Wir haben mit dem Leitungs-Team, Mark Hübner-Weinhold und Heike Klopsch, zu den Plänen des CaW gesprochen.
Wir haben mit dem Leitungs-Team, Mark Hübner-Weinhold und Heike Klopsch, zu den Plänen des CaW gesprochen.
Vor kurzem ist die fünfte Kohorte des Zertifikatsstudiums "Praxisanleitung im Hebammenstudium" gestartet. An welche weiteren Zielgruppen richten sich die Angebote des Campus Weiterbildung (CaW) der HAW Hamburg?
Mark Hübner-Weinhold: Die Angebote vom CaW richten sich an Berufstätige, die sich auf akademischem Niveau, passgenau auf die berufliche Praxis zugeschnitten weiterentwickeln wollen. Im Sinne des lebenslangen Lernens wollen wir mit unseren Angeboten die Personen ansprechen, die einige Jahre Berufserfahrung haben und sich beispielsweise als Führungskräfte weiterentwickeln wollen. Wir haben uns angesichts der Team-Ressourcen und der Erfahrungen der vergangenen Jahre auf die Bereiche Öffentlicher Dienst, Soziale Arbeit und Gesundheit und Pflege fokussiert.
Diese Fachbereiche sind als grundständige Studiengänge an der HAW Hamburg sehr anerkannt. Wir haben natürlich weitere renommierte Studiengänge an der Hochschule, aber im Bereich Ingenieurswesen gibt es zum einen eine hohe Konkurrenz bei Weiterbildungsangeboten und zum anderen ist die Akquise deutlich schwieriger als im öffentlichen Sektor. Hinzu kommt, dass wir als Betriebseinheit rentabel arbeiten müssen und uns daher auf die Bereiche konzentrieren, die sich über die Jahre als profitabel und erfolgreich etabliert haben. Und in den drei genannten Bereichen sind wir sehr gut aufgestellt.
Heike Klopsch: Dabei war die Zielsetzung des CaW ursprünglich anders gedacht: Das Weiterbildungsangebot sollte die gesamte Hochschule widerspiegeln. Unsere heutige Ausrichtung ist das Ergebnis eines langen und nicht immer einfachen Lernprozesses. Es ging in den ersten Monaten des CaW darum, sich auszuprobieren, aber dann auch die Reißleine zu ziehen, programmatische Entscheidungen zu treffen und Schwerpunkte zu bilden.
Welche thematischen Schwerpunkte setzen Sie in diesem Jahr?
Heike Klopsch: Unsere drei großen Schwerpunkte sind Weiterbildungen im Öffentlichen Dienst, in der Sozialen Arbeit und in den Bereichen Gesundheit und Pflege. Im Öffentlichen Dienst stehen die Themen Führung und das Personalmanagement im Fokus. Die Probleme sind vielfältig: Führungskräfte stehen vor völlig neuen Herausforderungen und müssen ihr Verständnis von Führung neu überdenken. Das ist eine große Herausforderung. Darüber hinaus sind Verwaltungen vom Fachkräftemangel betroffen und müssen vom Recruiting über das Onboarding bis zur Personalbindung ihre Prozesse überdenken und neu strukturieren. Am CaW bieten wir dieses Jahr fünf Seminare hierzu an. Hinzu kommen Themen, wie Diversitymanagement und digitale Transformation in Verwaltung. Mit dem Department Public Management haben wir eine sehr gute, sehr renommierte Expertise im Haus.
Im Bereich Soziale Arbeit fassen die Themen Führungskräfte-Qualifizierung, Digitalisierung, Marketing und strategisches Arbeiten langsam Fuß. Bereits etabliert sind Weiterbildungen zur psychischen Belastung, Deeskalationstrainings oder der Umgang mit Trauma. Die Teilnehmenden benötigen handfeste Tools und Techniken, die sie direkt umsetzen können. Wir haben in dem Sektor auffallend viele Inhouse-Anfragen, das heißt, dass die Qualifizierungen individuell auf das Unternehmen zugeschnitten werden und sehr häufig auch beim Kunden stattfinden.
Mark Hübner-Weinhold: Im Bereich Gesundheit und Pflege ist aktuell das Krankenhauspflegeentlastungsgesetz im Fokus. Hier konnten wir einen Dozenten des Uniklinikums Frankfurt gewinnen, der die neuen gesetzlichen Anforderungen den Teilnehmenden praktisch vermittelt.
Im Bereich Hebammenwissenschaft haben wir an der HAW Hamburg Pionierarbeit geleistet – zum einem mit dem Studiengang, der etabliert wurde, und zum anderen mit unserer Weiterbildung „Praxisanleitung im Hebammenstudium“. Das Zertifikatstudium, das über ein halbes Jahr geht, richtet sich an Hebammen, die bereits arbeiten und die Weiterbildung benötigen, um Studierende in der Praxis anzuleiten.
