Im internationalen Projekt Safe4Child soll im engen Austausch mit der Praxis ein alltagsnahes, traumasensibles und technisch innovatives Deeskalationstraining für die Kinder- und Jugendpsychiatrie und die Jugendhilfe entwickelt und erprobt werden.
Konflikte und Auseinandersetzungen, die auch mit aggressivem Verhalten einhergehen, sind in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der stationären Jugendhilfe keine Seltenheit. Viele Fachkräfte erleben im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit Beleidigungen, verbale Drohungen, impulsives Verhalten und auch tätliche Angriffe. Die aggressiven Verhaltensweisen der jungen Menschen können, vor dem Hintergrund gehäufter biographischer Belastungen, Benachteiligungen und Traumatisierungen sowie der häufigen Erfahrung brüchiger professioneller Hilfe, als individuelle Bewältigungsversuche verstanden werden. Oft sind sie auch wesentlicher Teil der Symptomatik psychischer Erkrankungen.
Ein versierter und gut geschulter Umgang mit aggressivem Verhalten und vor allem auch seine Prävention tragen wesentlich zur Beziehungsqualität zwischen Helfenden und jungen Menschen sowie zur Wirksamkeit der Hilfe und Begleitung bei. Ungünstige Interaktionskreisläufe und der Einsatz restriktiver Methoden können begrenzt werden. Ebenso wird die Zufriedenheit der Fachkräfte gestärkt und berufsbedingten psychischen Belastungsreaktionen vorgebeugt.
Im Rahmen des EU-Projektes Safe4Child soll ein innovatives Deeskalationsprogramm für Fachkräfte in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und der Jugendhilfe entwickelt, erprobt und verbreitet werden. Dabei sollen besondere Merkmale und Zugänge berücksichtigt werden:
- Das Training soll aus den eigens erhobenen praktischen Erfahrungen von Fachkräften abgeleitet werden.
- Ein traumasensibler Zugang soll die zugrunde liegenden Dynamiken und „guten Gründe“ von aggressivem Verhalten berücksichtigen und verstehen helfen.
- Der Einsatz einer Virtual-Reality Umgebung (über ein VR-Brille) soll die Alltagsnähe und Umsetzbarkeit des Trainings steigern und helfen die eigene emotionale Beteiligung besser zu reflektieren.
Neben der HAW Hamburg sind die University of Applied Sciences Turku (Finnland), das University College Cork (Irland) sowie die Medical University Plovdiv (Bulgarien) am Projekt beteiligt. Das internationale und interdisziplinäre Team setzt sich u.a. aus Vertreter:innen der Pflegewissenschaften, Medizin, Psychologie und Sozialen Arbeit zusammen. An den einzelnen Standorten findet ein enger Austausch mit Praxispartner statt. In Hamburg und Umgebung sind verschiedene Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Einrichtungen der freien und öffentlichen Jugendhilfe beteiligt.