Erfolgreiche Mediendidaktik

KI-Kompetenzen in der Lehre stärken

Digitalisierung wird an der HAW Hamburg nicht als rein technologische Entwicklung verstanden, sondern auch in ihrer gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Dimension. Dass dieses Selbstverständnis der Hochschule auch im Studium, in der Lehre und Forschung umgesetzt wird, ist unter anderem ein Verdienst der Kolleg*innen der Mediendidaktik der Fakultät Wirtschaft und Soziales. Wir haben mit Christine Hoffmann und Christine Schulmann über den Wandel des digitalen Studiums, den Herausforderungen eines Cyberangriffes und den Einfluss von KI auf Studium und Lehre gesprochen.

Fakultät Wirtschaft und Soziales, Department Pflege und Management, MBA, Seminar, Frontal- Gruppen- und Kollegenarbeit bei Frau Prof. Constanze Sörensen

Digitalisierung wird an der HAW Hamburg nicht als rein technologische Entwicklung verstanden, sondern auch in ihrer gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Dimension.

Die HAW Hamburg hatte sich in der Corona-Pandemie sehr gut auf die Anforderungen des digitalen Studierens, Lehrens, Forschens und Arbeitens eingestellt – insbesondere mit der Unterstützung der Mediendidaktik, des Teams Lehrentwicklung (damals ASD) und später noch mit Hilfe des Projektteams von KOMWEID. Und dann kam der Cyberangriff. Wie sind Sie mit den unterschiedlichen Anforderungen umgegangen und wie konnten Sie für Studierende und Lehrende Hilfestellung leisten?
Christine Schulmann
: Wir versuchen für Studierende und Lehrende an der Fakultät Wirtschaft und Soziales, schnell und niedrigschwellig zu handeln. So haben wir beispielsweise nach dem Cyberangriff mit den Kolleg*innen deren Daten gerettet und gesichert gespeichert. Agilität war hier das Zauberwort

Christine Hoffmann: Das hat insbesondere so gut funktioniert, da wir in der Mediendidaktik schon lange ein eingespieltes Team sind. Zum Teil durch das Projekt KOMWEID oder den Digitalisierungsfond finanziert. Ich selbst bin Beauftragte für E-Learning und Digital Literacy an der Fakultät. Und natürlich haben wir eng mit unserem Dekanat gearbeitet und vorab besprochen, was wir machen möchten und vor allem überhaupt können.

Christine Schulmann: Insgesamt erinnerte der Cyberangriff an die ersten zwei Wochen während der Corona-Pandemie: Alles musste irgendwie weiterlaufen. Von daher waren wir schon ein gut eingespieltes Team…

Christine Hoffmann: Außerdem haben wir innerhalb der Fakultät und der HAW Hamburg ein gutes Netzwerk und haben uns gegenseitig unterstützt – beispielsweise mit den Kolleg*innen vom Business Innovation Lab oder dem Netzwerkteam.

Wir haben an unserer Fakultät, aber auch insgesamt an der HAW Hamburg viele Studiengänge mit einem hohen Praxisbezug. Wir wollen die Kolleg*innen frühzeitig abholen, was Künstliche Intelligenz in ihrem Lehralltag bedeutet.

Christine Schulmann, Projektmitarbeiterin KOMWEID Mediendidaktik W&S

Im Sommersemester 2024 bieten Sie bereits zum fünften Mal die KI-Werkstatt  an, diesmal unter dem Leitthema „KI.MACHT.BEZIEHUNGEN“. Was erwartet die Teilnehmenden?
Christine Schulmann
: Die KI-Werkstatt ist aus dem Bedarf entstanden, sich mit dem Thema auf fachwissenschaftlicher Ebene zu beschäftigen und nicht nur auf der technischen. Wir haben an unserer Fakultät, aber auch insgesamt an der HAW Hamburg viele Studiengänge mit einem hohen Praxisbezug. Wir wollen die Kolleg*innen frühzeitig abholen, was Künstliche Intelligenz in ihrem Lehralltag bedeutet. Für das aktuelle Thema „KI.MACHT.BEZIEHUNGEN“ war ein Dokumentarfilm zur Kommunikation mit KI der Auslöser. In allen Departments der Fakultät gibt es Bereiche, für die das fachwissenschaftlich natürlich sehr interessant ist.

Christine Hoffmann: Ein weiteres Thema der Reihe ist, wie wir mit KI kommunizieren und die Anwendungen mit uns. Als ein Beispiel: Mitte Januar wurde die KI-Anwendung von Microsoft, Copilot, gelauncht. Meine Erfahrung ist, dass die Anwendung im Vergleich zu ChatGPT sehr eigensinnig ist und einen anderen „Kommunikationsstil“ hat. In Impulsvorträgen wollen wir die Themen kurz vorstellen, denn der Fokus der Veranstaltungsreihe liegt auf der Diskussion und dem Erfahrungsaustausch darüber, was KI für die eigene wissenschaftliche Arbeit und Lehre bedeutet.

