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Städtepartnerschaft

E-Mobilität für Dar es Salaam

Ende Juni feiert Hamburg im Planten un Blomen die Städtepartnerschaft mit Dar es Salaam in Tansania. Mit dabei: Die E-Rikscha aus dem Labor für Elektrische Mobilität.

Könnte den Verkehr in Städten wie Dar es Salaam revolutionieren: die E-Rikscha aus dem Labor für Elektrische Mobilität

In den Straßen von Hamburgs Partnerstadt Dar es Salaam im ostafrikanischen Tansania sind sie allgegenwärtig: kleine, dreirädrige Fahrzeuge, die liebevoll „Bajaji“ genannt werden. Sie werden als Taxis oder für Lieferservices genutzt und sind insbesondere in den Städten ioft das Verkehrsmittel der Wahl. Denn sie sind wendig und günstig. Rikschen wie die Bajaji sind traditionell mit wartungsarmen Verbrennungsmotoren ausgestattet, die jedoch wegen mangelnder Filtertechnik viele Schadstoffe ausstoßen. „E-Mobilität bietet in Städten wie Dar es Salaam ein großes Potenzial, das wir gemeinsam mit lokalen Partnern erschließen möchten“, erklärt Prof. Dr. Anna Usbeck, die am Department für Maschinenbau und Produktion arbeitet. Ein weiterer Vorteil für diesen Antrieb liege in der geografischen Lage: Die Sonneneinstrahlung in der größten Stadt Tansanias sei hoch. „Elektrische Energie aus erneuerbaren Quellen lässt sich hier sehr leicht gewinnen“, so die Professorin.

Frauen ans Steuer
„Die Bajajis werden traditionell von Männern gefahren“, erzählt Anna Usbeck, die sich im Marie-Schlei-Verein engagiert. Dieser macht sich für Projekte in der Frauenförderung in Afrika, Asien und Lateinamerika stark und hat in Dar es Salaam bereits 30 Frauen zu Bajaji-Fahrerinnen ausgebildet, indem er ihnen den Führerschein finanziert hat. „Mit derartigen Projekten stärken wir nicht nur die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen vor Ort“, so Usbeck. „Die Auswirkungen sind weitreichender: Es geht auch um das Selbstbewusstsein der Frauen und um ihre Rolle im öffentlichen Raum.“ Besonders stolz seien die Frauen, wenn sie ein solarbetriebenes Bajaji fahren könnten, bei dem ökologische und soziale Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen.

Rikscha, aber elektrisch
Es ist Dienstag um die Mittagszeit. Im Labor für Elektrische Mobilität am Berliner Tor herrscht betriebsame Geschäftigkeit. Zahlreiche Studierende und Projektmitarbeiter*innen arbeiten in der ganzen Halle verteilt. Grüppchen von Studierenden diskutieren, tüfteln und messen. Das Zentrum der Aufmerksamkeit ist blau lackiert, etwa so groß wie ein Smart Fortwo und hat drei Räder: „Unsere Ape Calessino E4 des Herstellers Piaggio ist ein Versuchsfahrzeug und wird durch Studierende betreut“, erklärt Vanessa Claus, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Labor für Elektrische Mobilität. „Sie ist ein Projekt für studentische Arbeitsgruppen im Bereich Mikromobilität, die ihre Kenntnisse hier praktisch anwenden können.  Sie dient auch als Forschungsfahrzeug, um Mobilitätslösungen im Austausch mit Partnerstädten wie Dar es Salaam weiterzuentwickeln.“ Dort gehören enge Gassen und mangelnde Infrastruktur zum Alltag. „Rikschen sind das Mittel der Wahl, um Personen oder Waren zu transportieren. Sie sind wendig, erschwinglich und einfach zu warten “, erklärt Vanessa Claus.
Usbeck betreut die Studierenden vor Ort. Sie sagt: „Unser Ziel ist es, unsere Rikscha, die im Labor für Elektrische Mobilität schon vor einiger Zeit von einem Verbrennermotor auf Batterieantrieb umgerüstet wurde, für den urbanen Verkehr zu optimieren.“ Zahlreiche Studierende haben bisher daran gearbeitet, Lasten, Drehmomente und Drehzahlen an den Wellen zu ermitteln, Antriebspakete auszusuchen und die Rikscha so umzurüsten, dass sie batteriebetrieben fahren kann.

„Aktuell kann die Rikscha mit ihren Batterien vier Stunden lang fahren. Unser Ziel sind allerdings acht Stunden. Dafür brauchen wir eine neue Auslegung des Batteriespeichers“, erklärt Prof. Dr. Fatou Ndiaye. Sie kommt aus dem Senegal, arbeitet im Projekt CO2FREE und lehrt aktuell für ein Semester im Bereich Batterieforschung an der HAW Hamburg. Auch sie arbeitet am Projekt mit und bringt ihr technisches Know-how ein.

Feier der Städtepartnerschaft
Bis zum 28. Juni soll die Rikscha sieben Stunden lang betriebsbereit sein. Denn dann wird im Planten und Blomen die Städtepartnerschaft zwischen Dar es Salaam und Hamburg gefeiert. Auch wenn die Rikscha derzeit nur ein Versuchsfahrzeug ist, soll demonstriert werden, was in Sachen elektrische Mobilität möglich ist. Hier einen Wissenstransfer zwischen der HAW Hamburg und Dar es Salaam zu schaffen, um nachhaltiges Fahren auch in Ostafrika zu ermöglichen, das ist das Ziel. Dabei helfen könnte Erick Mome Morro. Er bringt mit seinem Unternehmen EMO-Mobility elektrisch angetriebene Fahrzeuge auf Tansanias Straßen. Auch er wird am 28. Juni vor Ort sein. Prof. Usbeck freut sich darauf, ihn zu treffen.

 

Mehr Informationen: Feier der Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Dar es Salaam im Planten un Blomen
Labor für elektrische Mobilität
 

Kontakt

Prof. Dr. Anna Usbeck
Department für Maschinenbau und Produktion
T +49 40 428 75-8707
annakerstin.usbeck (at) haw-hamburg (dot) de​​​​​​​

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