„Wer zukünftige Hebammen während ihres Studiums anleitet, der sollte besser selbst auch Stallgeruch mitkriegen“, meint Professorin Petra Weber und fügt hinzu: „Deshalb ist die Hochschule genau der richtige Ort für eine Weiterbildung zur Praxisanleiter*in in der Hebammenkunde.“ Petra Weber, Professorin für Pflegewissenschaft, ist wissenschaftliche Leiterin der Weiterbildung Praxisanleitung im Hebammenstudium am Campus Weiterbildung an der HAW Hamburg. Seit Anfang 2021 können sich ausgebildete Hebammen hier zur Praxisanleiter*in weiterbilden.
Hintergrund für die neu geschaffene Weiterbildung ist die Reform der Hebammenausbildung. „Früher galt: Hebamme wird man am besten durch Zuschauen“, sagt Professorin Weber. 3000 Praxisstunden und damit mehr als in jeder anderen Ausbildung waren deshalb – neben dem Besuch der Hebammenschule für das theoretische Wissen – für die Auszubildenden obligatorisch. Eine fundierte praktische Ausbildungsanleitung gab es rechtlich gefordert hingegen nicht. Doch das ändert sich jetzt.
Unterstützung im Studium durch Praxisanleiter*innen
Als letztes Land innerhalb der EU folgt Deutschland seit dem 1.1.2020 einer Richtlinie aus Brüssel, die die Akademisierung der Hebammenausbildung und die damit einhergehende Anhebung der Mindeststandards für den Hebammenberuf vorsieht. Damit stellt das Hebammenstudium inzwischen die einzige Ausbildungsform dar, um die Berufszulassung zur Hebamme zu erlangen. Auf dem Lehrplan stehen wissenschaftliche Erkenntnisse und evidenzbasiertes Arbeiten im Mittelpunkt. Weil der Hebammenberuf aber weiterhin eine hohe praktische Kompetenz erfordert, wird auch der Praxisanteil laut dem Deutschen Hebammenverband DHV besser gestaltet, um eine höhere Qualität zu erreichen. „Dafür schreibt das neue Hebammengesetz erstmalig vor, dass diejenigen, die ein hebammenwissenschaftliches Studium absolvieren, in der Praxis von qualifizierten Praxisanleiter*innen begleitet und unterstützt werden“, erklärt Petra Weber.