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HAW Hamburg 2030

„Wir wollen unsere Hochschule verändern“

Mit dem Strategieprozess „HAW Hamburg 2030“ hat sich die Hochschule zum Ziel gesetzt, ihren wissenschaftlichen Strukturen ein innovatives Profil zu geben und flexible Lehrangebote für eine vielfältige Studierendenschaft zu ermöglichen. Einer von vier Entwicklungsbereichen beschäftigt sich daher auch ausschließlich mit den Themen von Studium und Lehre. Wir haben mit Prof. Dr. Frederike Masemann, Vizepräsidentin für Studium und Lehre, gesprochen, welche Veränderungen anstehen und welche Chancen sie für Studierende und Lehrende sieht.

Prof. Dr. Frederike Masemann

Wir haben mit Prof. Dr. Frederike Masemann, Vizepräsidentin für Studium und Lehre, gesprochen, welche Veränderungen mit "HAW Hamburg 2030" anstehen und welche Chancen sie für Studierende und Lehrende sieht.

Wenn wir unsere 16.000 Studierenden zu „HAW Hamburg 2030“ fragen, werden die meisten wahrscheinlich sagen, dass sie noch nie davon gehört haben… Was bedeutet der Strategieprozess für die Studierenden und in welchen Bereichen können sie jetzt schon oder demnächst Veränderungen wahrnehmen?

Erstens hat der Strategieprozess HAW Hamburg 2030 die Studierenden als unsere Hauptzielgruppe stets im Blick. Für sie wollen wir unsere Hochschule noch attraktiver machen und uns als Organisation zukunftsfähig und resilient aufstellen. Jetzt zu Beginn des Sommersemesters 2025 bekommen unsere Studierenden eine E-Mail, in der sie über ihre Zugehörigkeit zu den neuen Fakultäten und über die Möglichkeiten zur Wahlbeteiligung für die neuen Fakultätsräte informiert werden. Da Studierende selbstverständlich auch an der Arbeit ausgewählter Entwicklungsfeldteams beteiligt waren oder noch sind, und es seit Beginn regelhafte Austauschformate zu "HAW Hamburg 2030" gab, können unsere Studierenden über den Strategieprozess im Bilde sein.

Zweitens bedeutet der Strategieprozess eine Strukturveränderung unserer Hochschule: Ab dem 1. Oktober 2025 werden unsere jetzigen Studiengänge in den neun neuen Fakultäten beheimatet sein und die Organisation von Studium und Lehre dort auch verantwortet – ohne eine Unterstruktur mit Departments. Mit dieser Neustrukturierung werden dann sowohl Forschung als auch Lehre in den Fakultäten zusammen gedacht und umgesetzt. So können Studierenden noch näher an unseren forschungsstarken Bereichen dran sein. Die Studierenden bleiben also in ihren Studiengängen, sie bleiben am gleichen Campus und auch die Kerngruppe der Lehrenden bleibt gleich. Die Zusammensetzung und Namen der Fakultäten ändern sich und neue Dekanate und Fakultätsräte formieren sich.

Hier können und sollten sich Studierende unbedingt einbringen: Sie haben mit der Wahl der Fakultätsräte die Chance, die Fakultäten und die Rahmenbedingung für das Studium an der HAW Hamburg mitzugestalten! Es gibt die Option, entweder als Kandidat*in aktiv zu werden oder sich einfach an den Wahlen zu beteiligen. Gerade wenn Studierende bisher noch kein Amt innehatten, gibt es in der akademischen Gremienarbeit Einiges zu lernen, was auch für später im Berufsleben wichtig ist!

Mit dieser Neustrukturierung werden dann sowohl Forschung als auch Lehre in den Fakultäten zusammen gedacht und umgesetzt. So können Studierenden noch näher an unseren forschungsstarken Bereichen dran sein. Die Studierenden bleiben also in ihren Studiengängen, sie bleiben am gleichen Campus und auch die Kerngruppe der Lehrenden bleibt gleich.

