Unterwegs als Auslands-Correspondent für den DAAD

Patrik studiert Biotechnologie an der HAW Hamburg und absolviert aktuell ein Auslandssemester an der National University of Irland in Galway. Für die DAAD-Kampagne „studieren weltweit - ERLEBE ES!“ bloggt er über seine Erfahrungen, um andere Studierende zu einem Auslandssemester zu motivieren. Besonders am Herzen liegt es ihm, Personen mit einem bildungsbenachteiligten Hintergrund zu erreichen.

 

Patrik, wie bist du Correspondent der DAAD-Kampagne „studieren weltweit - ERLEBE ES!“ geworden und was sind deine Aufgaben?

Da ich die Initiative „studieren weltweit“ auf den Social-Media-Kanälen selber verfolgt habe, und die zum Startpunkt meines Auslandssemesters Stellen ausgeschrieben haben, habe ich mich einfach mal beworben. Als Correspondent blogge ich über mein Auslandssemester und berichte auf Social Media über meine Erfahrungen. Ich habe dabei das Ziel, besonders Personen mit einem bildungsbenachteiligten Hintergrund für ein Auslandssemester zu motivieren, weil ich selber diesen Hintergrund habe. (Blogbeiträge von Patrik)

Alle Correspondents bekommen Unterstützung vom „studieren weltweit“-Team. Wenn man Blogbeiträge auf deren Webseite veröffentlicht, werden die zum Beispiel gegengelesen. Das ist eine sehr große Hilfe, da man immer Feedback bekommt. Ansonsten ist man sehr frei, man kann viel mitgestalten. Vor dem Auslandssemester wurden wir in einem Workshop vorbereitet. Da wird man grundlegend über soziale Kanäle informiert – wie bloggt man, wie schreibt man Artikel etc. Da bekommt man hands-on eine Einführung, wie man ein Correspondent sein kann.

Aktuell sind noch zwei weitere Correspondents in Irland, die ein Auslandssemester absolvieren. Mit einer Person davon habe ich sogar einen Roadtrip durch Irland geplant.

Bildung ist mit das Wichtigste, was man für die Persönlichkeitsentwicklung tun kann.

Das Thema Bildungsgerechtigkeit liegt dir sehr am Herzen, dafür setzt du dich bei ApplicAid sogar ehrenamtlich ein. Wie kann man auch ohne gutes Netzwerk oder finanzielle Rücklagen ein Auslandssemester machen?

Bildung ist mit das Wichtigste, was man für die Persönlichkeitsentwicklung tun kann. Leider ist es so, dass die Bildungschancen ungerecht sind, weil sie dadurch bestimmt werden, welche Herkunft man hat oder aus welchem Haushalt man kommt.

Ich habe selber die Erfahrung gemacht, dass ein Netzwerk entscheidend ist. Man kann über ein Netzwerk motiviert werden oder sich informieren. Es ist total wichtig, egal woher man kommt, dass man Vorbilder hat, die einen inspirieren, woran man sich ein Beispiel nehmen kann. Ich glaube, das fehlt Menschen mit einem bildungsbenachteiligten Hintergrund oft.

Soziale Organisationen wie zum Beispiel Arbeiterkind.de aber auch ApplicAid stellen Informationen bereit, ermöglichen aber auch, sich zu motivieren, sich für Stipendien-Programme zu bewerben und sich für verschiedene Bildungswege zu begeistern. Diese Möglichkeiten sollte man versuchen wahrzunehmen.

Ich bin selber Mitgründer von ApplicAid und unser Ziel ist es, Menschen mit einem bildungsbenachteiligten Hintergrund bei der Bewerbung für Stipendien zu unterstützen.

Darüber hinaus werden sehr viele Programme und Informationsveranstaltungen von der eigenen Universität angeboten. Aber ich muss sagen, dass man sie als Studierender manchmal ignoriert. Da sollte man sich selber überwinden, diese Angebote wahrzunehmen.

Die ersten Schritte in Richtung Auslandssemester - 7 Fragen


1. Wann hast du dich entschieden, ein Auslandssemester zu machen?

Ich muss gestehen, zu Beginn meines Studiums habe ich überhaupt nicht daran gedacht, ein Auslandssemester zu machen. Dennoch wurde ich durch Bekannte motiviert, die ein Auslandssemester gemacht haben. Die haben erzählt, wie cool das ist und dass man gerade solche Erfahrungen machen sollte, wenn man studiert.

Ich habe dann einfach mal an einer ganz normalen Infoveranstaltung der HAW Hamburg teilgenommen. Das war der erste Schritt und da hat mich die Motivation und die Lust gepackt, ein Auslandssemester zu machen.

Ich habe mich dann tatsächlich einfach beworben, weil der Bewerbungsprozess auch relativ einfach war. Man hat nur einen Sprachnachweis benötigt, ein Transcript of Records und ein Motivationsschreiben.

2. Welche Rolle hat die Sprache bei der Wahl deines Gastgeberlandes gespielt?

Grundsätzlich mag ich die englische Sprache sehr. Ich war in der Schule nie wirklich gut in Englisch, war aber dennoch immer sehr begeistert von dieser Sprache. Ich denke Englisch ist eine Weltsprache, die so gut wie überall benötigt wird.

3. Was denkst du ist die größte Hürde in der Bewerbung und der Vorbereitung auf ein Auslandssemester?

Eine sehr große Hürde ist immer der Faktor: Wie finanziere ich mein Auslandssemester? Viele wollen sich den Stress nicht antun, ins finanzielle Risiko zu gehen, oder es zu kalkulieren und sich damit zeitlich zu befassen.

