Das Studium der Pflege wird digitaler. Digitale Angebote unterstützen Studierende dabei, sich auf ihren Einsatz im Pflegelabor und in der Pflege vorzubereiten. Aktuelles Beispiel: Das Projekt “ViRus Pflege”, das von Prof. Dr. Uta Gaidys geleitet und von Christine Schulmann, Nicole Raimundo Xavier Becker, Anna Sturbek und Dennis Wohlers durchgeführt wird.
Jedes Jahr stecken sich 400.000 bis 600.000 Menschen im Krankenhaus mit Keimen an. Die häufigste Infektion betrifft die Harnwege. Wer später als Pflegende:r arbeiten möchte, kann bald an der HAW Hamburg virtuell üben, solche Infektionen beim Legen eines Blasenkatheters* zu vermeiden. Denn hochkompetente Pflegende vermögen Harnwegsinfekte zu verringern. Dafür wurde das Projekt “ViRus Pflege” ins Leben gerufen.
“ViRus Pflege” ist ein virtuelles Lehrkonzept für das Pflegestudium. Studierende können in Virtual-Reality-Simulationen pflegerische Handlungen so lange einüben, bis sie in Fleisch und Blut übergegangen sind. „In der Pflege kommt es darauf an, diese sehr tätigkeitsbezogenen Handlungen so gut zu beherrschen, dass Pflegende sich besser auf den individuellen Patienten oder die Patientin konzentrieren können“, sagt Gaidys. Die Routine gibt den Studierenden Sicherheit, spart Zeit und verbraucht keine realen Ressourcen.
In dem Projekt wird die Katheterisierung einer Frau evidenzbasiert – also nach neusten pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen – erarbeitet und simuliert. Nach dem Aufsetzen einer VR-Brille müssen die Studierenden in einem Vorbereitungsraum zunächst die richtigen Instrumente auswählen. Erst wenn sie hier erfolgreich waren, können sie zur eigentlichen Übung ins Krankenzimmer. Einen Katheter zu legen ist in der Pflege eine häufig ausgeführte Tätigkeit, die mit einem erhöhten Infektionsrisiko einhergeht. Die Tätigkeit ist komplex und erfordert anatomisches Wissen, hygienische Grundkenntnisse und steriles Arbeiten. Je routinierter die Pflegekräfte das beherrschen, desto besser für Patient:innen.
Nicht alle Vorgänge lassen sich digital einüben. Direkte Kommunikation mit den Patient:innen ist schlecht simulierbar. Auch die Arbeit mit technischen Geräten und die Abbildung ihrer vielen Funktionsweisen sind zu kleinteilig, um sie in eine virtuelle Umgebung einzubauen. Da das Projekt die reale Pflegebildung ergänzen und nicht ersetzen soll, stellt es eine zusätzliche Lernchance dar.
Damit das Projekt umgesetzt werden kann, arbeiten die Pflegewissenschaftler:innen der HAW Hamburg mit dem Department Wirtschaft und hier speziell mit dem Forschungs- und Transferzentrum Business Innovation Lab (BIL) unter Leitung von Prof. Dr. Axel Wagenitz eng zusammen. Ein solches gemeinschaftliches Arbeiten wünschen sich Gaidys und Sturbek auch für zukünftige Entwicklungen in der Pflege.
(*gemeint ist ein Blasenverweilkatheter)
Text: Celine Luy und Andra Bredehöft. Der (aktualisierte) Beitrag stammt aus dem neuen Hochschulmagazin IMPETUS Nr. 30
Weitere Informationen
Am 23. Juni zwischen 12 und 16 Uhr besteht die Möglichkeit, das Projekt ViRus Pflege mit einer VR-Brille auszuprobieren. Weitere Informationen befinden sich im Programm.