Selbst die größten Abenteuer können winzige Helden haben. Und in Zeiten, in denen Maschinen lernen und selbstständig handeln können, müssen deren Protagonisten nicht mehr unbedingt Menschen oder heroische Fabeltiere sein. Das Miniatur-Wunderland ist nicht nur eine der größten Touristenattraktionen Hamburgs, es ist auch ein Experimentierfeld ganz nach dem Geschmack von Prof. Dr. Stephan Pareigis und seinem Kollegen Prof. Dr. Tim Tiedemann. Beide erforschen an der HAW Hamburg Aspekte autonomer Mobilität. Pareigis wird am kommenden Mittwoch im wednesday@TI_researchlab sein Forschungsfeld vorstellen, im Anschluss wird es noch die Möglichkeit geben, in Kleingruppen da zugehörige Labor zu besichtigen.
Alles in Klein – im Miniatur-Wunderland
Hier, in der größten Modellbahn-Anlage der Welt, mit eigenem Straßen- und Wasserwegenetz, hat das miniaturisierte Frachtschiff der HAW Hamburg schon so manche große Fahrt unternommen. Die nHAWigatora ist etwa einen Meter lang und wird von zwei Raspberry-Pi-Computern gesteuert. Sie vermisst ihre jeweilige Umgebung mit einem Lidar-Laserscanner, trägt Infrarot-Entfernungsmesser rund um die Reling und „sieht“ mittels Farbkamera auf einem Turm am Heck. Elektrisch angetrieben fährt das Schiff wie seine großen Vorbilder mit Heckpropeller und Querstrahlrudern. Großen Anteil an seiner Fortentwicklung haben Studierenden-Gruppen, deren Projekte hier im Wunderland ihre Wasserprobe bestehen: „Sie benutzen unser Land wie einen Spielplatz, auf dem sie dann mit ihren autonomen Fahrzeugen unterwegs sind. Zunächst war es nur das Schiff, dann kamen Autos dazu und schließlich noch die Flugdrohne“, sagt Daniel Wolf, Miniatur-Software-Entwickler am Miniatur Wunderland. Die Forschenden haben sich zum Ziel gesetzt, die gesamte intelligente Elektronik, Antrieb und Energiequelle in möglichst kleine Fahrzeuge zu integrieren – Miniatur-Autonomie heißt das Konzept. Viele Miniaturisirrungsimpulse stammen aus jahrelanger Erfahrung mit Landfahrzeugen – immer winziger wurden die Autos im Laufe der Zeit, immer kleiner und leichter Elektronik und Sensorik, längst gibt es selbstfahrende Miniatur-Pkws, für die zum Maßstabsvergleich ein Zwei-Euro-Stück genügt.