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Zielsprint in die Zukunft

Energiewendeprojekt NEW 4.0 präsentierte Zwischenergebnisse

Das länderübergreifende Projekt NEW 4.0 – NorddeutscheWende läutet die Ergebnisphase ein: Beim Konsortialtreffen noch am Ende des vergangenen Jahres im Ehemaligen Hamburger Hauptzollamt wurden die Erkenntnisse vorgestellt, die sich aus dem bisherigen Projektverlauf ziehen lassen. Im Mittelpunkt steht dabei die Auswertung des im November 2019 durchgeführten Feldtests, bei dem verschiedene Anlagen und Marktplattformen erstmals simultan erprobt wurden.

Mitglieder und Verwaltung der Projektsteuerungsgruppe NEW 4.0

Konsortialtreffen kurz vor Weihnachten: Vorstellung der Erkenntnisse aus dem bisherigen Projektverlauf NEW 4.0 (Personennamen im Beitrag unten)

„Es ist nun genau drei Jahre her, seit die Norddeutsche EnergieWende an den Start ging“, resümiert Prof. Dr. Werner Beba, NEW 4.0-Projektkoordinator und Leiter des Competence Center für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E) der HAW Hamburg. „Drei Jahre, in denen Schleswig-Holstein und Hamburg dem Klimaschutz gemeinsam den Weg bereitet haben – durch ein starkes Netzwerk engagierter Akteure verschiedenster Branchen, durch zukunftsweisende technologische Innovationen und durch eine gezielte Einbindung der Öffentlichkeit, um eine möglichst breite Akzeptanz für die Energiewende zu schaffen."

Über 80 Einzelprojekte werden im Rahmen von NEW 4.0 umgesetzt, um zu erproben, welche Bausteine es für ein stabiles, nachhaltiges und bezahlbares Energiesystem der Zukunft braucht, das ohne fossile Energieträger auskommt. Noch vor Jahresende, am 19. Dezember 2019, kamen die Geschäftsführer*innen und Projektleiter*innen der 60 beteiligten NEW 4.0-Partner zusammen. Zugegen waren auch Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann, Anselm Sprandel, Amtsleiter für Energie und Klima bei der Hamburger Umweltbehörde (in Vertretung für Umweltsenator Jens Kerstan), Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht und Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz. Das Projekt erfährt seit seinem Beginn große landespolitische Unterstützung.

Gemeinsam wurde erörtert, welche Impulse das Projekt für die Energiewende im Norden setzt:

  • Mit einem ersten großen Feldtest Ende November belegte NEW 4.0, dass eine verlässliche Stromversorgung auch bei hohen Anteilen erneuerbar erzeugten Stroms im Netz möglich ist. Ziel war es aufzuzeigen, wie die im Projekt entwickelten Lösungen die Systemaufgaben konventioneller Kraftwerke übernehmen können und das Energiesystem trotzdem stabil bleibt.
  • Von den Industriepartnern des Projekts wurden verschiedene Ansätze und Technologien zur Lastverlagerung erprobt, um den Energieverbrauch besser an die schwankende Erzeugungsleistung erneuerbarer Energien anzupassen und die Stromnetze im Bedarfsfall zu entlasten. Zugleich leistet die Industrie in NEW 4.0 mit dem Einsatz von erneuerbarem Strom statt fossiler Brennstoffe einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung.
  • NEW 4.0 erprobt die Wirkung von Speichersystemen und Technologien zur Sektorenkopplung auf die Netzstabilität. So können Netzengpässe und teure Abregelungen von Windenergieanlagen vermieden werden. Eine Schlüsselrolle kommt dabei Wasserstoff zu, der aus überschüssigem Windstrom erzeugt wird.
  • Um die marktwirtschaftlichen Grundlagen für die Energiewende zu schaffen, sind in NEW 4.0 zwei Marktplattformen entwickelt worden: Die Flexibilitätsplattform ENKO bringt die Angebote lokaler Verbraucher mit den Bedarfen der Netzbetreiber zusammen, um die Netze zu entlasten. Die EnergiePlattform auf Blockchain-Basis bietet die Möglichkeit eines schnellen regionalen Intradayhandels mit erneuerbar erzeugtem Strom.
  • Damit dem erwarteten Fachkräftemangel in der Energiebranche sinnvoll entgegengewirkt werden kann, wurde die NEW 4.0-Akademie ins Leben gerufen. Im Februar nächsten Jahres starten die ersten Kurse als berufsbegleitende Weiterbildungen gerade auch für Quereinsteiger.
  • „Mit NEW 4.0 werden wertvolle Grundsteine gelegt, die den Klimaschutz weit voranbringen. Das lohnt sich für die Region: Schleswig-Holstein und Hamburg werden mit NEW 4.0 zu einer Blaupause für die Machbarkeit der Energiewende“, betont Projektkoordinator Beba. Die Ergebnisse, die durch NEW 4.0 in Norddeutschland generiert werden, liefern damit wesentliche Erkenntnisse für die bundesweite Energie- und Klimapolitik.

