1.Warum ein Studium in Deutschland?

Es war keine leichte Entscheidung. Das kann ich auf jeden Fall schon mal sagen. Ich war 17 Jahre alt und hatte gerade das venezolanische Abitur gemacht. Ich wollte auf jeden Fall studieren – nur wo und was? Venezuela kam, wegen der soziopolitischen Situation, leider nicht in Frage. Eine Option war, in den USA zu studieren, weil ich einen Verwandten dort habe, aber ich hätte mir das Studium dort nicht leisten können. Als ich mitbekommen habe, dass ich in Deutschland nur einen sehr kleinen Semesterbeitrag für das Studium bezahlen musste, habe ich mich entschieden dort zu studieren.

Als ich vor vier Jahren ankam, hätte ich mir damals nie vorgestellt, was ich alles erleben würde. Ich habe mich sofort in die Leute und in die Kultur verliebt. Es war das erste Mal, dass ich in Deutschland war und für mich war es einfach komplett etwas Neues und Aufregendes. Es war auch eine ganz neue Sprache. Ich habe erst dann angefangen, Deutsch zu lernen. Heute kann ich sagen, keine leichte Aufgabe, aber ich habe es nicht bereut. Durch eine Freundin kam dann die Entscheidung für Hamburg. Sie ist nach Hamburg gezogen, als ich noch in der Sprachschule war. Ich habe sie einmal besucht und das hat völlig gereicht, um mich in Hamburg zu verlieben. Diese Stadt ist einfach besonders!

2. Warum hast du Biotechnologie gewählt?

Biotechnologie kam erst nach dem Studienkolleg in Frage. Ich habe ein Jahr lang das Studienkolleg in Frankfurt besucht, um eine deutsche Hochschulzugangsberechtigung zu bekommen. Das müssen viele internationale Studienbewerber machen. Viele denken, dass das Studienkolleg Zeitverschwendung ist. Ich muss aber zugeben, ich hätte ohne das Studienkolleg meine ersten Semester und generell das Studium nicht geschafft. Ich wollte damals Medizin studieren und deswegen hatte ich den M-Kurs gewählt. Leider hatte ich am Ende nicht den Notenschnitt für Medizin und musste mir etwas anderes überlegen. Ich habe zuerst ein Semester Chemie an der TU Braunschweig studiert, aber das war nicht so meins. Die Vorlesungsraumen waren mit ungefähr fünfhundert Studierenden viel zu voll, und ich hatte das Gefühl, einfach einer von Tausenden zu sein.

Also habe ich entschieden, mich neu zu orientieren. Ich wollte weiterhin etwas mit Chemie, aber auch Biologie machen, denn ich habe gemerkt, dass Chemie allein zu wenig war. Meine damalige Freundin hat an der HAW Hamburg studiert. Durch sie habe ich erfahren, dass man an der HAW in einer sehr angenehmen Atmosphäre studieren kann und dass man einen viel besseren Kontakt zu den Professoren hat. Ich wäre nicht irgendeine Nummer. Ich habe Biotechnologie als Studiengang entdeckt und für mich ist es die perfekte Mischung aus Wissenschaft und Ingenieurwesen. An der HAW gibt es den Schwerpunkt pharmazeutische Biotechnologie, aber nach dem Studium kann man in fast jeder Branche arbeiten. Ich interessiere mich zum Beispiel für die Agrar-Biotechnologie. Und ich konnte in der Stadt sein, in der ich von Anfang an sein wollte. Irgendwie hat alles zusammengepasst.

3. Was sind deine Lieblingsfächer und warum?

Im Studium, so wie in der Schule, sind Biologie und Chemie meine beiden Lieblingsfächer, auch wenn sie jetzt ein bisschen anders heißen. Zurzeit sind Biochemie und Molekularbiologie die Fächer, die mir am meisten Spaß machen. Das Beste ist, dass ich nicht nur Vorlesungen habe, sondern auch Laborpraktika. Ich kann die Theorie jetzt im Labor anwenden. Und ich muss sagen, wenn man weiß was man tut, bringt das Arbeiten im Labor nur Spaß.