Prof. Dr. Frederike Masemann, Vizepräsidentin für Studium und Lehre

Drittens gibt es eine Veränderung, die erfolgt ist und vielen Studierenden vielleicht noch gar nicht aufgefallen ist. An der HAW Hamburg ist uns Partizipation, Gemeinschaft und offene Kommunikation ein hohes Gut. Unsere partizipative „Hands-On-Mentalität“ soll auch in der Ansprache untereinander deutlich werden. Daher werden wir Studieninteressierte und Studierende in der Gruppenansprache ab sofort nicht länger mit Sie adressieren, sondern Duzen. Diese Entscheidung beruht auch auf der klaren Empfehlung des Entwicklungsfeldteams 2.5, das sich die Bedarfe unserer Erstsemesterstudierenden intensiv angeschaut hat. Auch in meiner Rolle als Vizepräsidentin für Studium und Lehre ist mir wichtig: Ich bin für Studierende ansprechbar, nahbar und es interessiert mich, wie es unseren Studierenden geht und was sie für Ideen haben. Mit einem zugewandten „Du“ in der Kommunikation "one-to-many", also wenn die Studierenden als Gruppe angesprochen werden, wird dieses Interesse hoffentlich noch besser transportiert.

Der Strategieprozess läuft sehr partizipativ, indem in jedem Entwicklungsfeld ca. 10-20 Angehörige der Hochschule aktiv mitgestalten können. In Ihrem Entwicklungsbereich 2 „Studium und Lehre“ sind sicherlich viele Studierenden eingebunden. In welchen Themenbereichen sind sie besonders engagiert?

Ja, wir haben den Entwicklungsbereich 2 für Studium und Lehre mit fünf Entwicklungsfeldern, die sich mit den Themen digitales Lernen, Lehren und Prüfen, Curriculumsentwicklung, hochschuldidaktische Lehrentwicklung, flexible Lehr- und Lernräumen sowie Angebote entlang der Student Journey befassen. Diese Entwicklungsfeldteams arbeiten hochkonzentriert unter Beteiligung von Studierenden an einer HAW Hamburg von morgen. Erste Empfehlungen liegen bereits vor und wir im Präsidium befassen uns derzeit damit, wie wir beispielsweise in einem gemeinsamen Team den Bedarfen des digital gestützten Lehrens, Lernens und Prüfens begegnen können. Für die Curricula wird insbesondere diskutiert, wie wir noch stärker studiengangs- oder fakultätsübergreifende Angebote schaffen können. Wir wollen die fachliche Vielfalt unserer Hochschule nutzen, um an gesellschaftsrelevanten Fragestellungen interdisziplinär zusammenzuarbeiten.

Es freut mich sehr, dass Studierende sich intensiv und kontinuierlich im Entwicklungsbereich Studium und Lehre einbringen und ihre Anliegen klar und fokussiert formulieren. Wir wollen dieses große studentische Engagement auch nach innen und außen mit einem Zertifikat sichtbar machen, das Studierende beispielsweise für Bewerbungen auf Jobs oder für Stipendien nutzen können.

Es freut mich sehr, dass Studierende sich intensiv und kontinuierlich im Entwicklungsbereich Studium und Lehre einbringen und ihre Anliegen klar und fokussiert formulieren. Wir wollen dieses große studentische Engagement auch nach innen und außen mit einem Zertifikat sichtbar machen.

Prof. Dr. Frederike Masemann

Welche Entwicklungen und Veränderungen stehen für die Lehrenden an?

Für die Lehrenden gilt wie für die Studierenden, dass sich zunächst insbesondere die Fakultätsstruktur verändert. Es gibt Fakultäten, die sich aus früheren Departments oder unterschiedlichen Fachgruppen neu zusammensetzen. Das ist aus meiner Sicht eine große Chance, neue Kolleg*innen kennenzulernen und sich neue Lehr- und Forschungsnetzwerke auch innerhalb der HAW Hamburg aufzubauen. Besonders spannend wird dies im so genannten interfakultären Kooperationsbereich, kurz IKB. Hier können innerhalb der Hochschule über Fakultätsgrenzen hinweg gemeinsam neue Initiativen und Formate entstehen – in Lehre, Forschung sowie in Transfer und Weiterbildung.