Statements der am Projekt beteiligten Ministerien und Behörden:

Wir wollen, dass Schleswig-Holstein Vorreiter in der Energiewende bleibt. Mit NEW 4.0 schlagen wir dazu Brücken in die Branchen und zu unseren Nachbarn. Diese Brücken helfen uns dabei, die gesamtgesellschaftliche Aufgabe des Klimaschutzes innovativ und konstruktiv anzugehen.

Jan Philipp Albrecht (Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitali-sierung des Landes Schleswig-Holstein)

In den kommenden Jahren muss es das Bestreben aller sein, die Erkenntnisse aus NEW 4.0, der nationalen und der bereits beschlossenen norddeutschen Wasserstoffstrategie so zu strukturieren und zu verzahnen, dass in den Bereichen Industrie, Wärme und Mobilität sicht- und erlebbare Schritte hin zu einer echten Energiewende erfolgt sind. Dies ist nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes, sondern insbesondere aufgrund der hierin liegenden wirtschaftspolitischen Chancen für Nord- und Gesamtdeutschland dringend geboten.

Dr. Bernd Buchholz (Minister für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus des Landes Schleswig-Holstein

Der Kohleausstieg betrifft nicht nur den Strombereich. Bis spätestens 2030 wollen wir bei der Wärmeversorgung aus der Kohle raus. Dafür brauchen wir klimafreundliche Wärme, z.B. aus der Industrieproduktion, aus Müll, Biomasse oder auch aus Windstrom, der mit hoher Effizienz Wärmepumpen betreibt oder über Wasserstoff speicherfähig wird. Für den Ersatz des Kraftwerks Wedel ist eine große innovative Wärmepumpe geplant. NEW 4.0 zeigt modellhaft, was im großen Stil gehen kann. Das Projekt ist ein großer Erfolgt und demonstriert, was möglich ist, wenn erst die Rahmenbedingungen stimmen.

Jens Kerstan (Senator für Umwelt und Energie der Freien und Hansestadt Hamburg)

Einer der wichtigsten Player bei der Energiewende wird die Industrie sein: im Wärmebereich, beim Lastmanagement, aber auch bei der Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff. Dafür brauchen wir innovative Lösungsansätze. Wir brauchen aber auch den Mut, über den Tellerrand hinauszublicken und zukunftsweisende Ideen zu entwickeln. Dafür liefert uns das Projekt NEW 4.0 eine ausgezeichnete Grundlage. Deshalb blicke ich optimistisch in das letzte Projektjahr, das das Versprechen, den Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung bis 2035 aufzuzeigen, einlösen wird.

Michael Westhagemann (Minister für Wirtschaft, Verkehr und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg)

Kontakt

Dr. Sandra Annika Meyer
Öffentlichkeitsarbeit & Akzeptanzförderung     NEW 4.0
T +49 40 428 75 5828
sandraannika.meyer (at) haw-hamburg (dot) de

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