, dass wir in der Studierendenschaft bekannt geworden sind und auch gut angenommen werden. Damit die Student*innen Spaß am Thema bekommen und selbst motiviert sind, mehr zu machen – nicht nur für sich selbst, sondern auch mit anderen zusammen, und wir eine Gemeinschaft bilden können

Mia Joy Genz, BNE-Pionierin

Was möchten Sie bis Ende 2025 an der HAW Hamburg in Sachen Nachhaltigkeit bewegt haben?
Mia Joy Genz
: Ich möchte gerne, dass wir in der Studierendenschaft bekannt geworden sind und auch gut angenommen werden. Damit die Student*innen Spaß am Thema bekommen und selbst motiviert sind, mehr zu machen – nicht nur für sich selbst, sondern auch mit anderen zusammen, und wir eine Gemeinschaft bilden können.

Daha Yeo: Ja, wir möchten vor allem viele Studierende erreichen und dass sie sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen und sehen, dass sie aus ihrem Studiengang heraus etwas machen können. Zudem wünsche ich mir, dass wir bis Ende des Jahres im Rahmen des ZhK-Projektes eine transparente Berechnung der Treibhausgasemissionen schaffen. Im Wintersemester wollen wir mit Prof. Dr. Hans Schäfers vom CC4E und „Students for Future“ ein Seminar entwickeln und in diesem gemeinsam Maßnahmen für die HAW Hamburg erarbeiten, um die CO2-Emissionen der HAW Hamburg zeitnah senken zu können. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass das im Studium ein Thema ist – nicht nur weil es grundsätzlich relevant ist, sondern weil viele Arbeitgeber*innen und Institutionen Klimamaßnahmen, beispielsweise mittels Klimamanager*innen, umsetzen müssen. Es ist also, wie Mia-Joy auch sagt, eine wichtige Kompetenz für die Zukunft und die Arbeitswelt.

Marie Pautz: Auf jeden Fall setzen wir einen Fokus darauf, uns der Studentenschaft erst einmal bekannt zu machen, denn es ist uns wichtig, eine studentische Anlaufstelle für Ideen oder Anregung bezüglich der Nachhaltigkeit für die HAW Hamburg zu schaffen. Durch die Projekte erhoffen wir uns, unsere Studierenden mehr für ihre Zukunft zu interessieren und gleichzeitig eine Community zu bilden, welche sich gemeinsam um ihre Umwelt bemüht.

Marie Pautz studiert Ökotrophologie und Mia Joy Genz Marketing/TBWL, beide sind im 2. Semester und Daha Yeo studiert Illustration im 9. Semester.

Nachhaltigkeit an der HAW Hamburg

Dank einer Förderung aus Mitteln des Hamburger Masterplans BNE 2030 arbeiten im Jahr 2025 studentische Hilfskräfte, BNE-Pionier*innen, eng mit den Nachhaltigkeitsbeauftragten der Fakultäten der HAW Hamburg zusammen und bringen studentische Anliegen direkt in die Umsetzung der Nachhaltigkeitsaktivitäten mit ein. Auf Ideen und Impulse freuen sich:

Gemma Klanck (Ökotrophologie, Bergedorf), Marie Pautz (Ökotrophologie, Bergedorf), Michelle Till (Textildesign, Armgartstraße), Daha Yeo (Illustration, Finkenau), Julia Drewes (Soziale Arbeit, Alexanderstraße), Giulia Korn (Soziale Arbeit, Alexanderstraße), Mia Joy Genz (Marketing/TBWL, Berliner Tor), Adrian Kösters (Regenerative Energiesysteme und Energiemanagement, Elektro- und Informationstechnik, Berliner Tor).

Das Selbstverständnis der HAW Hamburg ist es, aus den unterschiedlichen Fachdisziplinen und mit den Möglichkeiten der angewandten Wissenschaften, interdisziplinär und gemeinsam mit Partner*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Politik einen Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Gesellschaft zu leisten. Die Nachhaltigkeitsstrategie wird aufzeigen, wie die HAW Hamburg im gesamtinstitutionellen Ansatz ihrer Verantwortung gerecht werden kann und wie sie als eine der größten Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Deutschland aktiv einen Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Gesellschaft leistet. 

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