Ich habe auch Glück mit meinen Professoren und Professorinnen. Man merkt wie viel Leidenschaft sie für ihre Fächer haben und deswegen können sie ihr Wissen sehr gut vermitteln. Mich hat vor allem überrascht, wie man den Kontakt zu den Professoren aufbauen kann. Schon nach zwei Wochen hat meine damalige Chemie-Professorin sich meinen Namen gemerkt. Und nicht nur meinen, sondern den von fast allen Studierenden in der Vorlesung. Das macht das Verstehen und das Lernen viel einfacher. Wenn ich weiß, dass die Professoren mich kennen, will ich auch irgendwie mehr aufpassen und dadurch verstehe ich vieles auch besser. Natürlich ist es nicht in jedem Fach so. Aber in den meisten Fällen hat man eine dynamische, angenehme Vorlesung. Es gibt auch Fächer, die sind nicht so meins. Ich habe zum Beispiel Schwierigkeiten mit Informatik und Elektronik. Das sind eher die Ingenieurfächer, mit dem ich leider nicht so gut klarkomme. Aber langsam gewöhne ich mich daran.             

4. Wie läuft das Studium?

Mir gefällt diese deutsche Frage. Es gibt auf Spanisch keine direkte Übersetzung, aber so wie ich die Frage verstehe, geht es nicht nur darum, ob ich meine Profs mag oder wie meine Leistung an der Hochschule ist, sondern auch generell. Das man Studium, Arbeit und Leben in so eine einfache Frage “wie läuft‘s?“ zusammenfassen kann, finde ich genial.

Also - ich bin gerade besonders zufrieden mit meiner Wohngemeinschaft. Ich wohne in einem Studentenwohnheim in Hammerbrook und vor allem gefallen mir die Leute und die Lage sehr. Zurzeit arbeite ich in einem Café/Bar in Eppendorf. Das ist in einem anderen Stadtteil von Hamburg, aber ich bin glücklich da. Ich bin der Meinung, dass man mega-gut das Studium mit so einem Job kombinieren kann.

Die Hochschule gefällt mir besonders gut. Ich studiere am Campus Life Sciences in Bergedorf. Es ist nicht der schönste Standort der HAW, aber die Atmosphäre und die Stimmung auf dem Campus sind sehr gut. Bergedorf ist ein Stadtteil im Süden von Hamburg und ich muss mit der S-Bahn dreißig Minuten fahren und dann noch zehn Minuten laufen. Ich bin der Meinung dieser Weg zur HAW verbindet uns alle auf irgendeiner Art und Weise. Deswegen kenne ich so viele Leute aus verschiedenen Studiengängen. Ich bin vielleicht auch besonders engagiert, aber das sehe ich als Vorteil und kann es nur jedem empfehlen. Man sollte sich an der Hochschule überall engagieren, wo man kann. Ich bin im FSR (Fachschaftsrat) und helfe bei der OE (Orientierungseinheit für Erstsemester) und hoffentlich werde ich ab dem nächsten Semester auch ein Erstsemester Tutorium (TSE) geben. Es gibt für jeden etwas. Und wie wir in der OE rufen: „Bergedorf ist schöner als Berliner Tor!“

5. Was gefällt dir an Hamburg?

Hamburg ist „meine Perle“, wie man es so hier sagt. Von „Moin“ bis zum Franzbrötchen, vom Dom bis zu Pauli gegen HSV, von den Kanälen der Alster bis zum Hafen, von der Schanze bis zum Kiez. In Hamburg gibt es an jeder Ecke etwas und man langweilt sich nie. Musik, Theater, Feiern, aber auch Studium und Arbeit. Man kann hier alles erleben und es funktioniert in perfekter Harmonie.

Mein Lieblingsstadtteil ist die „Schanze“. Da kannst du mich mindestens einmal die Woche antreffen. Ob zum „Vorglühen“, Feiern oder Kaffee trinken und chillen; die Schanze ist super. Neulich habe ich dort, meiner Meinung nach, die besten Burritos in ganz Deutschland gefunden. Letzten Sommer sind wir immer nach der Arbeit zur Schanze gefahren, haben dann auf dem Kiez gefeiert und zum Schluss ein Live-Konzert auf dem Fischmarkt genossen.

Zum Schluss würde ich sagen: Wenn ich an Hamburg denke, sehe ich ein Bild von mir und ein paar Freunden, wie wir am Wasser mit Bier anstoßen. Ich freue mich sehr, dass ich hier wohne, weil ich weiß, dass ich immer etwas Neues und Spannendes finden werde. Und ja, ich kann definitiv sagen: Hamburg ist mein Zuhause.