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Safe4Child

Praxisnahe Forschung: Traumasensibles Training

Spätestens seit dem Kinofilm „Systemsprenger“ hat die breitere Öffentlichkeit eine Vorstellung davon, wie belastend der Umgang mit herausforderndem Verhalten von Kindern sein kann, die unter sozialen Benachteiligungen, Traumafolgen und komplexen psychischen Problemen leiden – sowohl für die jungen Menschen selbst, die keine Ausdrucksform für ihre Situation finden außer Traurigkeit und Wut, als auch für Mitarbeitende, die keinen Zugang zu ihren Klient*innen finden.

VR-Simulation des Projekts "Safe4Child"

Im Projekt „Safe4Child“ wird zusammen mit internationalen Partner*innen ein innovatives Deeskalationstraining für traumatisierte Kinder und Jugendliche entwickelt.

Im Forschungsprojekt „Safe4Child“ haben internationale Forscher*innen traumatisierte Kinder und Jugendliche sowie Fachkräfte in Jugendhilfe- und kinder- und jugendpsychiatrischen Einrichtungen in den Fokus genommen und ein innovatives Deeskalationstraining entwickelt. Dafür haben Prof. Dr. Gunter Groen und Dr. Astrid Jörns-Presentati vom Department Soziale Arbeit der HAW Hamburg mit Partner*innen aus Finnland, Irland und Bulgarien zusammengearbeitet.

Psychische Gesundheitsprobleme bei Kindern und Jugendlichen nehmen weltweit zu. Bei etwa 15 Prozent der Menschen wird vor dem 18. Lebensjahr eine psychische Störung diagnostiziert, in Deutschland leiden etwa 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen an psychischen Gesundheitsproblemen – und die Zahl steigt in vielen Ländern. Als Folge, Ausdruck und Bewältigungsversuch von psychischen Belastungen und Traumatisierungen sehen sich Fachkräfte oft mit Beleidigungen, impulsivem und aggressivem Verhalten und selbst tätlichen Angriffen konfrontiert.

Für unser Projekt war die hohe Praxisnähe ein wesentliches Element und ausschlaggebend dafür, dass wir den Fachkräften zum Abschluss jetzt neben einem Online-Curriculum ein praxisnahes Simulations-Tool zur Übung und Selbstreflexion anbieten können.

Prof. Dr. Gunter Groen, Professor für Psychologie an der Fakultät Wirtschaft & Soziales

Das Safe4Child-Projekt zielt darauf ab, das Wissen über entsprechend herausforderndes Verhalten bei Kindern zu erhöhen und die Fähigkeiten des Fachpersonals zu stärken, um diese Situationen entweder zu verhindern oder mit allen Betroffenen aufzuarbeiten und angemessen zu bewältigen. „Dabei ist zu beachten, dass bei allen Ansätzen die jungen Menschen im Zentrum unserer Forschung standen: Ihre Perspektive einzunehmen, die ‚guten‘ Gründe hinter ihrem Verhalten zu verstehen, hilft Lösungen zu finden“, so Prof. Dr. Gunter Groen, Projektleiter der HAW Hamburg. „Für unser Projekt war daher die hohe Praxisnähe ein wesentliches Element und ausschlaggebend dafür, dass wir den Fachkräften zum Abschluss jetzt neben einem Online-Curriculum ein praxisnahes Simulations-Tool zur Übung und Selbstreflexion anbieten können.“

Konkret sind aus dem Projekt der Online-Kurs „Safe4Child – traumasensibler Umgang mit herausforderndem Verhalten von Kindern“ mit einem Kurs-Handbuch, eine Virtual-Reality-Übungssimulation sowie ein Leitfaden entstanden. „Bereits im Forschungsprojekt hat sich gezeigt, dass die Schulungen mit der VR-Brille alltagsnahe Situationen darstellen, und das Potenzial haben zu Verbesserungen in der Betreuung beizutragen“, sagt Dr. Astrid Jörns-Presentati. Die hohe Relevanz des Themas zeigte sich bei einer Fachtagung an der HAW Hamburg, an der mehr als 230 Personen teilnahmen, darunter Fachleute aus den Bereichen Soziale Arbeit, Kinderpsychiatrie, frühkindliche Bildung und Schule.

Bereits im Forschungsprojekt hat sich gezeigt, dass die Schulungen mit der VR-Brille alltagsnahe Situationen darstellen, und das Potenzial haben zu Verbesserungen in der Betreuung beizutragen.

Dr. Astrid Jörns-Presentati von der Fakultät Wirtschaft & Soziales

Neben den internationalen Forschungspartner*innen, die Einblicke in kulturelle Kontexte und die unterschiedlichen Gesundheitssysteme ermöglicht haben, haben Studierende der Sozialen Arbeit mit ihren Abschlussarbeiten maßgeblich das Forschungsprojekt unterstützt. Sie waren unter anderem an den Interviews und deren Evaluation mit den Fachkräften sowie an der Pilotierung des Trainings und der Planung und Durchführung der Tagung beteiligt. „Das Forschungsprojekt Safe4Child ist ein gutes Beispiel, wie vielfältig und wichtig Soziale Arbeit und eine fachlich qualifizierte Begleitung belasteter Kinder und Jugendlicher ist“, resümiert Prof. Dr. Groen.

Text: Anke Blacha

Safe4Child

Im internationalen Projekt Safe4Child wurde im engen Austausch mit der Praxis ein alltagsnahes, traumasensibles und technisch innovatives Deeskalationstraining für die Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrie entwickelt und erprobt. Neben der HAW Hamburg waren die University of Applied Sciences Turku (Finnland), das University College Cork (Irland) sowie die Medical University Plovdiv (Bulgarien) am Projekt beteiligt. Das internationale und interdisziplinäre Team setzte sich u.a. aus Vertreter*innen der Pflegewissenschaften, Medizin, Psychologie und der Sozialen Arbeit zusammen. An den einzelnen Standorten fand ein enger Austausch mit Praxispartner*innen statt. In Hamburg und Umgebung waren verschiedene Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Einrichtungen der freien und öffentlichen Jugendhilfe beteiligt.

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