Interdisziplinarität steht im Zentrum der Arbeit von Petja Ivanova - bei ihrer Forschung und Lehre. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt Speculative Space im Department Design der HAW Hamburg. Speculative Space (SpecSpace) ist ein experimentelles Labor am Zentrum für Designforschung und bewegt sich zwischen physischem und virtuellem Raum. In beiden spekulieren sechs und mehr hybride Designer*innen/ Philosoph*innen/ Künstler*innen über das rhizomatische Verhältnis von Gestaltung und Forschung und experimentieren ästhetisch-praktisch mit spekulativen Entwurfsprozessen bei gleichzeitiger reflexiver Analyse des epistemischen Potentials dieser gestalterischen Forschungspraktiken. Diese wissenschaftlich-ästhetische Grundlagenforschung hat das Ziel, zur Weiterentwicklung und Strukturbildung in der Designforschung beizutragen.
Die in Bulgarien geborene und in Berlin lebende Künstlerin Petja Ivanova absolvierte nach ihrem Studium der Visuellen Kommunikation, die Klasse für Computational Art/Generative Art an der Universität der Künste Berlin. In ihrer transdisziplinären Praxis verbindet sie Archäologie, Biologie, Physik, Computation und Poetik. Nach ihrem Abschuss als Meisterschülerin bei Nina Fischer an der UdK Berlin im Jahr 2016 ging Petja für ein Bioart Residency an die School of Visual Arts in New York (Arist CV).
Neben ihrer laufenden Forschungsarbeit gab Petja Ivanova im Wintersemester 2020/21 ein Seminar mit dem Titel "Experimentieren Bio-Materialien" am Department Design, zusammen mit Expert*innen aus den Bereichen Biochemie, Veredelungstechniken und Biodesign. Mit im Team war auch Prof. Dr. Markus Oberthür, der am Department Design Textilchemie lehrt und mit dem Petja ihre Experimente vorbereitet hat. Das interdisziplinäre Lehrkonzept ging auf: Studierende der HAW Hamburg schlugen sie für den Hamburger Lehrpreis vor. "Das ist total großartig und eine große Ehre", freut sie sich.
Das Seminar konnte aufgrund der Pandeime zunächst nicht in Präsenz stattfinden. "Unsere Enttäuschung war anfänglich groß, als wir wegen Corona nicht in die Labore konnten. Kurzerhand haben wir unseren Küchen in Pop-up-Laboratorien verwandelt und dort remote Bio-Plastik gekocht. Ich erinnere mich nachträglich an einen der schönsten Momente: meine Studierenden experimentieren jeweils in ihren Küchen während ich ihnen über MS Teams aus der Publikation feministisches Spekulieren vorlas." Zu guter Letzt konnten die Studierenden noch in die Labore, wo sie Markus Oberthür bei ihren Experimenten betreute.