"Die beiden Begriffe Wissen und Information werden inhaltsleer und beliebig verwendet, der Terminus Wissensgesellschaft ist bislang eine mediale Leerformel. Folgende grundlegenden Fragen werden gar nicht erst gestellt: Was haben diese Etiketten gesamtgesellschaftlich, weltweit und erst recht konkret zu bedeuten? Welche Transformationen oder Indikatoren sind in diesem Zusammenhang wirklich gemeint und was können diese aussagen?", sagt Prof. Dr. Hans-Dieter Kübler zur Thematik seines Buches.
Die beiden Labels Wissensgesellschaft und Informationsgesellschaft eigenen sich hervorragend für eine "schöne neue Welt", so Prof. Dr. Kübler. Entsprechend inflationär verwenden gerade die Medien diese Begrifflichkeiten. Darin sieht Kübler auch den Grund dafür, dass nicht mehr nach der Substanz und der Gültigkeit der Begriffe gefragt wird. Denn als zentrale Bedingung für eine Wissensgesellschaft braucht es mehr als die bloße Anhäufung und Verfügbarkeit von Wissen und Information: Menschen müssen dieses Wissen aufnehmen, rekonstruieren, verarbeiten und vor allem für neue Situationen verwendbar machen. Die technischen Entwicklungen und Kommunikatikonstechnologien, meist gleichgesetzt mit den Begriffen Wissens- und Informationsgesellschaft, sind lediglich Hilfsmittel. Von zentraler Bedeutung sieht der Autor deshalb Erkenntnisse über die soziale Verteilung, Konditionierung und Prädikatisierung von Wissen in allen Lebensbereichen. Dies erfordert unter anderem eine sehr viel stärker interdisziplinär ausgerichtete Forschung.
Mythos Wissensgesellschaft
Gesellschaftlicher Wandel zwischen Information, Medien und Wissen.
Eine Einführung von Hans-Dieter Kübler
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
2005. 220 S. Br.. EUR 17,90
ISBN 3-531-14484-7