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Innovationen der Energiewende

Die Windkraft von morgen: Multirotoranlagen

Ein Turm, eine Gondel, drei Rotorblätter – die wohl klassischen Bestandteile einer Windenergieanlage und ein vertrauter Anblick in der Landschaft. Diese Struktur hat sich über Jahrzehnte hinweg als effektiv erwiesen. Doch die Zukunft der Windkraft, welche eine starke Rolle für das Gelingen der Energiewende spielt, könnte eine völlig neue Dimension erreichen: Multirotoranlagen sind eine innovative Weiterentwicklung der Windenergie-Technologie, an der ein Projektteam am Competence Center für Erneuerbare Energien und EnergieEffizienz (CC4E) der HAW Hamburg seit ein paar Jahren intensiv forscht.

 

© Lutz Rohlfing | HAW Hamburg

In einem Forschungsprojekt an der HAW Hamburg forschen Wissenschaftler*innen an sogenannten Multirotoranlagen – einem vielversprechenden Anlagenkonzept für die künftige Windenergie.

Anstatt eines einzelnen großen Rotors setzen diese Anlagen auf mehrere kleine dreiblättrige Einzelrotoren, bei gleicher Gesamtleistung. Die Einzelrotoren sind über eine Tragstruktur miteinander und über eine Fest-/Loslager Anordnung mit dem Turm verbunden. „X-Multirotor DfM“ (Design for Maintenance) heißt das zukunftsträchtige Projekt, das im Rahmen der Forschungsinitiative X-Energy durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Im Fokus: die präzise Abschätzung und Reduzierung von Betriebskosten für verschiedene Multirotor-Modelle, die auf dem Meer (im Fachjargon offshore) betrieben werden können. Ziel ist es, durch die Entwicklung innovativer Wartungsstrategien und Designs ein Anlagenkonzept zu schaffen, dass die Stromgestehungskosten auf ein Minimum senkt – ein wichtiger Schritt für das Voranschreiten der Energiewende und der Windkraft. Für die Ermittlung sogenannter Stromgestehungskosten werden die Bau- und Betriebskosten einer Anlage, vereinfacht gesprochen, ins Verhältnis zur erzeugten Strommenge gesetzt, welche die Anlage über ihre Lebensdauer erzeugt.

Das Geheimrezept: Effizienzsteigerung durch mehr Rotoren

 Das Projektteam um Prof. Peter Dalhoff ist vom Potenzial der Multirotoranlagen überzeugt. In einem Vorgängerprojekt entwickelten die Forschenden bereits geeignete Entwürfe für leistungsfähige Offshore-Multirotoranlagen. Doch was macht dieses Anlagenkonzept so vielversprechend? Die Antwort liegt in der Leistungsfähigkeit von Windenergieanlagen, die stark von der Rotorfläche und der Windgeschwindigkeit abhängt. Der Trend, immer größere Anlagen zu bauen, stößt auf physikalische Grenzen: Die verwendeten Materialien erreichen ihre Belastungsgrenze und die Rotorblätter werden schlichtweg zu schwer. Auch der Transport solch gigantischer Anlagen gestaltet sich schwierig.  Hier bieten Multirotoranlagen eine vielversprechende Alternative. Die Gesamtmasse und dadurch -kosten werden reduziert, Bauteile werden wieder kleiner und dadurch handlicher zu transportieren, Skaleneffekte können sich durch Serienfertigung einstellen.

 

Im Rahmen der bisherigen Forschungsarbeit entstand auch ein besonderes Exponat und zugleich optisches Highlight: Ein zwei Meter hoher, voll funktionsfähiges Labormodell einer Multirotoranlage verdeutlicht das Grundkonzept der Anlage, dient der weiteren Forschung des Teams und bringt auch der breiten Bevölkerung die Zukunft der Windenergie anschaulich näher.

Das Projekt läuft noch bis einschließlich Juni 2025. Mehr Infos zu „X-Multirotor-DfM“ werden auf der Projektwebsite des CC4E bereitgestellt.

Das Multi-Rotor-Seminar 2025

Um die aktuellen Entwicklungen und Forschungen im Bereich der Multirotor-Windturbinensystemen (MRS) zu diskutieren, veranstaltet das CC4E vom 14. bis 15. Oktober 2025 ein zweitägiges internationales Multi-Rotor-Seminar 2025. Die Konferenz bringt Hersteller von Windenergieanlagen und Forscher*innen, die an der Entwicklung von MRS beteiligt sind, Institutionen, die an Innovationen für die Weiterentwicklung der Windtechnologie interessiert sind, sowie alle Interessierten zusammen. 

Die diesjährige Konferenz wird wieder gemeinsam von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW Hamburg) und der University of Strathclyde mit Unterstützung von Renewable Dynamics organisiert. Wir freuen uns außerdem, dass die Renewable Energy Hamburg Clusteragentur GmbH, Wind Catching Systems AS und die EnBW Energie Baden-Württemberg AG unsere Veranstaltung sponsern.

Erste Informationen sind über die Website zur Veranstaltung abrufbar.

Infor­mationen zur Forschungsinitiative X-Energy

Das Forschungsprojekt X-Energy ist eine strategische Partnerschaftsinitiative der HAW Hamburg mit dem Ziel, die Hochschule als ein führendes Innovationszentrum für die Entwicklung zukunftsfähiger klimaneutraler Energiesysteme in der Metropolregion Hamburg zu positionieren.

Aufgeteilt in verschiedene Teilprojekte richtet sich der Forschungsschwerpunkt von X-Energy vor allem auf den Umbau des Energiesystems. Hierfür ist eine technologieoffene Transformation des Stromsystems notwendig – weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energien. Das neue Stromsystem muss dabei flexibel auf Schwankungen in der Stromerzeugung reagieren, d. h. der Verbrauch von Strom muss sich stärker an das Stromangebot richten. Das allerdings stellt das immer komplexer werdende Stromsystem vor große Herausforderungen. Genau hier setzt die Partnerschaftsinitiative X-Energy mit dem Forschungsthemen Windenergie, Systemintegration, Energiespeicher und dem interdisziplinären Forschungsfeld Umwelt & Akzeptanz an. Es entwickelt Lösungen für ein sicheres und stabiles Energiesystem, das sich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien speist.

Informationen zu X-Energy

Kontakt

HAW Hamburg / CC4E 
Inga Mohwinkel
T +49 40 428 75 5828
cc4e-presse (at) haw-hamburg (dot) de

HAW Hamburg / CC4E 
Lisa Pinkowski
Projektmanagement X-Energy
T +49 40 428 75 5838
x-energy@haw-hamburg.de

 

 

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