HAW-Hamburg: Weit gereist

15.12.2022 | Campus

Interkultureller Austausch

Das Projekt HaMoNee fördert den fachlichen und interkulturellen Austausch zwischen vietnamesischen Hochschulen und der HAW Hamburg - durch innovative, digitale Lehrformate, aber auch durch persönlichen Austausch. Nun waren erstmals sieben Vertreter vietnamesischer Hochschulen zu Gast bei uns in Hamburg. Immer im Blick: nachhaltige Mobilität, ein Thema, das beide Seiten umtreibt.

Die Herausforderungen in Sachen nachhaltige Mobilität sind in Vietnam wie in Deutschland ähnlich. Diese vier Professoren hier lauschen gerade einem Vortrag von Prof. Benedikt Plaumann aus dem Department Fahrzeugtechnik und Flugzeugbau.

Ein autonomes Löschfahrzeug, das darauf spezialisiert ist, in Hochhäusern die Treppen hochzufahren, um vor Ort Brände zu löschen, ein elektrisch angetriebener Karren, in den Müllmänner in Vietnam den Abfall laden, damit sie den schweren Wagen nicht mehr per Hand schieben müssen; … obwohl Vietnam und Deutschland geographisch entfernter kaum sein könnten – die Forschungsprojekte, die die Wissenschaftler*innen der beteiligten vietnamesischen Hochschulen (Hanoi University of Science and Technology, University of Transport Technology , Phenikaa University in Hanoi sowie der Ho Chi Minh City University of Technology, Vietnamese-German University) beschäftigen, sind den Projekten an der HAW Hamburg nicht unähnlich.

Und genau das sei ein guter Grund, den Austausch zwischen beiden Ländern zu intensivieren, fand Prof. Dr. Dirk Engel aus dem Department Fahrzeugtechnik und Flugzeugbau und hat das Projekt HaMoNee aus der Traufe gehoben. Das Akronym steht für Hamburg/Hanoi Mobile Engineers und fördert die internationale Mobilität von Studierenden und Lehrenden an vietnamesischen Hochschulen und der HAW Hamburg. Gefördert wird das Projekt vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) im Rahmen seines Programms HAW.International im Zeitraum von 2021 bis 2024.

Wertvolle Kontakte für beide Seiten: Sieben Professoren aus Vietnam zu Gast an der HAW Hamburg

Nun waren erstmals sieben Professoren aus Vietnam zu Gast an der HAW Hamburg. Sie lernten hier Kolleg*innen kennen, die sich mit ähnlichen Themen befassen wie sie selbst: nachhaltige Mobilität, autonomes Fahren, innovative Fahrzeugkonzepte, Energiebedarf, alternative Kraftstoffe. Der persönliche Austausch stand im Zentrum ihres Besuchs. So stellten sich die Professor*innen aus Vietnam und Deutschland gegenseitig ihre Lehrschwerpunkte und Forschungsprojekte vor. Die Gäste besichtigten Labore, Werkstätten und Projekte und erhielten wertvolle Einblicke in die Studienorganisation bei uns in Deutschland. Darüber hinaus durchliefen sie auch abseits der Hochschule ein spannendes fachliches und kulturelles Programm: Sie besichtigten Airbus in Hamburg, Volkswagen AG in Wolfsburg und machten einen Ausflug nach Lübeck.

