Ihre Lehre war ganz wesentlich geprägt von ihrem eigenen Zugang zur Kunst, ihrer umfassenden Auffassung von schöpferischer Arbeit als direktem ‚Akt des Handelns‘, als Tat, die nicht dem Wort, einer Regel, einer Aufgabe, einem Zweck folgt: „Angler und Maler haben ein ähnliches Schicksal: Es gibt keine Fanggarantie“ (Ro). Dieses Werk war, auch wenn Eun Nim Ro sich selbst als ’Grübeltier‘ bezeichnete, überhaupt nicht konzeptionell verkopft, sondern auf menschenfreundliche und naturnahe Weise offen, war Kunst mit Ernst und Tiefe, die auch mit heiterer Einfachheit fernöstliche Zeichensprache und westliche Kulturelemente verbinden konnte.
Gerade diese Offenheit fand bei den Studierenden großen Zuspruch. Sie entdeckten im Werk von Eun Nim Ro eine intuitive Direktheit, die im Kontrast zu den sonst akademisch-analytischen Verfahrensweisen mehr Spielräume bot. In solch einer Freiheit war eigenes Finden möglich, das für sie dann sehr individuell und charaktervoll entwickelt werden konnte – nicht zuletzt auch mit einfühlsamen persönlichen Hilfestellungen. So hat sie mit ihrer fachlichen Integrität, ihrer besonderen Intensität und einem starken Beteiligtsein den Studierenden wunderbare Freiheiten in den künstlerischen Zugriffen eröffnet und sie zu ganz eigenständigen Farb- und Bildwelten und kreativen Konzepten geführt.
Ihr opulentes Werk, ihre international hochgeschätzte Kunst und ihre anregende Lehrtätigkeit haben so zu einer anspruchsvollen, ästhetisch reichen Fundierung in der Ausbildung der Studierenden des Departments Design ganz wesentlich beigetragen. Wir verdanken unserer so freundlich anregenden Kollegin sehr viel – ihre Wirkung wird in der gestalterischen Arbeit vieler noch lange präsent sein.
Text von Klaus Waschk, deutscher Zeichner und Buchillustrator. Er lehrte von 1989 bis 2006 als Professor für Gestaltung an der HAW Hamburg.
