Mit einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin setzte sie vor 12 Jahren im Hamburger Stadtteil Steilshop erstmals das von ihr entwickelte Konzept „StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt“ um. StoP arbeitet „vor der Haustür“. Es soll Nachbar*innen, Freunde und Angehörige dazu ermutigen, Gewalt im eigenen Viertel bewusst wahrzunehmen und sich aktiv einzumischen und zu helfen. Die Erfahrungen der ehemaligen Stadtteil-Sozialarbeiterin zeigen, dass sich die von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen häufig nicht trauen, zur Polizei zu gehen oder Beratungsstellen aufzusuchen. Sie vertrauen sich eher Freund*innen oder Nachbar*innen an. Genau hier setzt StoP an. Denn dieses Vertrauen wird von dem Konzept aufgegriffen und das Netzwerk um die Betroffenen herum gestärkt. Das geschieht durch viele freiwillige Helfer*innen sowie durch geschulte Kräfte vor Ort.
Die Schulung für StoP unternimmt ein Team um Prof. Stövesand. „Das Konzept ist komplex und wissenschaftlich fundiert, es geht uns um die Qualitätssicherung dieses urheberrechtlich geschützten Modells“, sagt sie. In der Weiterbildung wird zunächst das Thema Gewalt an sich betrachtet. Frauen erleiden häufiger häusliche Gewalt, Männer erfahren dagegen Gewalt eher im öffentlichen Raum. Die häusliche Gewalt, die in den vier Wänden stattfindet, ist deshalb unsichtbar und stumm, erklärt Stövesand. „Unser Anliegen ist es, diese Gewalt sichtbar zu machen und auf die Straße zu tragen.“ Frauen erleben häusliche Gewalt auf unterschiedlichen Ebenen: körperlich, psychisch, häufig auch wirtschaftlich – heute kommt noch die digitale Dimension an Gewalt hinzu. „Indem zum Beispiel Passwörter geklaut oder die Tür tagsüber digital verriegelt wird“, so Stövesand. „Für diese verschiedenen Arten von Gewalt werden unsere aktiven Nachbar*innen sensibilisiert und zum Beispiel in der Ansprache von betroffenen Frauen im Viertel geschult“.
StoP ist heute nach zwölf Jahren Präsenz von Sozialarbeiter*innen und geschulten Nachbar*innen und Multiplikator*innen im Stadtteil Steilshop eine feste Größe. „Als jüngst eine Nachbarin bei einem Streit auf der Straße dazwischen ging, rief der Mann ihr zu: `Du bist doch von StoP, oder?´ Damit haben wir unser Ziel erreicht“, sagt Stövesand. „Der Mann weiß, dass es eine soziale Kontrolle gibt und die Frau nicht allein ist.“ Aus diesem Grund ist es ihr wichtig, StoP in weiteren Hamburger Stadteilen zu implementieren. „Bis die Voraussetzungen geschaffen sind und die eigentliche Arbeit losgehen kann, braucht es ca. zwei Jahre“, sagt Stövesand.