Herr Professor Kozulovic, in renommierten Fachzeitschriften sagen Sie, dass Wasserstoff die Emissionen der Flugzeuge bis auf Null reduzieren kann. Wie und vor allem wann ist dies möglich?
Prof. Dr.-Ing. Dragan Kozulovic: Der Einsatz von Wasserstoff in einem Brennstoffzellen-Triebwerk tilgt zwar vollständig die Kohlendioxid- und Stickoxid-Emissionen, nicht jedoch den Wasserdampf. Dieser entsteht bei der Reaktion von Wasserstoff und Sauerstoff. Da es sich um ein klimarelevantes Gas handelt, das zur Erderwärmung beiträgt, werden derzeit technologische Möglichkeiten erforscht, diesen Einfluss auf das Klima zu verringern.
Durch den Einsatz von Wasserstoff werden also Emissionen nicht gänzlich verhindert, aber der Einfluss auf das Klima gegen Null getrieben. Dennoch ist eine deutliche verbesserte Emissions-Bilanz gegenüber Kerosin möglich. Bis zur Anwendung in Flugzeugen mit größerer Kapazität und Reichweite werden aber noch mindestens 20 Jahre benötigt.
Wird die neue Antriebstechnik eher auf Kurzstrecken- oder Langstreckenflügen zum Einsatz kommen?
Dragan Kozulovic: Höchstwahrscheinlich wird die Technologie zunächst auf Kurzstrecken eingesetzt. Ich spreche hier von Regional-Flugzeugen mit einer Reichweite von 1000 Kilometern und zirka 80 Passagieren. In diesem Bereich sind die Entwicklungskosten für ein neues Flugzeug nicht all zu hoch.
Ob sich die Wasserstofftechnologie für Langstreckenflugzeuge eignet, ist im Moment noch unklar. Um es anschaulicher zu machen: Der Anteil des Treibstoffs steigt bei Langstreckenflügen auf zirka 50 Prozent des Startgewichts, was Kompromisse zwischen der Tank-Unterbringung, der Transportkapazität und der Flugzeugstruktur erfordert. Künftige Untersuchungen müssen zeigen, ob das Langstreckenflugzeug mit Wasserstoff-Technologie wirklich profitabel ist.