Immer im Blick: Nachhaltige Mobilität

So unterschiedlich die Länder in Bezug auf ihre Verkehrssysteme sein mögen, die Herausforderung ist dieselbe: die Umstellung auf nachhaltige Mobilität. Roller und Motorräder bestimmen wie in vielen Städten Südostasiens auch in Vietnam das Straßenbild. In Hanoi wie in Bangkok, Jakarta oder Kuala Lumpur sind die Zweiräder für Millionen Menschen unverzichtbar. „Da ist wahnsinnig viel los, es ist laut und stickig, der Großteil der Roller verbraucht fossile Brennstoffe und wenn man dieses Mobilitätsproblem dort lösen kann, dann kann man es auch hier lösen, definitiv“, schildert Prof. Engel seine Erfahrungen. In Projekten wie HaMoNee sollen solche Lösungen durch die Kombination von deutschem und vietnamesischem Know-how gemeinsam konzipiert und erarbeitet werden.
Der Unterschied zwischen Deutschland und Vietnam fiel auch den Gästen ins Auge: „Es ist so ruhig und aufgeräumt in Deutschland. Mir gefällt die klare Architektur sehr gut“, stellte Prof. Dr. Trần Quang Vinh fest, Dekan der Faculty of Vehicle and Energy Engineering an der Phenikaa University in Hanoi. „In Hanoi ist es viel lauter und dynamischer." Doch abseits dieser Unterschiede sieht er große Vorteile in einer Kooperation mit der HAW Hamburg und wünscht sich, künftig auch gemeinsam an Projekten zu arbeiten und zu forschen. Ähnlich geht es Prof. Dr. Nguyễn Thế Lương: „Wir beschäftigen uns durchaus mit thematisch ähnlichen Projekten. Hier Synergien herzustellen und gemeinsame Projekte auf die Beine zu stellen und zu finanzieren, das fände ich wirklich spannend."

Wir beschäftigen uns durchaus mit thematisch ähnlichen Projekten. Hier Synergien herzustellen und gemeinsame Projekte auf die Beine zu stellen und zu finanzieren, das fände ich wirklich spannend.

Assoc. Prof. Dr. Nguyễn Thế Lương, Advanced Automotive Engineering Program Director, Hanoi University of Science and Technology

Beide Seiten sind sich einig: Realer Austausch ist wichtig. Gleichzeitig sollen allerdings auch die virtuellen, hybriden Lehrformate weitergeführt werden: „Neben Lehr- und Praxissemestern organisieren wir digitale, international ausgerichtete Vorlesungen in hybriden Lern- und Lehrräumen“, erklärt Projektkoordinatorin Svenja Henseleit. Im Rahmen von Summer Schools und Short Courses sollen noch mehr Möglichkeiten für Einblicke in Lehre und Praxis angeboten werden.“ Auch kollaborative, digital unterstützte Studien- und Forschungsprojekte seien in Planung, erklärt sie. „Wir arbeiten auch an Formaten, um Aufenthalte vor- und nachzubereiten. Das geht dann über das Fachliche hinaus – und betriff eher kulturelles und gesellschaftliches, wie die Sprache und Landeskunde oder auch Seminare zur Selbstreflexion und zum Umgang mit Vielfalt“, erklärt sie. So wurden beispielsweise Vietnamesisch-Sprachkurse an der HAW Hamburg ins Leben gerufen sowie ein interkulturelles Training konzipiert. Oder es wurde ein Tourguide organisiert, der virtuell durch die Altstadt von Hanoi geführt hatte im Rahmen der „internationalen Tage“. Die Studierenden konnten so nicht nur einen Eindruck vom alltäglichen Leben sowie der Architektur erhalten, sondern auch Wissenswertes über traditionelle Werte, Lebensalltage sowie aktuelle Herausforderungen des Viertels und ihrer Bewohner*innen erfahren.

Fazit und Ausblick

Nachdem im Wintersemester die ersten vier Gaststudierenden aus Hanoi an der HAW Hamburg begrüßt wurden, geht es im kommenden Sommersemester 2023 für die ersten zwei Studierenden der HAW Hamburg für ein Austauschsemester nach Hanoi. Sie stehen als Buddies bereits in engen Kontakt zu den Hanoier Studierenden und hatten nun auch die Möglichkeit, Professoren ihrer Gastuniversität kennenzulernen. Den vietnamesischen und Hamburger Lehrenden und Projektbeteiligten hat der intensive Austausch der letzten Woche nicht nur gegenseitige Einblicke in den Lehr- und Forschungsalltag ermöglicht, sondern vor allem wurden auch persönliche Kontakte aufgebaut und intensiviert. Es wurden Einladungen für Gastdozenturen ausgesprochen, Optionen zu gemeinsamen Forschungsanträgen diskutiert und Möglichkeiten für gemeinsame Lehrprogramme ausgelotet, um die Kooperationen auch über die Projektlaufzeit hinaus zu vertiefen und auszubauen.

(Text: Tiziana Hiller/Svenja Henseleit)