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Weiterbildung an der HAW Hamburg

„Weiterbildung von den Kund*innen aus denken“

Das wissenschaftliche Weiterbildungsangebot des Campus Weiterbildung (CaW) soll sich neben Lehre und Forschung als dritte Bildungssäule der HAW Hamburg etablieren. Fach- und Führungskräfte können aus Weiterbildungsprogrammen unter anderem aus den Bereichen Soziale Arbeit, Public Management und Führung & Organisationsentwicklung wählen, und die Departments der vier Fakultäten der Hochschule erhalten Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung von Weiterbildungsideen. Wir haben mit Mark Hübner-Weinhold, Leiter des CaW, über die Strategie des Campus Weiterbildung, Qualifizierung in Pandemie-Zeiten und Zukunftspläne gesprochen.

Porträt von Mark Hübner-Weinhold, Leitung Campus Weiterbildung

Mark Hübner-Weinhold, Leitung Campus Weiterbildung

Können Sie uns bitte kurz das Konzept des Campus Weiterbildung erläutern?
Mark Hübner-Weinhold: Der Campus Weiterbildung ist die zentrale Weiterbildungseinheit der Hochschule. Unsere Kund*innen sind in erster Linie Berufstätige mit einem akademischen Abschluss, die aus zeitlichen, familiären oder beruflichen Gründen keinen Masterstudiengang machen wollen oder können. Um sich fachlich qualifizieren, suchen sie gezielt eine Weiterbildung für Herausforderungen des Arbeitsalltags, wie beispielsweise für die Dynamisierung der Arbeitswelt durch die Digitalisierung. Zudem bieten wir Unterstützung bei der internen Weiterbildung an. Das heißt, dass wir öffentliche Einrichtungen und Unternehmen bei der Qualifizierung ihrer Mitarbeitenden beraten und begleiten.

Haben Sie hier ein Beispiel für uns?
Ja, wir unterstützen aktuell beispielsweise Fördern & Wohnen, kurz F&W. Die öffentliche Einrichtung hatte anlässlich der Flüchtlingswelle 2015 sehr viel Personal eingestellt, allerdings fehlte mitunter das notwendige Fachwissen. Lehrende der HAW Hamburg haben Beschäftigte von F&W in den Grundlagen der Sozialen Arbeit für das Unterkunfts- und Sozialmanagement qualifiziert – und das so erfolgreich, dass wir voraussichtlich im Herbst 2022 schon den vierten Durchgang starten werden.

Bei unseren Weiterbildungsangeboten ist entscheidend, dass wir uns auf die Fachbereiche konzentrieren, in denen die HAW Hamburg besondere Expertise und ein Alleinstellungsmerkmal hat

Mark Hübner-Weinhold, Leiter des Campus Weiterbildung

Bei unseren Weiterbildungsangeboten ist entscheidend, dass wir uns auf die Fachbereiche konzentrieren, in denen die HAW Hamburg besondere Expertise und ein Alleinstellungsmerkmal hat. Wir müssen nicht die hundertste Weiterbildung im Projektmanagement anbieten. Aber in der Sozialen Arbeit, im Public Management und bei Gesundheit und Pflege können wir Themenangebote machen, die der Markt stark nachfragt. In den MINT-Fächern beginnen wir jetzt, neue Branchen zu erschließen, und es ist sicher noch mehr in Zusammenarbeit mit weiteren Departments möglich.

Wann ist der Campus Weiterbildung gestartet und mit welchem Ziel?
Als Betriebseinheit sind wir im Herbst 2019 mit fünf Beschäftigten gestartet – heute sind wir sechs, und es gibt seit November 2020 auch den Verein Campus Weiterbildung an der HAW Hamburg e.V. als Förder- und Unterstützungspartner. Unser Ziel ist, Beschäftigte für die dynamischen Entwicklungen der modernen, digitalen Arbeitswelt zu qualifizieren. Systematische Weiterbildung über alle Phasen des Berufslebens ist unerlässlich, und wir als Hochschule für praxisorientierte Wissenschaften sind der ideale Ort für das biografische Lernen von Bürger*innen über ein Studium hinaus. Daher setzen wir auf flexible und an die Praxis angepasste Angebote, die auf hohem Niveau sind. Das sichern wir durch regelmäßige Bewertung aller Seminare durch die Teilnehmer*innen und entsprechende Prüfungsordnungen. 

Das Konzept für die Weiterbildungsangebote stand sicher vor dem Beginn der Pandemie, wie haben Sie auf die neue Situation reagiert?
Wir sind im Kern ein Präsenzanbieter. Denn ich bin überzeugt, dass die Teilnehmenden bei Weiterbildungen von den persönlichen Begegnungen profitieren – hier können sie netzwerken, in den Austausch gehen mit Menschen, die beruflich vor ähnlichen Herausforderungen in anderen Organisationen stehen. Das ist ein entscheidender Mehrwert von Weiterbildung. Im digitalen Raum ist das stark eingeschränkt, da die gemeinsame Kaffeepause und das Mittagessen ausfallen. Wer hat schon Lust, länger als nötig vor dem Bildschirm zu sitzen? Wir konnten ab März 2020 unsere bestehenden Angebote aber – soweit möglich – online fortsetzen und haben als neues Format die Live-Online-Seminare entwickelt. Das sind speziell für Online konzipierte Kompaktseminare mit nur vier bis sechs Unterrichtseinheiten. Dadurch haben wir Kund*innen aus ganz Deutschland und sogar Österreich gewinnen können.

