Als anwendungsorientierte Hochschule arbeitet die HAW Hamburg in allen Fakultäten praxisnah und pflegt Kooperationen mit außerhochschulischen Partnern. Viele Studiengänge zeichnen sich dementsprechend bereits durch gute Praxisanteile im Curriculum aus oder werden als Studiengänge in dualer Form angeboten. In einem <link https: www.wissenschaftsrat.de download archiv external-link-new-window external link in new>Positionspapier von 2013 hat der Wissenschaftsrat die Bedeutung qualitätsgesicherter dualer Studiengänge hervorgehoben und Empfehlungen erarbeitet, die seitdem nicht nur an der HAW Hamburg diskutiert werden. Nach der Ankündigung des ehemaligen Ersten Bürgermeisters Scholz zur Gründung einer „Beruflichen Hochschule Hamburg“ war die Aufmerksamkeit für duale Studienmodelle erneut gestiegen und somit war es keine Überraschung, dass mehr als 50 Lehrende und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einladung des Präsidenten und der Vizepräsidentin für Studium und Lehre zum Workshop „Duales Studium an der HAW Hamburg“ am 14. März 2018 gefolgt sind.
Eröffnung und Verortung
Präsident Teuscher eröffnete die Veranstaltung in der Handwerkskammer Hamburg und zeigte die strategischen Dimensionen des Themas auf. Die hohe Praxisnähe der HAW Hamburg böte zahlreiche Anknüpfungspunkte für duale Studiengänge, doch diese Weiterentwicklung – als Ergänzung der grundständigen Studiengänge – habe immer auch Auswirkungen auf das Selbstverständnis der Hochschule und der Fächer, die mitgedacht werden sollten. Fragen der inhaltlichen und didaktischen Gestaltung, der Qualitätssicherung und der nachhaltigen Finanzierung solcher Studiengänge müssen diskutiert werden. Der Präsident warb dafür, das Spannungsfeld zwischen Praxisorientierung, Wissenschaftlichkeit und Autonomie zu erkunden und mit Selbstbewusstsein und Kreativität duale Wege zu gestalten. Als Vision stehe dabei die Weiterentwicklung und Profilierung der HAW Hamburg als anwendungsorientierte Hochschule, die Studierende praxisnah und auf akademischem Niveau ausbildet. Letzteres sei auch ein Distinktionsmerkmal gegenüber einer möglichen beruflichen Hochschule.
Vizepräsidentin Bessenrodt-Weberpals erinnerte in ihrem Beitrag an die Grundsatzüberlegung der HAW Hamburg keine duale Fakultät zu gründen, sondern duale Studiengänge auf Basis des Positionspapiers des Wissenschaftsrats in den einzelnen Departments mit der entsprechenden Fachexpertise aufbauen zu wollen. Die langjährige Erfahrung mit dualen Angeboten in zwei Fakultäten, die bewährte Zusammenarbeit mit Praxispartnern, das akademisch hochqualifizierte Lehrpersonal der HAW Hamburg sowie eine systematische Qualitätssicherung seien Stärken der HAW Hamburg, die für den Aufbau dualer Studiengänge genutzt werden können.
Im Weiteren stellte Frau Bessenrodt-Weberpals sechs Dimensionen vor, die im Papier des Wissenschaftsrats zur systematischen Charakterisierung dualer Studienangebote vorgeschlagen werden: die Beziehung der Lernorte, der wissenschaftliche Anspruch, die Gestaltung des Praxisbezugs, die Leistungen des Praxispartners, Unterstützungsleistungen der Hochschulen sowie die Kosten und Finanzierung. Chancen dualer Modelle sieht die Vizepräsidentin zum einen in einer erhöhten Durchlässigkeit für Studienpionier*innen und einer gesteigerten Attraktivität dualer Studienformate für besonders qualifizierte Studienanfänger*innen im MINT-Bereich und zum anderen in der Weiterentwicklung dualer Masterangebote. Dabei sei entsprechend den Wissenschaftsrats-Empfehlungen eine große Vielfalt dualer Modelle zu denken; so können Praxis- und Theorieanteile sich bspw. in einem Blockmodell, als Wochenmodell oder mit Elementen des Selbststudiums abwechseln.
Beide Präsidiumsmitglieder unterstrichen die notwendige Verzahnung von Theorie und Praxis bei ausbildungsintegrierenden oder praxisintegrierenden Studienmodellen und luden zu einer offenen Diskussion mit den Ideen, Bedürfnissen und Wünschen der Hochschulmitglieder ein.
Von anderen lernen: Erfahrungen mit dualen Modellen an der Hochschule Bremen und der HAW Hamburg
Als externer Referent wurde Prof. Dr. Axel Viereck der Hochschule Bremen begrüßt, der detailliert von der strukturellen Verankerung, der Finanzierung und dem Aufbau von praxis- und ausbildungsintegrierenden Studiengängen an seiner Hochschule berichtete. Herr Viereck betonte dabei unter anderem die Notwendigkeit flexibler Studiengangsmodelle, da pauschale Angebote den Möglichkeiten und Bedürfnissen verschiedener Praxispartner nicht gerecht werden können. Mit einer Vielzahl an Anregungen und Fragen gingen die Teilnehmer*innen dann in den „Marktplatz“ über, informierten sich an Posterwänden zu HAW Studiengängen in dualer Form, diskutierten die verschiedenen Modelle und sammelten Themen für die nachmittäglichen Arbeitsgruppen.
Arbeit im Detail: Diskussion in Kleingruppen
Im Anschluss an die Mittagspause wurden die Themen gemeinsam geclustert und es formierten sich Arbeitsgruppen zu den Themen „Duale Master,“ „Kooperation Hochschule und Praxispartner,“ „Selbstverständnis HAW Hamburg,“ „Studiengangsmodelle“ sowie „Wissenschaftlichkeit und Praxisorientierung.“ Die Gruppen eruierten zunächst jeweils Kernthesen, Fragen und Positionen zum Thema und konkretisierten diese in einem zweiten Schritt. Dabei wurden immer wieder die Dimensionen des Wissenschaftsratpapiers beleuchtet. Abschließend wurden die Ergebnisse der Arbeitsgruppen vorgestellt und in einer Zeitleiste die nächsten Schritte und Aufgaben visualisiert. Die Arbeitsgruppen zu den Themen „Duale Master“ und „Selbstverständnis HAW Hamburg“ haben sich bereit erklärt, zu ihren Themen weiter zu arbeiten. Die Vorschläge werden beim Nachfolge-Workshop präsentiert.
An der Thematik interessierte Hochschulmitglieder sind eingeladen, sich im offenen EMIL-Raum „Duales Studium an der HAW Hamburg“ zu informieren, Ideen einzubringen oder auszutauschen. Sie finden dort eine Fotodokumentation der Ergebnisse der Arbeitsgruppen, die Präsentation zum Vortrag von Herrn Viereck sowie das Positionspapier des Wissenschaftsrats.
Nächste Schritte
Die Diskussion zum Entwicklungsprozess „Duale Studiengänge an der HAW Hamburg“ soll beim Nachfolge-Workshop am 4. Juli 2018 fortgeführt und ein Grobkonzept erarbeitet werden. Mit diesem können dann verschiedene Entwicklungsteams in den Fakultäten und Departments weiterarbeiten.
(Text: Michaela Koch)