Wer schon einmal eine Wohnung renoviert hat, kennt das: der Körper, ein einziger Schmerz. Es waren zu viele gleiche Bewegungen, über Stunden hinweg. Wie muss es dann erst Paketauslieferer*innen oder Automechaniker*innen gehen, die über Stunden ihren Rücken belasten?
„Es gibt unzählige Fitness-Apps, die Menschen dazu bringen sollen, sich täglich mehr zu bewegen“, erklärt Prof. Dr. Henner Gärtner. Er forscht und lehrt als Professor für Industrielle Logistik am Department Maschinenbau und Produktion an der Fakultät Technik und Informatik (TI). „Doch es gibt nur wenige Apps, die an die Körper-Sensorik gekoppelt sind und bei ungesunden Bewegungen rechtzeitig vor Überlastung warnen. Genau diese Lücke möchten wir schließen.“
Er und sein Kollege Frank Peters haben Wissenschaftler*innen und Studierende aus ganz unterschiedlichen Disziplinen für die Entwicklung einer Handy-App zusammengebracht. Bei zu vielen ungesunden Bewegungen soll sie Alarm schlagen. Auf diese Weise könnte sie gefährdeten Berufsgruppen wie Automechaniker*innen und Paketauslieferer*innen in Sachen Gesundheitsprävention unter die Arme greifen. Diese müssen nämlich häufig Vertragsverhältnisse als Selbständige eingehen. Daher profitieren sie nicht von Maßnahmen zur Arbeitnehmergesundheit, die Großkonzerne ihren Angestellten bieten.
Gleichzeitig findet auf Unternehmensseite ein Wandel in den Arbeitsprozessen statt: Die Produktion wird flexibler, Tätigkeiten werden individueller. Und damit ändern sich auch die Belastungen. Einen Arbeitsplatz einmalig zu bewerten, reicht nicht mehr aus. Und was ist überhaupt mit schwer zugänglichen Jobs auf Windkraftanlagen oder in der Kanalisation? „Sich ändernde Arbeitsorte erfordern eigentlich eine ständige Neubewertung der Gesundheitsbelastung“, so Gärtner. Eine App, die Bewegungsabläufe trackt und bewertet, könnte hier Abhilfe schaffen.