Schweren Herzens mussten wir erfahren, dass unser geschätzter Kollege Professor Werner Granzeier am 17. August 2024 verstorben ist. In der kleinen Friedhofskapelle in Jork-Borstel nahmen am 04. September 2024 neben seiner Familie viele Weggefährten, Freunde, ehemalige Studenten und Mitstreiter Abschied. Die Plätze in der Kapelle reichten bei weitem nicht für alle aus. In einer würdevollen Trauerfeier wurde auf sein ausgefülltes und facettenreiches Leben zurückgeblickt. Viele kleine Geschichten standen im Raum, die mit Werner Granzeier verbanden.
Einer seiner ehemaligen Studenten, der heute noch aktiv in der Luftfahrt tätig ist, schrieb mir, nachdem ich ihm die traurige Nachricht überbracht hatte: 'Mich hat seine unglaubliche Energie und Kreativität stark beeindruckt und seine Art, trotz Beeinträchtigung auf die „ganz hohen Tiere“ zuzugehen. Dabei hat er aus meiner Sicht nie die menschliche Nähe verloren und seine aktuellen Infos immer gerne geteilt. Als er das erste Mal in die Vorlesung kam, hat er mit beiden Händen gleichzeitig seinen Namen an die Tafel geschrieben – jeweils vom Ende her! Und er konnte einen VW-Käfer mit fünf einfachen Kurven absolut treffsicher skizzieren. Ich denke gerne an ihn.'
Persönlich habe ich Werner Granzeier zum ersten Mal auf einem DGLR-Kongress in Dresden im Jahr 2000 kennengelernt. Ich erinnere mich, dass ich dort von seinem kraftvollen Vortrag sehr angetan war, beeindruckt von seinem Ideenreichtum, seinem guten Auge, seinem sicheren Stil und ja: Ein Bild sagt mehr als tausend Worte. Sein Credo. Seit 2007 war er dann mein Kollege an der HAW Hamburg. Nicht nur in meiner Anfangsphase, sondern auch später stand er mir mit Rat und Tat zur Seite. Beeindruckt haben mich sein Mut und seine manchmal doch burschikose Art, Menschen anzusprechen, Dinge zu tun. Dafür bin ich ihm dankbar.
Die Freihandskizze war seine Spezialität
Der Tod von Werner Granzeier hinterlässt nicht nur eine menschliche, sondern auch eine fachliche Lücke in unserem, in der gesamten Fakultät Technik und Informatik, an der Hochschule und darüber hinaus. Werner Granzeier hat das Department Fahrzeugtechnik und Flugzeugbau über viele Jahre maßgeblich geprägt. Es ist vor allem auch sein Verdienst, dass unsere Studenten und Absolventen dafür bekannt sind, Probleme und Themen mit einer zügigen und geschickten Freihandskizze darzustellen.
Dazu eine Episode: Ich hatte vor längerer Zeit ein Gespräch mit dem leitenden Ingenieur einer amerikanischen Fluggesellschaft, er ist einer unserer Absolventen. Es dauerte nicht lange, bis das Gespräch auf das Freihandzeichnen und Werner Granzeier kam. „Ja, am Anfang vielleicht belächelt, aber jetzt gut zu gebrauchen“, so seine Meinung.
Gut vernetzt im In- und Ausland
Durch seine herausragenden Beiträge und sein leidenschaftliches Engagement in Lehre und Forschung hat Werner Granzeier nicht nur die akademische Entwicklung vieler Studenten beeinflusst, sondern mit viel Kreativität und Ideenreichtum auch zahlreiche innovative Projekte initiiert und begleitet. Besonders hervorzuheben ist dabei sein bemerkenswertes persönliches nationales und internationales Netzwerk, das er über viele Jahre aufgebaut und gepflegt hat.
Sprichwörtlich blieb ihm keine Tür verschlossen – ob in der Industrie, in Forschungseinrichtungen oder bei internationalen Partnern. Er war weit über die Grenzen der HAW Hamburg und der Stadt Hamburg hinaus bekannt und geschätzt. Werner Granzeier war ein gern gesehener Gast auf Messen, Tagungen und bei Firmen im In- und Ausland, wo er stets Kontakte pflegte und unsere Hochschule, seinen Fachbereich, mit großem Engagement vertrat.
Großes Engagement für USA-Exkursionen und das studentische Messeteam des Departments
Ein besonderes Vermächtnis von Professor Granzeier ist vielleicht die Begründung der studentischen USA-Exkursionen. Diese Reisen ermöglichten es zahlreichen Studenten, wertvolle Einblicke in die Fahrzeug- und Flugzeugtechnik in den USA zu gewinnen und internationale Kontakte zu knüpfen. Für viele Teilnehmer war diese Exkursion eine prägende Erfahrung, die wesentlich zu ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung beigetragen hat.
Darüber hinaus war er Ideengeber und treibende Kraft bei der Entwicklung und Organisation des Messeteams unseres Departments. Unter seiner Leitung wurden jedes Jahr Studenten in die Planung und Durchführung von Messeauftritten eingebunden und konnten so praktische Erfahrungen im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, deren Organisation und Durchführung sammeln. Sein Engagement im Messeteam stärkte die Sichtbarkeit und das Ansehen unseres Departments auf nationalen und internationalen Messen und förderte den engen Austausch mit der Industrie.
Wer Werner Granzeier kannte, wusste, dass er eine ganz besondere "Type" mit einem großen Herzen war – unverwechselbar in seiner Art, mit einem offenen, direkten Umgang und einem scharfen Verstand. Er war nicht nur fachlich, sondern auch als Persönlichkeit hoch anerkannt und geschätzt. Seine Präsenz, er, wird uns fehlen.
Das Design von Werner Granzeier lebt weiter, besonders auch in der Gestaltung von Flugzeugkabinen, wie die der Boeing 717. Seine Ideen haben Maßstäbe gesetzt und prägen auch weiterhin deren Gestaltung. Mit jeder Reise in einer Boeing 717 kann sein elegantes und innovatives Schaffen erlebt werden.
Wir werden Werner Granzeier als herausragenden Kollegen, Mentor und Freund in Erinnerung behalten. Unsere Gedanken sind in dieser schweren Zeit bei seiner Familie und seinen Angehörigen.
Text: Prof. Gordon Konieczny
Weitere Informationen:
Nachruf von Hamburg Aviation: Hamburgs Luftfahrtbranche trauert um Prof. Werner Granzeier