In diesem Prozess der Neustrukturierung erlebe ich bei den Kolleg*innen aus dem Wissenschafts- wie auch dem Verwaltungsbereich bereits seit einigen Monaten frische, positive, zwischenmenschliche Energie. Ich habe dabei das Bild vor Augen, dass wir als Organisation Hochschule – also jede einzelne Person – in Bewegung kommen und unsere Ideen für die HAW Hamburg zeigen. Solche umfassenden Strukturreformen mit einer hohen internen Mobilität gibt es an einer Hochschule vielleicht alle 20 Jahre. Jetzt ist unser Zeitpunkt, früher Gedachtes oder häufig Erwünschtes auch in die Tat umzusetzen.

Bei so vielen Beteiligten in den unterschiedlichen Entwicklungsfeldern wird sicher auch sehr viel diskutiert. Wie schaffen Sie und die Teams es zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen?

Wir haben uns beim Aufsetzen der partizipativen Formate bewusst dafür entschieden, die Gruppen sehr heterogen zusammenzusetzen – aus unserer Sicht bekommen wir ein Gesamtbild der Hochschule zum Ist- und Soll-Zustand nur durch möglichst viele, unterschiedliche Perspektiven. Mir wurde zurückgespiegelt, und ich habe es auch persönlich erlebt, dass das Kennenlernen und Austauschen außerhalb des eng getakteten Studien- und Arbeitsalltags viel Verständnis, Respekt und Miteinander bewirkt hat. Die Treffen und Workshops sind und waren dicht, konstruktiv und auch anstrengend. Klar wurde in der Sache auch kontrovers diskutiert. Dies dann gleichzeitig mit der Offenheit, den Standpunkt der anderen verstehen zu wollen. Das bedarf einer umsichtigen Leitung der Entwicklungsteams und verbindlicher Kommunikation miteinander. Es muss nicht immer ein Konsens und damit der kleinste gemeinsame Nenner herauskommen. Bessere Erfahrungen haben wir im Konsentverfahren gemacht: Schwerwiegende Einwände müssen mit gemeinsamen Lösungsideen versehen werden, Bedenken bekommen Raum, nächste Schritte werden skizziert und es wird auf dieser Grundlage verbindlich entschieden und tatsächlich umgesetzt. Dass uns dies gelingt, ist bereits ein großer Mehrwert des Strategieprozesses. Wir haben an Vertrauen, an Kollegialität und an Wirksamkeit gewonnen.

Wichtig ist, dass der Strategieprozess „HAW Hamburg 2030“ keine Prosa im Hochglanzformat für die Schublade ist, sondern dass wir konkrete Umsetzungsempfehlungen entwickeln und mit einem hohen Maß an Verbindlichkeit aller Hochschulmitglieder auch in die Umsetzung kommen.

Prof. Dr. Frederike Masemann

Wie sehen die nächsten Schritte in Ihrem Entwicklungsbereich aus?

Insgesamt ist der Strategieprozess in mehrere Phasen aufgeteilt: Wir sind derzeit in der Konzeptionsphase, in der in den Entwicklungsfeldern in allen vier Entwicklungsbereichen, Vorschläge und Empfehlung erarbeitet werden. Die operative Arbeit aller Entwicklungsfeldteams soll bis 30. Juni, spätestens 30. September abgeschlossen sein. Mit dem Start der neun Fakultäten am 1. Oktober beginnt die Transformationsphase, die bis Ende 2026 läuft. In dieser Zeit prüfen wir, welche Empfehlungen wir kurz-, mittel- und langfristig sukzessive wie umsetzen können. Ab 2027 folgt eine Stabilisierungsphase, um nach den intensiven Monaten der Veränderung die neu aufgesetzt Strukturen und Prozesse zu etablieren und einmal tief durchzuatmen. Ich freue mich auf das Feedback der Studierenden und Lehrenden während der Transformationsphase – was läuft gut an oder auch wo ruckelt es noch? Wir werden auch zukünftig ausreichend Gesprächsformate haben, um hier eng im Austausch zu bleiben.

Wichtig ist, dass der Strategieprozess „HAW Hamburg 2030“ keine Prosa im Hochglanzformat für die Schublade ist, sondern dass wir konkrete Umsetzungsempfehlungen entwickeln und mit einem hohen Maß an Verbindlichkeit aller Hochschulmitglieder auch in die Umsetzung kommen. Für uns gilt auch im Strategieprozess der Claim: „Weil Du was verändern kannst.“

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