Prof. Dr. Erik Kuhn ist Tribologe durch und durch. Er forscht und lehrt zu seinem Spezialgebiet – der Lehre von der Reibung – bereits seit 40 Jahren. „Seit 66 Semestern halte ich Vorlesungen an der HAW Hamburg“, erzählt der Wissenschaftler, der am Department Maschinenbau und Produktion angesiedelt ist, mit einem Augenzwinkern. Er ist international vernetzt, publiziert regelmäßig, spricht auf Kongressen zum Thema, betreut Promotionen und ist als Gutachter für Peer-Review-Verfahren zuständig. Er war bereits mehrmals Gastautor bei intenationalen Journals und Chairman auf den Tribologie-Weltkongressen in Wien und Lyon. Außerdem lädt er seit fast 20 Jahren andere Tribologinnen und Tribologen zum „Arnold-Tross-Kolloquium“ ein – einer internationalen Fachveranstaltung, auf der neueste wissenschaftliche Ergebnisse vorgestellt und diskutiert werden.
Hier dreht sich alles um die Reibung
„Mich interessieren insbesondere die Reibungseigenschaften von viskoelastischen Schmierstoffen wie Fetten“, erklärt er. „Dabei ist die Reibung immer auch verbunden mit Verschleiß.“ Genau das interessiert natürlich Maschinenbauer. Sie möchten wissen, wie sie den Verschleiß ihrer Maschinen so klein wie möglich halten können.
Kuhns Blick auf das Fach unterscheidet sich von anderen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die zum Thema forschen: „Ich wechsle die Betrachtungsseite – also schaue nicht von der Ingenieursseite auf das Thema, sondern vom System aus“, erklärt Kuhn. „Wenn Reibung entsteht, beansprucht es das System; das System versucht sich zu entlasten und reagiert.“ Diese Sichtweise ist besonders und bringt ihm internationale Anerkennung ein. An der Hochschule hat er zwei Labore eingerichtet, in denen auch Studierende Messungen durchführen können. Dafür gibt es spezielle Messgeräte, beispielsweise ein sogenanntes Tribometer: „Damit messen wir die Reibungskraft“, erklärt Kuhn. Und das sehr genau. Das Rheometer dagegen misst das Verformungs- und Fließverhalten von Materie: „Mit Hilfe unterschiedlicher Parameter zeigt das Rheometer an, wie eine Probe auf Reibung reagiert“, erklärt Kuhn. Auf diese Weise kommt man dem Reibungsverhalten beim Einsatz von Schmierstoffen auf die Spur.