Obwohl uns die Pandemie im vergangenen Jahr etwas gebremst hat, waren wir 2021 – im ersten 100 Prozent-Corona-Jahr – deutlich erfolgreicher als 2020, was Seminarangebote, Teilnehmende und den Umsatz angeht.

Mark Hübner-Weinhold

Das heißt, Sie werden die Online-Angebote beibehalten?
Ja, aus den Überbrückungslösungen sind zusätzliche Angebote geworden, die unsere klassischen Weiterbildungsangebote sinnvoll ergänzen. Wir erreichen so eine größere Zielgruppe, die den Reiseaufwand scheut und gerade das kompakte Format schätzt. Das zeigt sich auch in den Zahlen: Obwohl uns die Pandemie im vergangenen Jahr etwas gebremst hat, waren wir 2021 – im ersten 100 Prozent-Corona-Jahr – deutlich erfolgreicher als 2020, was Seminarangebote, Teilnehmende und den Umsatz angeht.

Die Idee von eigenen Qualifizierungsangeboten verfolgen viele Hochschulen. Was machen Sie und Ihr Team besser oder anders?
Im Vergleich zu anderen Hochschulanbietern sind wir klein, aber fein. Unser Erfolg ist ein Zusammenspiel von vielen Bausteinen, die wir richtig zusammengesetzt haben. Den Grundstein bildet unser Leitgedanke, dass wir die Weiterbildung von unseren zahlenden Kund*innen aus denken. Dafür machen wir für jede konkrete Weiterbildungsidee eine systematische Marktanalyse, um die Bedarfe genau zu identifizieren. Es reicht also nicht, ein vermeintlich gutes Thema für eine Weiterbildung zu haben, die Unternehmen und Institutionen müssen es auch benötigen und buchen. Zugleich evaluieren wir alle Angebote und ziehen auch unmittelbar Konsequenzen aus den Ergebnissen, so dass wir uns hier schnell und kontinuierlich verbessern. Ein wichtiger Baustein: Wir legen größten Wert auf wirklich gute Betreuung unserer Kund*innen – ebenso wie auch der Lehrenden. Von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Übergabe von Teilnahmezertifikaten fühlen sich die Teilnehmenden bei uns wohl – das belegen die Evaluationsergebnisse.

Ein weiterer Punkt: Wir haben von Anfang an auf ein professionelles Weiterbildungsmarketing gesetzt – mit einer permanent gepflegten Weiterbildungsdatenbank, systematischem Vertrieb per Mailing, in Social-Media-Kanälen und Weiterbildungsportalen, einheitlicher und klarer Gestaltung der Informationen und einem externen SEO-Berater, der uns unterstützt, unsere Texte auf der Website der HAW Hamburg konsequent für die Suchmaschinen zu optimieren.

Und es gibt noch einen Unterschied zu anderen Hochschulen: Unser Verein ist zwar ein privatrechtlicher Kooperationspartner, aber über das Präsidium und die vier Dekan*innen als Mitglieder strukturell in der Hochschule verankert. Der Verein ermöglicht es, dass Lehrende der HAW Hamburg in Nebentätigkeit in der Weiterbildung für unsere Hochschule tätig sind. Und er gibt uns die Flexibilität und Geschwindigkeit, um im Wettbewerb bestehen zu können. Und all diese Bausteine funktionieren nur, weil unser Team engagiert, kreativ und flexibel ist und ausgesprochen lösungs- und serviceorientiert arbeitet.

Die wissenschaftliche Weiterbildung soll systematisch weiter ausgebaut werden. Ein wichtiges Feld dabei ist die Entwicklung von neuen Angeboten in den MINT-Fächern.

Mark Hübner-Weinhold

Welche Pläne haben Sie für den Campus Weiterbildung in 2022?
Wir wollen dort weitermachen, wo wir 2021 aufgehört haben. Demnächst übrigens in neuen Räumen in der Stiftstraße 69. Die wissenschaftliche Weiterbildung soll systematisch weiter ausgebaut werden. Ein wichtiges Feld dabei ist die Entwicklung von neuen Angeboten in den MINT-Fächern. Zudem wollen wir insbesondere den Status der HAW Hamburg als Weiterbildungsbegleiter der öffentlichen Verwaltung stärken.

Und dort, wo es möglich wird, wollen wir unsere Kurse gerne wieder in Präsenz anbieten.

Interview: Anke Blacha

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