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Stiftung "Innovation in der Hochschullehre"

Katastrophen-Einsätze im Motion Lab einüben

Am 22. Mai hat die Stiftung „Innovation in der Hochschullehre“ 204 Projekte für innovative Lehre vorgestellt, die sie im Rahmen des Programms "Freiraum 2022" bundesweit fördert. Mit dem Fördergeld sollen Lehrende neue Lehrkonzepte umsetzen. Das Projekt „VR im Motion Lab“ (VRiMoLa) der HAW Hamburg, in dem mit Virtual Reality komplexe Einsatzszenarien simuliert werden, ist unter den vier geförderten Projekten in Hamburg.

Mit VR studieren - Lehrprojekt von der Stiftung "Innovation in der Hochschullehre" gefördert.

Mit VR studieren - Lehrprojekt von der Stiftung "Innovation in der Hochschullehre" gefördert.

Das durch die Stiftung geförderte Projekt „VR im Motion Lab“ (VRiMoLa) wird von Prof. Dr. André Klußmann, Professor für Arbeitswissenschaft, und Prof. Dr. Boris Tolg, Professor für Informatik und Mathematik an der HAW Hamburg betreut. Beide Professoren lehren in den Studiengängen Hazard Control, Rescue Engineering und Gesundheitswissenschaften an der Fakultät Life Sciences in Bergedorf.

Maßgeblich in allen drei Studiengängen ist es, Arbeitswelten und Einsatzsituationen hinsichtlich der Gefährdung für den Menschen einzuschätzen. „Studierende der Gesundheitswissenschaften lernen zum Beispiel, arbeitsbedingte Risiken hinsichtlich ihrer gesundheitlichen Auswirkungen zu beurteilen, um Maßnahmen für eine sichere und gesunde Arbeitswelt abzuleiten“, sagt Prof. Klußmann. Ähnliches gilt auch für die Studierenden aus den Studiengängen Hazard Control und Rescue Engineering. „Sie müssen sich auf Extremsituationen einstellen und dabei die physische und psychische Belastbarkeit der beteiligten Akteure berücksichtigen“, ergänzt Prof. Tolg. Dies sei zum Beispiel bei Großschadensereignissen eine besondere Herausforderung, also Ereignissen, wo es zu einer großen Anzahl von Verletzten oder erheblichen Sachschäden kommen kann. „Gemeint sind beispielsweise Großbrände, Überflutungen oder Verkehrsunfälle mit vielen beteiligten Fahrzeugen“, sagt Prof. Tolg.

In den Studiengängen Hazard Control und Rescue Engineering wird der komplexe Umgang mit Gefahren bereits in aufwendigen MANV-Übungen (Massenanfälle von Verletzten) simuliert. So wird beispielsweise von Einsatzkräften bei Verkehrsunfällen mit mehr als 50 betroffenen Personen verlangt, in kürzester Zeit wichtige Entscheidungen zu treffen und eine große Anzahl von Abläufen zu koordinieren. „Lernziel für die Studierenden ist bisher insbesondere die einsatztaktische Vorgehensweise und weniger die Belastungen der Einsatzkräfte selbst. Diese Dimension soll mit dem Projekt `VR im Motion Lab´ mehr in den Fokus gerückt werden“, erklärt Prof. Tolg.

Lernziel für die Studierenden ist bisher insbesondere die einsatztaktische Vorgehensweise und weniger die Belastungen der Einsatzkräfte selbst. Diese Dimension soll mit dem Projekt `VR im Motion Lab´ mehr in den Fokus gerückt werden.

Prof. Dr. Boris Tolg, Professor für Informatik und Mathematik an der Fakultät Life Sciences

Im Projektvorhaben „VR im Motion Lab“ wird deshalb mit den eingeworbenen Fördermitteln ein Motion Lab mit unterschiedlichen Interaktionsszenarien entwickelt. Wobei die genannten Bachelorstudiengänge mit ihren komplexen Anforderungen im Vordergrund stehen. Ein mögliches VR-Einsatzszenario könnte zukünftig beispielsweise ein entgleister Zug sein. „Hier kommt es auf jede Sekunde an, die am Unfallort auffindbaren Menschen zu retten.“ In der virtuellen Welt werden räumlich begrenzte Szenen aufgebaut, bei denen die Teilnehmenden in simulierten Einsätzen die physischen und psychischen Beanspruchungen interaktiv erleben. Im Debriefing, also dem anschließenden Feedback-Gespräch, lassen sich die Handlungen dann analysieren und bewerten und mögliche Gestaltungsmaßnahmen ableiten.

