Der sogenannte „Policy-Brief“ basiert auf Befunden einer empirischen Studie. Diese wurde im Rahmen des EU-Projekts CHIEF - Kulturelles Erbe und Identitäten für die Zukunft Europas - von 2018 bis 2020 an Hamburger Schulen, Gedenkorten, Vereinen, in Jugendgruppen und Familien durchgeführt. Die Studienergebnisse lieferten die Grundlage für die jetzt vorliegende Empfehlung, die in Workshops mit Vertreter*innen institutioneller Einrichtungen, zivilgesellschaftlicher Initiativen und jungen Menschen erarbeitet wurde. Die Empfehlungen richten sich an bildungspolitische Entscheidungsträger*innen der Stadt, an relevante Behörden, Schulen, Institutionen der Lehrer*innenbildung, Schulbuchverlage und zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich für eine diskriminierungsfreie Bildung in Deutschland engagieren.
In schulischen Strukturen und im Schulalltag sind Rassismen wie Antisemitismus, anti-Schwarzer Rassismus, antimuslimischer Rassismus, Rassismus gegen Rom*nja und Sinti*zze und antiasiatischer Rassismus an der Tagesordnung. Oftmals geschehen sie zusammen mit weiteren Diskriminierungsformen wie Sexismus, Ableismus (Behindertenfeindlichkeit) und Heteronormativität. Obwohl das Diskriminierungsverbot im Grundgesetz und im Allgemeinen Gleichstellungsgesetz (AGG) verankert ist, erreicht es die Schulen kaum und wird nicht umgesetzt. „Reproduktionen und Normalisierungen von Rassismen und anderen Diskriminierungsformen sind Schulalltag. Dabei fehlt es an unterstützenden Maßnahmen. Die Schüler*innen und Lehrkräfte sind gänzlich allein gelassen, Lösungen zu finden und müssen die Folgen von rassistischen sowie diskriminierenden Strukturen und Handlungen in den Schulen mit sich selbst ausmachen“, sagt der Koordinator des Policy-Briefs, Prof. Dr. Louis Henri Seukwa vom Department Soziale Arbeit der HAW Hamburg.
Dieser Ungleichbehandlung soll mit dem „Policy Brief“ als Handlungsempfehlung für die Politik entgegengewirkt werden. In dem Papier werden die dafür erforderlichen strukturellen und pädagogischen Maßnahmen vorgestellt. „Für eine erfolgreiche Umsetzung ist eine nachhaltige Finanzierung notwendig,“ fordert Prof. Seukwa. Marginalisierte und von Rassismen betroffene Gruppen müssten einbezogen werden. „Sie sind für den Erfolg der Maßnahmen entscheidend“.
Weitere Informationen:
https://www.haw-hamburg.de/hochschule/hochschuleinheiten/arbeitsstelle-migration/forschung/chief/policy-brief/
https://stiftung-gegen-rassismus.de/iwgr