Dafür arbeiten die Forscher mit dem Schweizer Unternehmen Climeworks zusammen, das auf die direkte Aufnahme von Kohlendioxid aus der Luft spezialisiert ist. Gegründet wurde es 2009 von zwei Maschinenbau-Ingenieuren in Zürich, die ein Verfahren namens Direct Air Capture (DAC) entwickelt haben. Auf dem Dach des Competence Center für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E) steht nun ein Schiffscontainer mit so einer DAC-Anlage, direkt neben den Solarmodulen, die das Kohlendioxid-Fanggerät mit Strom versorgen.
Große Ventilatoren saugen die Luft an, Filter binden das CO2
Und so funktioniert die neue Anlage: Die Umgebungsluft wird mit Hilfe großer Ventilatoren angesaugt und in einen kastenähnlichen Sammelbehälter geleitet. Dieser sogenannte Kollektor ist mit einem Membranfilter ausgestattet, der mit einem organischen Ammoniak-Derivat – einer chemischen Verbindung – beschichtet ist. Ein solcher Membranfilter kann das CO2 an seiner Oberfläche anlagern („adsorbieren). Im Verlauf dieses chemischen Prozesses („Chemisorption“) wird das Material gesättigt, bis es kein weiteres Kohlendioxid mehr aufnehmen kann. Dann wird der Sammelbehälter geschlossen und auf eine Temperatur von rund 100 Grad Celsius aufgeheizt. Dadurch wird das Kohlendioxid von der Oberfläche des Filtermaterials wieder ablöst („Desorptionsphase“) und kann anschließend abgepumpt und bis zur Weiterverwertung in einem Tank gespeichert werden.
Solche „CO2-Staubsauger“ sind also Realität. Aber würden sie – weltweit eingesetzt – in Zukunft alle Anstrengungen zum Klimaschutz überflüssig machen? Oder als Vorwand dienen, gar nicht aus den fossilen Energien aussteigen zu müssen? „Die Technik allein ist keine Lösung, um den steigenden Emissionen von Treibhausgasen entgegenzuwirken“, erklärt Professor Dr.-Ing. Hans Schäfers, der das Projekt leitet und stellvertretender Leiter des CC4E ist. „Wir können nicht einfach so weitermachen wie bisher. Damit Deutschland bis 2045 klimaneutral wird, brauchen wir dringend eine vollständige Energiewende. Mit unserem Projekt schließen wir den Kohlenstoffkreislauf bei der Methannutzung. Das ist schon mal ein erster wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität.“