„Es ist nun genau drei Jahre her, seit die Norddeutsche EnergieWende an den Start ging“, resümiert Prof. Dr. Werner Beba, NEW 4.0-Projektkoordinator und Leiter des Competence Center für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E) der HAW Hamburg. „Drei Jahre, in denen Schleswig-Holstein und Hamburg dem Klimaschutz gemeinsam den Weg bereitet haben – durch ein starkes Netzwerk engagierter Akteure verschiedenster Branchen, durch zukunftsweisende technologische Innovationen und durch eine gezielte Einbindung der Öffentlichkeit, um eine möglichst breite Akzeptanz für die Energiewende zu schaffen."
Über 80 Einzelprojekte werden im Rahmen von NEW 4.0 umgesetzt, um zu erproben, welche Bausteine es für ein stabiles, nachhaltiges und bezahlbares Energiesystem der Zukunft braucht, das ohne fossile Energieträger auskommt. Noch vor Jahresende, am 19. Dezember 2019, kamen die Geschäftsführer*innen und Projektleiter*innen der 60 beteiligten NEW 4.0-Partner zusammen. Zugegen waren auch Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann, Anselm Sprandel, Amtsleiter für Energie und Klima bei der Hamburger Umweltbehörde (in Vertretung für Umweltsenator Jens Kerstan), Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht und Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz. Das Projekt erfährt seit seinem Beginn große landespolitische Unterstützung.
Gemeinsam wurde erörtert, welche Impulse das Projekt für die Energiewende im Norden setzt:
- Mit einem ersten großen Feldtest Ende November belegte NEW 4.0, dass eine verlässliche Stromversorgung auch bei hohen Anteilen erneuerbar erzeugten Stroms im Netz möglich ist. Ziel war es aufzuzeigen, wie die im Projekt entwickelten Lösungen die Systemaufgaben konventioneller Kraftwerke übernehmen können und das Energiesystem trotzdem stabil bleibt.
- Von den Industriepartnern des Projekts wurden verschiedene Ansätze und Technologien zur Lastverlagerung erprobt, um den Energieverbrauch besser an die schwankende Erzeugungsleistung erneuerbarer Energien anzupassen und die Stromnetze im Bedarfsfall zu entlasten. Zugleich leistet die Industrie in NEW 4.0 mit dem Einsatz von erneuerbarem Strom statt fossiler Brennstoffe einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung.
- NEW 4.0 erprobt die Wirkung von Speichersystemen und Technologien zur Sektorenkopplung auf die Netzstabilität. So können Netzengpässe und teure Abregelungen von Windenergieanlagen vermieden werden. Eine Schlüsselrolle kommt dabei Wasserstoff zu, der aus überschüssigem Windstrom erzeugt wird.
- Um die marktwirtschaftlichen Grundlagen für die Energiewende zu schaffen, sind in NEW 4.0 zwei Marktplattformen entwickelt worden: Die Flexibilitätsplattform ENKO bringt die Angebote lokaler Verbraucher mit den Bedarfen der Netzbetreiber zusammen, um die Netze zu entlasten. Die EnergiePlattform auf Blockchain-Basis bietet die Möglichkeit eines schnellen regionalen Intradayhandels mit erneuerbar erzeugtem Strom.
- Damit dem erwarteten Fachkräftemangel in der Energiebranche sinnvoll entgegengewirkt werden kann, wurde die NEW 4.0-Akademie ins Leben gerufen. Im Februar nächsten Jahres starten die ersten Kurse als berufsbegleitende Weiterbildungen gerade auch für Quereinsteiger.
- „Mit NEW 4.0 werden wertvolle Grundsteine gelegt, die den Klimaschutz weit voranbringen. Das lohnt sich für die Region: Schleswig-Holstein und Hamburg werden mit NEW 4.0 zu einer Blaupause für die Machbarkeit der Energiewende“, betont Projektkoordinator Beba. Die Ergebnisse, die durch NEW 4.0 in Norddeutschland generiert werden, liefern damit wesentliche Erkenntnisse für die bundesweite Energie- und Klimapolitik.