Konflikte und Auseinandersetzungen, die mit aggressivem Verhalten einhergehen, sind in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und stationären Jugendhilfe keine Seltenheit. Die Fachkräfte erleben im Rahmen ihrer Tätigkeit Beleidigungen, verbale Drohungen, impulsives Verhalten und manchmal sogar tätliche Angriffe. Die aggressiven Verhaltensweisen der jungen Menschen entspringen biographischen Belastungen, Benachteiligungen, Traumatisierungen oder auch der Erfahrung brüchiger professioneller Hilfe. Oft sind sie Teil einer Symptomatik psychischer Erkrankungen.
Ein versierter und geschulter Umgang mit dem aggressiven Verhalten, und vor allem auch die Vorbeugung, tragen zu einer verbesserten Beziehung zwischen Helfenden und jungen Menschen bei und unterstützen eine effektive Hilfe. Gleichfalls wird die Zufriedenheit von den Fachkräften gestärkt und möglichen berufsbedingten Belastungsreaktionen vorgebeugt.
Im Rahmen des EU-Projektes "Safe4Child" soll deshalb ein innovatives De-Eskalationsprogramm für Fachkräfte in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Jugendhilfe entwickelt und erprobt werden. Dabei spielen folgende Merkmale eine Rolle: Das Training soll aus den eigens erhobenen praktischen Erfahrungen von Fachkräften abgeleitet werden, - ein traumasensibler Zugang soll die zugrunde liegenden Dynamiken und „guten Gründe“ von aggressivem Verhalten berücksichtigen und verstehen helfen, - der Einsatz einer Virtual-Reality Umgebung über eine VR-Brille soll die Alltagsnähe und Umsetzbarkeit des Trainings steigern und helfen, die eigene emotionale Beteiligung besser zu reflektieren.
Neben der HAW Hamburg sind die University of Applied Sciences Turku (Finnland), das University College Cork (Irland) sowie die Medical University Plovdiv (Bulgarien) am Projekt beteiligt. Das internationale wie interdisziplinäre Team setzt sich unter anderem aus Vertreter:innen der Pflegewissenschaften, Medizin, Psychologie und Sozialen Arbeit zusammen. An den einzelnen Standorten findet ein intensiver Austausch mit Praxispartner:innen statt. In Hamburg und Umgebung sind Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Einrichtungen der freien und öffentlichen Jugendhilfe beteiligt. Das Projekt wird über drei Jahre (Februar 2022 bis Januar 2025) von der Europäischen Union im Erasmus Programm „Cooperation partnerships in higher education” gefördert.
Redaktion: Kerstin Praetzel/Katharina Jeorgakopulos
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