Eine Hürde in der Bewerbung war für mich außerdem das Motivationsschreiben. Ich hatte aber Unterstützung von einer Mentorin über ApplicAid. Sie hat mich motiviert und während des Bewerbungsprozesses begleitet.

Viele meinen auch, man studiert automatisch ein Semester länger, wenn man ein Auslandssemester macht. Man denkt: da investiere ich die Zeit lieber in mein Studium, dann bin ich früher fertig. Das muss allerdings auch nicht immer stimmen.

4. Du meinst es ist ein Irrglaube, dass man länger studiert, wenn man ein Auslandssemester macht?

Es gibt verschiedene Methoden, die leider nicht so geläufig sind, wie man trotzdem in der Regelstudienzeit bleiben kann.

Oftmals hat man an einer Hochschule sehr viele Praktika, sogar bis zum fünften Semester. Man kann es so gestalten, dass man die Praktika im Auslandssemester macht. Da würde ich im allerersten Schritt raten, mit den Studienkoordinatoren zu sprechen, ob man sich das durch eine normale Veranstaltung anrechnen lassen kann.

Darüber hinaus kann man auch Wahlpflichtfächer im Auslandssemester machen. Wenn die Gastgeber Universität nicht die passenden Kurse hat, aber es andere Kurse gibt, die man interessant findet, kann man sich die als Wahlpflichtkurse anrechnen lassen. So kann man auch im Auslandssemester sehr flexibel Kurse belegen.

Ich belege außerdem parallel auch Kurse in der Heimat. Das Semester in Irland ist vor Weihnachten schon vorbei. Die Klausurenphase der HAW Hamburg ist allerdings erst im Februar. Deshalb habe ich jetzt genug Zeit zu lernen und dann ein paar Klausuren an der HAW Hamburg zu schreiben.

5. Wie war es für dich, nochmal in einer neuen Stadt und an einer neuen Uni anzufangen?

Man bekommt wirklich sehr viel Unterstützung. Damit habe ich nicht gerechnet. Die gute Koordination von der Gastgeber Uni hat dafür gesorgt, dass ich mich nie alleine gelassen gefühlt habe. Ich habe immer einen Ansprechpartner oder eine Ansprechpartnerin, an die ich mich wenden kann.

Was ich an der National University of Ireland, wo ich mein Auslandssemester mache, besonders finde ist, dass die ein sehr gutes Programm haben. Das können Studierende nutzen, um sich gegenseitig kennenzulernen.

In der Orientierungseinheit hat man sich mit Mitstudierenden ausgetauscht und konnte erste Kontakte knüpfen. Auch im Semester gibt es sehr viele Veranstaltungen für Studierende.

Ein ganz cooles Angebot der Uni sind außerdem die sogenannten Societies und Sportclubs. „Society“ kann man übersetzen mit „Interessengemeinschaft“. In den Societies treffen sich zu einem bestimmten Thema Studierende, die sich dafür interessieren – sei es Kunst, Biochemie, Entrepreneurship oder LGBTQ+. So kann man relativ leicht Anschluss finden. Zudem gibt es über vierzig Sportaktivitäten, an denen man teilnehmen kann. Beim Sport ist Socializing nochmal ein bisschen leichter.

6. Hamburg hat als Stadt viel zu bieten. Warum sollte man deiner Meinung nach trotzdem ins Ausland gehen?

Das ist eine gute Frage! Bevor ich in mein Auslandssemester gestartet bin, wusste ich, dass ich danach eine andere Person sein werde – dass ich neue Skills haben werde, die für meine berufliche Zukunft hilfreich sind. Ich bin jetzt am Ende meines Auslandssemesters und genau dieses Gefühl hat sich bestätigt.

Man geht aus seiner Comfort-Zone raus, muss neue Erfahrungen sammeln und man hat viele Chancen als Person zu wachsen, die man im Auslandssemester wahrnehmen kann. Durch diese Erfahrung wird man trainiert, mit gewissen Herausforderungen umzugehen. Ich glaube das ist ein entscheidender Punkt, der einem in diesen Situationen enorm weiterhilft, den man auch für die berufliche Zukunft braucht.

Man verbessert auch seine Sprachkenntnisse. Man bekommt ein besseres Gefühl für die Sprache, weil man nicht lange nachdenkt, sondern einfach redet und keine Angst hat, Fehler zu machen.

7. Was würdest du sagen, hast du für dich persönlich aus dem Auslandssemester mitgenommen?

Spontan würde ich antworten: Ich bin wirklich sehr dankbar, dass ich diese Erfahrung machen kann. Ich habe viel Unterstützung von Zuhause bekommen, nicht finanziell, sondern vor allem hat meine Familie mir den Mut zugesprochen, dass ich das machen kann.

Ich habe das Leben nochmal in einer anderen Art und Weise wahrgenommen.  Ich habe mich bewusst für Irland, für Galway, entschieden, weil ich mal diesem Großstadtstress entfliehen wollte und habe mich in eine kleinere Stadt begeben. Im Umfeld ist viel Natur und das Meer ist nicht weit entfernt. Das ist nochmal eine andere Lebensqualität, die ich in Hamburg nicht hatte.

Aber auch die Menschen in Galway sind so unfassbar nett. Ich habe mich von Tag eins Zuhause und sehr willkommen gefühlt, sodass ich einige der schönsten Erfahrungen in meinem Leben sammeln konnte.

Im Auslandssemester hat man auch ein bisschen Zeit zu reflektieren – was will man im Leben, was möchte ich in Zukunft noch machen? Das ist eine Reise der Selbstreflektion, die einen, egal in welcher Lebenssituation man sich befindet, weiterbringt.

 

Interview: Laura Reimann

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