Im gut besuchten Hauptgebäude der HAW Hamburg am Berliner Tor wirkt Mykhailo Boiko etwas schüchtern. Mykhailo, der Myko genannt wird, ist erst 17 Jahre alt. „Mein Glück“, sagt er, „mit 18 Jahren hätte ich mein Land nicht verlassen dürfen. Mein Bruder ist 23, er musste bleiben, zusammen mit meinem Vater. Das macht mir große Sorgen.“ Morgens und abends verfolgt er die Nachrichten zur Situation in der Ukraine, tagsüber versucht er, es zu vermeiden: „Die Kämpfe, die Raketen und das Sterben. Ich mag gar nicht daran denken, was ihnen passieren kann,“ so Myko.
Kurz nach Kriegsbeginn konnte der junge Mann mit seiner Mutter, einer Psychologin, aus Kyiv (Kiew) fliehen. „Ich komme aus einem eher wohlhabenden Viertel. Wir saßen abends im Dunkeln zuhause da Ausgangssperre war und hörten Schüsse auf der Straße. Uns war klar, dass wir dort nicht bleiben konnten.“ Sie flohen zu ihrer Tante nach Bad Bramstedt. „Ich spiele gerne Videogames,“ sagt er. „Manchmal denke ich, ich bin in so einem Spiel, das nicht mehr aufhört.“
Die Tante suchte sofort für Myko eine Studienmöglichkeit. „Ich hatte ja schon an der Uni in Kiew Mathe und Physik studiert und war gerade im zweiten Semester. Die Taras-Schewtschenko-Universität, an der ich studierte, ist schon ziemlich renommiert, ich wollte daran anknüpfen.“ Auf der Website der HAW Hamburg haben sie dann das passende englischsprachige Studienangebot gefunden. „Ich mag nur Technik und Mathematik, etwas anderes kam für mich nicht in Frage. Dazu musste das Studium auf Englisch sein.“