Die junge Frau am Tisch in der Mensa könnte eine normale Studierende oder wissenschaftliche Mitarbeiterin am Campus Bergedorf sein. Sie sitzt sehr aufrecht und streicht sich ab und zu den Pony ihrer kurzen geschnittenen Haare aus der Stirn. Ihr Blick ist gerade auf ihr Gegenüber gerichtet. Ja, sie möchte die Geschichte ihrer Flucht aus der Ukraine erzählen, um auf die Situation der Menschen dort aufmerksam zu machen; das wäre sie ihrem Land schuldig und vor allem ihrem Mann, der als Freiwilliger und nicht als Soldat in den Krieg gezogen ist.
Die Idee kurzfristig nach Hamburg zu kommen, kam von Professor Dr. Walter Leal, Leiter des FTZ-NK an der Fakultät Life Sciences in Bergedorf. Beide kannten sich aus einem gemeinsamen Forschungsprojekt. Prof. Leal schrieb direkt nach dem Kriegsausbruch eine Mail an seine Kolleg*innen in der Ukraine und bot seine Unterstützung an.
Die junge Wissenschaftlerin kam schon einmal 2017 als PhD Studentin in „Ecological economics Sciences“ an die HAW Hamburg. „Es ist schon sehr seltsam für mich heute in der gleichen Mensa als Flüchtling zu sitzen“, sagt sie. Damals arbeitete sie mit Professor Leal im Forschungsprojekt LARS zusammen. Danach kehrte sie in die Ukraine zurück und schloss ihren PhD an der Nationalen Universität für Forstwirtschaft ab. 2019 kam ihr Sohn Luca zur Welt.