Christine Schulmann: Für unsere Studierende der Fakultät Wirtschaft und Soziales ist neben dem inhaltlichen Mehrwert noch gut zu wissen, dass sie sich die Teilnahme an der KI-Werkstatt auf dem Diploma Supplement anrechnen lassen können, wenn sie zugleich die begleitende Teilnahme am KI-Campus-Kurs „Einführung in die KI“ innerhalb des entsprechenden Semesters nachweisen können. Allen anderen Studierenden stellen wir gerne eine Teilnahmebescheinigung aus.

Wir plädieren dafür, die KI-Anwendungen kompetent in der Lehre einzusetzen und bieten für Lehrende entsprechende Workshops an mit Tools, die wir für die Lehre und das Studium vertreterbar halten.

Christine Hoffmann, Dekanatsbeauftragte für E-Learning und Digital Literacy an der Fakultät W&S

Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz inzwischen in Studium und Forschung und welche Aufgaben entstehen daraus für die Mediendidaktik?
Christine Hoffmann
: Wir plädieren dafür, die KI-Anwendungen kompetent in der Lehre einzusetzen und bieten für Lehrende entsprechende Workshops an mit Tools, die wir für die Lehre und das Studium vertreterbar halten. Für Studierende und Lehrende bieten wir neben der KI-Werkstatt auch die „KI in der Mittagspause“ an, in der in jeweils einer halben Stunde eine Anwendung vorgestellt wird. Auf Wunsch kommen wir auch gerne in die Lehrveranstaltung, um mit Studierenden zu sprechen und die Tools direkt auszuprobieren. KI-Anwendungen gehören inzwischen zum Repertoire der digitalen Tools.

Christine Schulmann: Dabei ist es für uns absolut notwendig, dass sowohl Lehrende als auch Studierende kompetent und reflektiert mit den Anwendungen umgehen können…

Christine Hoffmann: …Und dafür bieten wir unsere Beratungen und Weiterbildungen an, zu denen auch die KI-Werkstatt gehört. Die Entwicklungen gehen weiter und wir müssen einfach an dem Thema dranbleiben.

Im Bereich Mediendidaktik war die Fakultät Wirtschaft und Soziales eine der ersten Fakultäten, die eine unbefristete Stelle für den Bereich „Dekanatsbeauftrage für E-Learning und digital Literacy“ geschaffen hat. Was ist das Besondere an dieser Stelle?
Christine Hoffmann
: Die Fakultät hat schon sehr früh eine Stelle für den Bereich E-Learning und digitale Kompetenz geschaffen. Wir haben uns zunächst auf Beratungen und Workshops für unsere Lehrende für das Tool Moodle konzentriert, um weiterführend Neuerungen und Innovationen, wie das E-Portfolio, Hybride Lehre, Literaturverwaltung, Badges und so weiter anzubieten. Uns war wichtig, dass wir die Kolleg*innen didaktisch und auch bei technischen Fragen unterstützen. Inzwischen helfen sich die Lehrenden gegenseitig. Unsere zweite Zielgruppe sind die Studierenden, die entweder direkt zur Beratung in die Mediendidaktik kommen können oder uns in Lehrveranstaltungen, die wir besuchen, Fragen stellen können. Fest etabliert haben sich auch die Medientage bei Wirtschaft und Soziales, die einmal im Semester stattfinden, und die Computersprechstunde, zu der Studierende kommen können. Und diese Kontinuität im Bereich Mediendidaktik ist schon etwas Besonderes an unserer Fakultät.

Christine Schulmann: Ich bin aus meiner mediendidaktischen Arbeit im Department Pflege und Management mit in das Team der Fakultät gekommen, und arbeite inzwischen als Mitarbeiterin des Projekts KOMWEID hier. Der Vorteil der fakultätsspezifischen Mediendidaktik ist, dass wir unsere Zielgruppe sehr gut kennen und auch wissen, welche Kompetenzen sie in ihrem späteren beruflichen Umfeld benötigen.

Der Vorteil der fakultätsspezifischen Mediendidaktik ist, dass wir unsere Zielgruppe sehr gut kennen und auch wissen, welche Kompetenzen sie in ihrem späteren beruflichen Umfeld benötigen.

Christine Schulmann

Der Wandel, den die Digitalisierung in der Lehre, aber auch in der Arbeitswelt und Gesellschaft bewirkt, betrifft nicht nur die HAW Hamburg. Sind Sie im Austausch mit anderen Hochschulen?
Christine Schulmann
: Wir haben aus sehr unterschiedlichen Ebenen einen Austausch:  Ein deutschlandweiter Austausch findet mit dem KI-ExpertLab der Fernuniversität Hagen statt oder mit dem Stifterverband und weiteren Hochschulen im KI-Campus.

Christine Hoffmann: Wir haben beispielsweise gemeinsam ein Konzept für einen KI-Playground entwickelt. Hier sollen Hochschullehrende in einem geschützten Übungsraum erster Erfahrungen mit Chatbots in der Lehre machen. Der Austausch zeigt uns immer wieder, dass alle Hochschulen vor ähnlichen Herausforderungen stehen.

Wir haben beispielsweise gemeinsam [mit weiteren Hochschulen im KI-Campus] ein Konzept für einen KI-Playground entwickelt. Hier sollen Hochschullehrende in einem geschützten Übungsraum erster Erfahrungen mit Chatbots in der Lehre machen.

Christine Hoffmann

Interview: Anke Blacha

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