Wie war der Start der Zusammenarbeit für Sie?
Alice Lagaay: Wir sind mitten in der Pandemie gestartet. Das hat die Arbeit einerseits erschwert, andererseits wurde vieles erst durch Digitalisierung ermöglicht. So ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Pflege, Philosophie und Design wahrscheinlich erst möglich geworden.
Katharina Straß: Wir hatten beispielsweise bei unserer Fish-Bowl im digitalen Raum viele verschiedene Personen in der Diskussion. Die mit ihren unterschiedlichen Blickwinkeln auf das Thema Nichtstun spannende Perspektiven eingebracht haben. Und Pflegende und Designer*innen hätten wir in einem anderen Kontext eventuell gar nicht an einen Tisch bekommen.
Franziska Nakamura: Wir waren alle überrascht, in welche Richtung das Projekt gehen wird – dadurch wurde es unberechenbar und bereichernd zugleich. Ich habe mit dem Projekt erfahren, dass je weniger feste Vorgaben bestehen, sich umso mehr ergeben kann.
Vanessa Reed: Es war sehr interessant – aber auch herausfordernd – eine komplett digitale Zusammenarbeit zu haben. Wir mussten somit etwas erfinderisch werden und lernen, selbständig zu arbeiten. Der Anfang war dennoch besonders toll, da es so viele Möglichkeiten gab und wir viel gebrainstormt haben.
Die Begeisterung für die Zusammenarbeit und das Wagnis ist zu spüren – Vanessa Ree erwähnte gerade die Momente, gab es die auch bei den anderen?
Alice Lagaay: Bei fachübergreifenden Projekten müssen wir, durch die Auseinandersetzung und Begegnungen mit anderen Bereichen, unser eigenes Selbstverständnis auf den Prüfstand stellen. Ein gutes Beispiel ist die Sprache: Viele Fachbegriffe aus der einen Disziplin werden nicht ohne weiteres in einem anderen Bereich verstanden. Durch Interdisziplinarität kann die eigene Arbeit auf neue Weise reflektiert und korrigiert werden. Einen Schritt zurücktreten vom eigenen Standpunkt hilft uns und den Kommiliton*innen eine gemeinsame Sprache zu finden – die auch in nicht-akademischen Kreisen außerhalb der Hochschule verstanden wird. Und das ist dann bei allen Herausforderungen wieder ein positives Erlebnis.
Franziska Nakamura: Das Beispiel der Sprache finde ich gut. Wir haben uns am Anfang gefragt, wie wir mit den Kommiliton*innen von Design kommunizieren sollen. Wir haben uns dann entschieden, ihnen bei der Umsetzung freie Hand zu lassen und haben ihnen lediglich die Zitate der Pflegenden der Palliativstation gegeben. Nach einer langen Zeit des Schweigens kam ein fertiges Produkt zurück, das aber ganz anders war als gedacht. Da fing die Kommunikation an – in bilateralen Gesprächen mit Vanessa Reed und mit Team-Feedbackschleifen. Es brauchte mehrere Schritte, bis die Website stand und es ist weiterhin Work-in-Progress. Für uns war es nicht immer einfach, kritische Themen anzusprechen, aber wir haben Kompromisse gefunden.