An der HAW Hamburg organisiert die Stabsstelle Gleichstellung vom 29. Juli bis 25. August im Foyer am Berliner Tor 5 eine Ausstellung mit queeren Comics von Martina Schradi, Künstlerin und Mitarbeiterin der Arbeitsstelle Studium und Didaktik (ASD) an der HAW Hamburg.
Liebe Martina Schradi, für alle, die gerade nicht am Campus Berliner Tor sein können: Was ist in der Ausstellung zu sehen?
Ich habe für die Ausstellung 50 Poster, das heißt, 50 Geschichten zusammengestellt, die ich seit 2012 gezeichnet habe. Jede Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten, die LGBTIQ+-Personen im deutschsprachigen Raum erlebt haben. Sie sprechen daher ganz unterschiedliche Themen an: Welche Erfahrungen durfte oder musste ich machen, weil meine Geschlechteridentität nicht innerhalb der Norm ist? Wie möchte ich in Beziehungen und im Familien- und Freundeskreis leben? Wie erlebe ich Unterstützung? Es sind auch Geschichten von Geflüchteten dabei, die aus Ländern kommen, in denen sie von Mitmenschen bedroht wurden und seitens des Staates keinen Schutz erhielten. Die Comics sind in sehr enger Zusammenarbeit mit den Personen hinter der Geschichte entstanden. Mir ist wichtig, dass sie sich gesehen fühlen. Zugleich sind die Comics so gemacht, dass Leser*innen sich sehr stark mit den Protagonist*innen identifizieren können. Wenn ich jemanden persönlich kenne oder die Person jemandem ähnlich ist, die oder den ich kenne, ändern sich der Blick und das vermeintlich Fremde oder Unbekannte, das Ablehnung hervorruft, löst sich auf. Die Comics bieten ein vielfältiges Spektrum, um sich mit queeren Themen auseinander zu setzen – und dass ohne erhoben Zeigefinger.
Neben Ihrer Arbeit in der ASD an der HAW Hamburg zeichnen Sie unter anderem „Lach- und Sachgeschichten von LGBTI*“. Was können queere Comics vermitteln, was auf anderen Wegen nicht möglich ist?
Das Medium Comic ermöglicht es, dass Menschen angstfrei und auf unterhaltsame Weise queeren Thema begegnen können. Im Vergleich zu einem Text oder einer Broschüre sind Bilder universell verständlich – ich muss nicht unbedingt den Text verstehen, um die Geschichte des Comics zu erleben. Mir ist der niedrigschwellige Zugang sehr wichtig, da LGBTIQ für viele nach wie vor ein Tabu-Thema ist. Viele Angestellte stresst es beispielsweise, mit Kolleg*innen über Queer-sein zu sprechen – und wenn ich über etwas nicht sprechen kann, ist das gleich eine Hemmschwelle. Mit den Comics schaffe ich einen anderen Zugang, der im besten Fall einen Austausch und eine Auseinandersetzung ermöglicht.