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StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt

StoP in sieben Hamburger Stadtteilen

Der Aktionstag "Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen" belegt es Jahr für Jahr: Weltweit erleben Frauen Gewalt – und das tagtäglich. Die Frage, wie erfolgreich und langfristig gegen häusliche Gewalt vorgegangen werden kann, beschäftig deshalb seit vielen Jahren die ehemalige Sozialarbeiterin und heutige Professorin für Soziale Arbeit, Prof. Dr. Sabine Stövesand, die an der HAW Hamburg am gleichnamigen Department an der Fakultät Wirtschaft und Soziales lehrt und forscht.

Eine Frau hält abwehrend ihre Hand hoch, auf der Stop geschrieben steht.

StoP gegen Partnergewalt

Mit einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin setzte sie vor 12 Jahren im Hamburger Stadtteil Steilshop erstmals das von ihr entwickelte Konzept „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ um. StoP arbeitet „vor der Haustür“. Es soll Nachbar*innen, Freunde und Angehörige dazu ermutigen, Gewalt im eigenen Viertel bewusst wahrzunehmen und sich aktiv einzumischen und zu helfen. Die Erfahrungen der ehemaligen Stadtteil-Sozialarbeiterin zeigen, dass sich die von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen häufig nicht trauen, zur Polizei zu gehen oder Beratungsstellen aufzusuchen. Sie vertrauen sich eher Freund*innen oder Nachbar*innen an. Genau hier setzt StoP an. Denn dieses Vertrauen wird von dem Konzept aufgegriffen und das Netzwerk um die Betroffenen herum gestärkt. Das geschieht durch viele freiwillige Helfer*innen sowie durch geschulte Kräfte vor Ort.

Die Schulung für StoP unternimmt ein Team um Prof. Stövesand. „Das Konzept ist komplex und wissenschaftlich fundiert, es geht uns um die Qualitätssicherung dieses urheberrechtlich geschützten Modells“, sagt sie. In der Weiterbildung wird zunächst das Thema Gewalt an sich betrachtet. Frauen erleiden häufiger häusliche Gewalt, Männer erfahren dagegen Gewalt eher im öffentlichen Raum. Die häusliche Gewalt, die in den vier Wänden stattfindet, ist deshalb unsichtbar und stumm, erklärt Stövesand. „Unser Anliegen ist es, diese Gewalt sichtbar zu machen und auf die Straße zu tragen.“ Frauen erleben häusliche Gewalt auf unterschiedlichen Ebenen: körperlich, psychisch, häufig auch wirtschaftlich – heute kommt noch die digitale Dimension an Gewalt hinzu. „Indem zum Beispiel Passwörter geklaut oder die Tür tagsüber digital verriegelt wird“, so Stövesand. „Für diese verschiedenen Arten von Gewalt werden unsere aktiven Nachbar*innen sensibilisiert und zum Beispiel in der Ansprache von betroffenen Frauen im Viertel geschult“.

StoP ist heute nach zwölf Jahren Präsenz von Sozialarbeiter*innen und geschulten Nachbar*innen und Multiplikator*innen im Stadtteil Steilshop eine feste Größe. „Als jüngst eine Nachbarin bei einem Streit auf der Straße dazwischen ging, rief der Mann ihr zu: `Du bist doch von StoP, oder?´ Damit haben wir unser Ziel erreicht“, sagt Stövesand. „Der Mann weiß, dass es eine soziale Kontrolle gibt und die Frau nicht allein ist.“ Aus diesem Grund ist es ihr wichtig, StoP in weiteren Hamburger Stadteilen zu implementieren. „Bis die Voraussetzungen geschaffen sind und die eigentliche Arbeit losgehen kann, braucht es ca. zwei Jahre“, sagt Stövesand.

Die häusliche Gewalt, die in den vier Wänden stattfindet, ist unsichtbar und stumm, Unser Anliegen ist es, diese Gewalt sichtbar zu machen und auf die Straße zu tragen.

Prof. Dr Sabine Stövesand, Professorin für Soziale Arbeit

Inzwischen beteiligen sich sieben Hamburger Stadtteile an dem StoP-Programm. Unter dem Motto „Häusliche Gewalt ist keine Privatsache“ bietet seit Kurzem die Arbeiterwohlfahrt mit zwei Mitarbeiterinnen und Ehrenamtlichen Unterstützung vor Ort in Tegelsbarg in Hamburg-Poppenbüttel an. Aber auch international sorgt das Konzept für Aufmerksamkeit: In der österreichischen Hauptstadt Wien wurde das Konzept in mehreren Stadtbezirken eingeführt, ebenso in über zwanzig weiteren Städten von Tirol bis ins Burgenland. Auf der Tagung am 12. Dezember an der Fakultät Wirtschaft und Soziales wurden die Ergebnisse einer internationalen vergleichenden Studie zur Bedeutung lokaler Communities und zivilgesellschaftlicher Akteur*innen für die Gewaltprävention zirka 200 Tagungsgästen vorgestellt.

Jüngst erfuhr das Konzept StoP eine weitere Auszeichnung. Ende Oktober 2022 kam der Bescheid von der EU-Kommission, dass StoP im Rahmen des EU-Programms „Citizens, Equality, Rights and Values Programme“ (CERV) mit knapp einer Million Euro für zwei Jahre gefördert wird. Das geförderte Projekt hat den Titel "Community Matters! Community based model to stop domestic violence“ und basiert auf dem von Prof. Stövesand entwickelten StoP-Konzept. Stövesand hatte den Antrag zusammen mit Prof. Anke Haarmann aus dem Department Design der Fakultät Design, Medien, Information (DMI) eingereicht. Mit der Förderung sollen eine digitale Toolbox als elektronisches Handbuch sowie ein internationales Curriculum zur Vermittlung des StoP-Ansatzes entwickelt werden, in dem „Train-the-Trainer- Workshops“ durchgeführt werden. Das Projekt startet im März 2023.

Text: Katharina Jeorgakopulos

Weitere Information:

https://www.haw-hamburg.de/detail/news/news/show/partnergewalt-stoppen-das-projekt-stop-macht-es-vor/

Nach zwölf Jahren Projektfinanzierung kommen die StoP-Projekte in Hamburg jetzt in die Regelfinanzierung.
Beitrag auf NDR Info: https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Hamburgs-Senat-will-mehr-Geld-fuer-Opferschutz-ausgeben,opferschutz148.html
 

Das StoP-Projekt am Tegelsbarg befindet sich im Stadtteilbüro am Tegelsbarg, Tegelsbarg 25 (am Norbert-Schmid-Platz), 22399 Hamburg. Ratsuchende können Termine mit den beiden AWO-Mitarbeiterinnen unter der Telefonnummer 0151 464 80 830 sowie per E-Mail unter Stop-Tegelsbarg (at) awo-hamburg (dot) de vereinbaren.

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