Im Studiengang Gesundheitswissenschaften werden in einem eigenen Labor für „Arbeit und Gesundheit“ die Auswirkungen von verschiedensten Arbeitsbelastungen auf den menschlichen Körper betrachtet, wie zum Beispiel beim Heben und Tragen von Lasten oder beim Arbeiten unter Zeitdruck. Hierzu existieren bereits „Motion Capturing Systeme“, „Kraftmessplatten“ und „Stress-Tests“. Mit dem Projekt „VRiMoLa“ werden die bisherigen Übungen nun erweitert und noch realitätsnaher gestaltet. Hier können beispielsweise Pflegetätigkeiten näher betrachtet und analysiert werden. „Die Studierenden können ein Szenario von einem Zimmer in einer Pflegeeinrichtung sehen und dort mit Patient*innen und Bewohner*innen interaktiv agieren. Hieraus entstehende Belastungen werden über VR visualisiert und zeigen Gestaltungsmöglichkeiten auf“, sagt Prof. Klußmann.

Die Studierenden können zum Beispiel ein Szenario von einem Zimmer in einer Pflegeeinrichtung sehen und dort mit Patient*innen und Bewohner*innen interaktiv agieren. Hieraus entstehende Belastungen werden über VR visualisiert und zeigen Gestaltungsmöglichkeiten auf.

Prof. Dr. André Klußmann, Professor für Arbeitswissenschaft im Department Gesundheitswissenschaften

„Die Beurteilung und Gestaltung von arbeitsbedingten Belastungen wie auch der Vielfältigkeit von Gefährdungen stellen eine große Herausforderung für Studierende dar. Diese nun durch VR erlebbar zu machen, ist ein wesentliches Ziel unseres Lehrprojekts“, so Prof. Klußmann weiter. „Einsatzübungen bei Großschadensereignissen können wir wegen knapper finanzieller Mittel nur eingeschränkt durchführen. Dabei sind diese Praxisübungen für Studierende überaus wichtig. Die Simulation von authentischen und interaktiven Szenarien mit Virtual und Augmented Reality ist deshalb eine gute Möglichkeit, diesen Herausforderungen innovativ zu begegnen“, sagt Prof. Tolg. Diese Dimension entspricht dem erklärten Ziel der Stiftung „Innovation in der Hochschullehre“: Eine inspirierende Lehre mit alten und neuen Technologien zu verbinden und Studierende aktiv an der Gestaltung ihres Lernprozesses zu beteiligen.

Prof. Dr. Monika Bessenrodt-Weberpals, Vizepräsidentin für Studium und Lehre sowie Gleichstellung an der HAW Hamburg gratuliert zum erfolgreichen Antrag: „Wir freuen uns sehr über den Gewinn des Projekts von Prof. Klußmann und Prof. Tolg. Sie zeigen in hervorragender Weise, wie die Digitalisierung unsere kompetenz- und praxisorientierte Lehre an der HAW Hamburg weiter entwickeln kann. Damit können Studierende moderne Methoden erlernen, wie sie wissenschaftsgeleitet und praxisnah komplexe Aufgaben lösen. Ich wünsche allen Beteiligten viel Erfolg bei der Projektumsetzung!“

Text: Katharina Jeorgakopulos

Weitere Informationen:

https://www.forschung-und-lehre.de/lehre/ueber-200-lehr-projekte-ausgewaehlt-4716

https://stiftung-hochschullehre.de/wp-content/uploads/2022/05/stil_foerderentscheidung-freiraum_liste.pdf

Kontakt

Fakultät Life Sciences
Department Gesundheitswissenschaften
Prof. Dr. Andre Klussmann
Professor für Arbeitswissenschaft
T +49 40 428 75-6202
andre.klussmann (at) haw-hamburg (dot) de

Department Medizintechnik
Prof. Dr. Boris Tolg
Professor für Informatik und Mathematik
Prodekan für Digitalisierung und QM
T +49 40 428 75-6272
Boris.Tolg (at) haw-hamburg (dot) de

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