„Zeit für Veränderung ist gekommen“

Prof. Dr. Micha Teuscher wird nicht erneut für das Präsidentenamt kandidieren. Seine Amtszeit läuft Ende April kommenden Jahres aus. Wir haben mit ihm über seine Beweggründe und seine Schwerpunkte in den verbleibenden zehn Monaten gesprochen.

Prof. Dr. Micha Teuscher, Präsident der HAW Hamburg, am Berliner Tor© Paula Markert / HAW Hamburg

Hochschulpräsident Prof. Dr. Micha Teuscher: "Nach mehr als 20 Jahren aktiver Gestaltung von Hochschulen möchte ich einen Perspektivwechsel vornehmen."

Herr Teuscher, Sie werden nicht erneut für das Amt des Präsidenten unserer Hochschule kandidieren. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Vorneweg möchte ich betonen, dass es sich um eine persönliche Entscheidung handelt. Nach mehr als 20 Jahren aktiver Gestaltung von Hochschulen und in Verantwortung für deren bundespolitische Vertretung sowie der Mitgestaltung ihrer finanziellen sowie wissenschaftspolitischen Rahmenbedingungen möchte ich einen Perspektivwechsel vornehmen.

Die HAW Hamburg verfügt über großes Potenzial als vielfältige Hochschule, die zukunftsrelevante Themen und Fragen aus der Gesellschaft direkt bearbeitet und nachhaltige Lösungen für sie schafft. Seit meinem Amtsantritt als Präsident im Mai 2017 arbeiten wir an der Hochschule gemeinsam daran, dieses Potenzial in Angebote für Studium und Lehre sowie in Forschung und Transfer umzusetzen. Dabei konnten wir auch neue Perspektiven für wichtige Rahmenbedingungen erarbeiten.

Dazu gehören beispielsweise die Hochschulbau-Projekte für das Berliner Tor und den neuen Standort für die Fakultät Life Sciences und den Gesundheits-Campus in Oberbillwerder. Aber auch schwierige Themen wie die Digitalisierung, die W-Besoldung und die internen Forschungsstrukturen in Verbindung mit einem eigenen Promotionsrecht haben wir auf einen erfolgreichen Weg gebracht. Das Duale Studium und die wissenschaftliche Weiterbildung sind fester Bestandteil unserer qualitätsgesicherten Bildungsangebote. Besonders froh bin ich, dass wir – bisher zumindest – die HAW Hamburg weitestgehend gut durch die große Herausforderung der Corona-Pandemie führen konnten.

Hochschulen und so auch die HAW Hamburg sind nie fertig. Es gibt immer laufende Prozesse, Vorhaben und neue Themen. Das ist kennzeichnend für den Wissenschaftsbetrieb. Für mich ist jetzt die Zeit für eine Veränderung gekommen.

Hochschulen und so auch die HAW Hamburg sind nie fertig. Es gibt immer laufende Prozesse, Vorhaben und neue Themen. Für mich ist jetzt die Zeit für eine Veränderung gekommen.

Prof. Dr. Micha Teuscher, Präsident der HAW Hamburg

Im Projekt „Zukunft ohne Defizit“ steht die Entwicklung strategischer Perspektiven kurz vor dem Abschluss. Worauf kommt es nun aus Ihrer Sicht an?
Wir haben gemeinsam mit den Gremien der HAW Hamburg in diesem Projekt zwei Teilprojekte ausgeplant. In dem Teilprojekt „Aufgabenkritik“ wollen wir es schaffen, unsere Kostenstruktur den gegebenen Finanzierungsbedingungen anzupassen und zu einem ausgeglichenen Haushalt zu kommen. Nur dann sind wir auch entwicklungsfähig für neue Themen.

Im Teilprojekt „Strategische Perspektiven“ wollen wir bis Mitte dieses Jahres für die Bewertung und Vorbereitung der Gremienentscheidung ein strategisches Zielbild und strategische Perspektiven mit konsentierten Entscheidungskriterien entwickeln. Damit soll die von uns selbst formulierte strategische Ausrichtung der Hochschule die Grundlage der Entscheidungen über die Einsparungen und die weitere Gestaltung der internen Struktur bilden.

Wichtig ist, dass wir in den verschiedenen Einrichtungen unserer Hochschule zu einem veränderten Organisations- und Aufgabenverständnis kommen, ohne dass die akademische und administrative Qualität leidet. Dafür wird es verschiedene Arbeitsgruppen sowohl in den Fakultäten und Departments als auch in der gesamten Hochschulverwaltung geben.

In der Gremienklausurtagung am 30. Juni und 1. Juli ging es um ein gemeinsames Verständnis dieser strategischen Perspektiven unserer Entwicklung, die wir als wichtige Eckpunkte und Rahmensetzungen den Einsparvorschlägen zugrunde legen wollen. Auch ging es um ein gemeinsames Verständnis zum weiteren Vorgehen bis zum Dezember 2022. Die Zeit ist knapp geworden und trotzdem wollen wir einen selbstbestimmten Prozess für die HAW Hamburg sicherstellen.

Ich werde für die Beschäftigten, Kolleginnen und Kollegen bis zum letzten Tag meiner Amtszeit da sein.

Prof. Dr. Micha Teuscher

Ihre Amtszeit läuft bis Ende April kommenden Jahres. Was werden bis dahin Ihre Schwerpunkte sein?
Die höchste Priorität hat das mit dem aktuellen Projekt „Zukunft ohne Defizit“ formulierte Ziel, ein konsentiertes Konzept über unsere strategische Perspektive und die Realisierung eines ausgeglichenen Haushaltes zu erreichen.

Eng mit dem Prozess der Strategieentwicklung ist aber auch ein weiteres wichtiges Vorhaben verbunden: Ich freue mich auf den Abschluss der Markenbildungsphase in unserem Markenreise-Projekt, denn dies bildet die Grundlage für eine gemeinsam getragene interne und externe Kommunikationsstrategie. Mit dieser gemeinsamen Strategie werden wir mehr Sichtbarkeit für unsere HAW Hamburg als sehr engagierte und thematisch relevante Hochschule in Norddeutschland erreichen.

Diese und andere laufende Projekte werde ich weiter vorantreiben und für die Beschäftigten, Kolleginnen und Kollegen bis zum letzten Tag meiner Amtszeit da sein.

Interview: Matthias Echterhagen

Regelung der Präsident*innen-Wahl
Die Wahl einer neuen oder eines neuen Präsident*in ist in Hamburg über das Hamburgische Hochschulgesetz (HmbHG), §80, Absatz 1 und 2, geregelt. Die Präsidentin oder der Präsident wird auf Vorschlag einer Findungskommission vom Hochschulsenat gewählt, vom Hochschulrat bestätigt und vom Senat bestellt. Die Findungskommission wird vom Hochschulrat eingesetzt. Diese besteht zu gleichen Teilen aus Mitgliedern des Hochschulrats und des Hochschulsenats und wird von der*dem Vorsitzenden des Hochschulrats geleitet wird. Die zuständige Behörde entsendet ein Mitglied ohne Stimmrecht. Die Findungskommission schreibt die Stelle aus und schlägt eine Person für die Wahl durch den Hochschulsenat vor.

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