Das Forschungsprojekt „Netzwerke und Kooperationen in der beruflichen Rehabilitation“ erforscht Barrieren und Förderfaktoren für die erfolgreiche (Re-)Integration von Menschen mit psychischen Erkrankungen.
Die Chancen für diesen Personenkreis auf eine erfolgreiche (Wieder-)Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt sind weitaus geringer als bei anderen Erkrankungen.
Zentraler Gegenstand der qualitativen Studie sind die Kooperations- und Vernetzungsprozesse zwischen Leistungserbringern und Betrieben wie auch die sozialen Beziehungen und Netzwerke der psychisch erkrankten Menschen im Rahmen der beruflichen Rehabilitation.
Die Rehabilitand*innen und Reha-Fachkräfte der Reha-Einrichtungen werden im Rahmen der betrieblichen Erprobung vor und nach der Praktikumsphase und Personalverantwortliche in Betrieben (KMU) gegen Ende mittels leitfadengestützter Interviews befragt und die Ergebnisse zu Fallstudien verdichtet. Die Netzwerke und Kooperationen werden netzwerkanalytisch ausgewertet.
Zwei Standorte sichern den Zugang einerseits zur Metropolregion Hamburg und andererseits zu ländlichen Regionen Schleswig-Holsteins. Die Studienergebnisse sollen in Publikationen sowie Praxisleitfäden und Fortbildungen einfließen. Gefördert wird das Forschungsprojekt von der Deutschen Rentenversicherung (Bund) von 2022 bis 2024.
Hintergrund
Trotz eines gut ausgebauten Systems beruflicher Rehabilitation besteht ein größeres Risiko für Unter- und Fehlversorgung und geringere Chancen auf eine erfolgreiche (Wieder-)Eingliederung für Menschen mit psychischen Erkrankungen auf den ersten Arbeitsmarkt als bei anderen Erkrankungen. Dies hängt u.a. von der krankheitsbedingt gewandelten Leistungsfähigkeit, den Arbeitsmarktstrukturen, aber auch von der Art und Weise der beruflichen Rehabilitationsleistungen ab.
Fragestellungen
Es gibt es wenig wissenschaftliche Erkenntnisse über Vernetzung und Kooperation zwischen Leistungserbringenden, Rehabilitand*innen und Betrieben. Es stellt sich daher die Frage, welche förderlichen und hinderlichen Faktoren diesbezüglich im Rahmen der beruflichen Rehabilitation identifiziert werden können.
Weitere Forschungsfragen ranken um die Perspektive der beteiligten Akteur*innen auf den Verlauf und Erfolg der beruflichen Rehabilitation, die Bedeutung von sozialen Beziehungen und Unterstützung, um regionale Einflussfaktoren sowie die Rolle von relevanten ICF-kodifizierbaren Teilhabedimensionen.
Methodisches Vorgehen
Das „NEKOBERE“-Projekt ist in der städtischen Region Hamburg und der ländlichen Region im östlichen Schleswig-Holstein verortet. Es werden in beiden Regionen problemzentrierte Interviews mit Rehabilitand*innen und Reha-Fachkräften zu zwei Zeitpunkten, jeweils vor/zu Beginn und am Ende/nach der beruflichen Erprobungsphase durchgeführt. Die Personalverantwortlichen werden einmalig am Ende/nach der Praktikumsphase der Rehabilitand*innen in ihrem Betrieb interviewt.
In den Interviews mit den Rehabilitand*innen werden egozentrierte Netzwerkkarten eingesetzt, zudem Fokusgruppen mit Personen aus dem Selbsthilfebereich sowie Reha-Fachkräften mit Erfahrungen in der beruflichen Rehabilitation durchgeführt. Die erhobenen Daten werden mithilfe von MAXQDA mit der qualitativ-strukturierenden Inhaltsanalyse (QIA, Kuckartz 2018), die Netzwerkkarten mit der qualitativ-strukturalen Netzwerkanalyse (QSA, Herz et al. 2015) ausgewertet. Die Ergebnisse werden zu Einzelfallstudien verdichtet und in Fallanalysen kontrastiert (Rosenthal 2015).
Kooperationen
Die Studie wird von verschiedenen Einrichtungen der Leistungserbringung für Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) bzw. der beruflichen Rehabilitation aktiv unterstützt:
- Berufsförderungswerk Hamburg (BFW)
- Berufliches Trainingszentrum Hamburg (BTZ)
- Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW, Hamburg/Kiel/Lübeck)
- ARINET Hamburg
- Rehabilitationszentren für psychisch erkrankte Menschen (RPK, Hamburg/Kiel)
- KISS Hamburg
Ziele
Es werden wissenschaftlich fundierte Ergebnisse über wichtige Faktoren einer gelingenden beruflichen Rehabilitation in Bezug auf die Netzwerke und Kooperationen der beteiligten Akteur*innen erwartet. Aus diesen werden Handlungsempfehlungen für die Praxis abgeleitet.
Poster zum Forschungsprojekt
Projektberatung
Prof. Dr. Stephan Dettmers, Ostschweizer Fachhochschule St. Gallen