Welche Weiterbildungsangebote sind besonders nachgefragt?
Mark Hübner-Weinhold: In den vergangenen Jahren sind im Bereich Soziale Arbeit und Öffentlicher Dienst Weiterbildungen zu den Themen Konflikte, Deeskalationstraining und aktivierende und motivierende Gesprächsführung sehr nachgefragt gewesen.
Wenn es rechtliche Anforderungen bei Gesetzesnovellen gibt, auf die reagiert werden muss, sind wir inzwischen auch sehr gut aufgestellt. Aktuell bieten wir wie gesagt Seminare zum Krankenhauspflegeentlastungsgesetz an. Insbesondere bei diesen Themen sehen wir, dass unsere Kundinnen und Kunden eine Toolbox benötigen, also praktische Anwendungsthemen, die für sie in ihrer Arbeit direkt einen Mehrwert haben.
Heike Klopsch: Das ist einer der Gründe, weshalb wir unsere Angebote evaluieren – passte ein Thema nicht, konnte eine Dozentin oder ein Dozent nicht die gewünschten Anforderungen vermitteln oder war herausragend… Wir fragen alles unmittelbar bei den Teilnehmenden ab, um so flexibel auf die Bedarfe reagieren zu können. Das ist der Vorteil der Weiterbildungsangebote im Vergleich zur Studiengangentwicklung: Wir können eher wie eine wendiges, schnelles Lotsenbot agieren und sind kein Tanker, der – erst einmal in Fahrt – Zeit für Kurskorrekturen braucht.
Der Campus Weiterbildung besteht 2024 in seinem fünften Jahr. Welche Entwicklung haben Sie gemacht und welche Pläne haben Sie?
Mark Hübner-Weinhold: Die Idee einer akademischen Weiterbildung an der HAW Hamburg gibt es schon seit vielen Jahren. 2015 ist es als „Projekt zum Ausbau der wissenschaftlichen Weiterbildung“ mit den Fakultäten Wirtschaft und Soziales sowie Technik und Informatik noch einmal neu gestartet. Aber kurz gesagt: Wir sind am Anfang durch eine Vielzahl von Stürmen gesegelt und haben es unter anderem durch die Unterstützung des ehemaligen Präsidenten, Prof. Dr. Micha Teuscher, der die Gründung eines Vereins als Basis des Campus Weiterbildung sehr gefördert hat, geschafft, zu einer florierenden Betriebseinheit zu werden.
Heike Klopsch: Das war aber ein Prozess über mehrere Jahre, der auch von unserer hohen intrinsischen Motivation geprägt war. Jetzt können wir mit Stolz sagen, dass es in Hamburg nur eine wissenschaftliche Weiterbildung auf ähnlich hohem Niveau gibt – und das ist an der Universität Hamburg. Darüber hinaus sind wir nicht nur bundesweit, sondern inzwischen auch in Österreich und der Schweiz bekannt. Hier ist der Vorteil, dass wir viele Angebote digital umsetzen können.
Mark Hübner-Weinhold: Insbesondere das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die Gründung von CaW plus Verein essentiell war. Wir standen nach dem Cyberangriff vor dem Nichts: Alle Vertriebs- und Kundendaten waren verloren, wir konnten unsere Angebote nicht bewerben und hatten zusätzlich personelle Engpässe. Und dennoch haben wir das Jahr 2023 besser abgeschlossen als 2022. Das ist auch der großartigen Unterstützung der neuen Präsidentin, Prof. Dr. Ute Lohrentz, zu verdanken.
Zum Entwicklungsprozess gehört auch, dass wir inzwischen mehr bieten als Weitebildung auf Hochschulniveau: Wir unterstützen und beraten bei Führungs- und Organisationsentwicklung, bei Transformations- und Digitalisierungsprozessen und wir sind in Gesprächen mit Entscheider*innen, um bedarfsorientiert Angebote zu erstellen.
Mit Blick auf die zukünftigen Pläne möchten wir die Kooperationen mit öffentlichen Partnern fortsetzen, wie beispielsweise mit der Feuerwehrakademie Hamburg. So sind wir mit Präsenz- und Online-Seminaren, Inhouse-Beratungen und Kooperationen sehr gut aufgestellt.
Heike Klopsch: Gleichzeitig reflektieren wir unsere Arbeit und unser Angebot regelmäßig und fragen uns: Wo steht der Campus Weiterbildung, wo steht die HAW Hamburg, welche Bedarfe gibt es am Markt? Nur weil wir heute mit unserem Angebot erfolgreich sind, heißt es nicht, dass das morgen auch noch so ist. Daher arbeiten wir sehr agil und entwickeln uns permanent weiter.
Mit dem Blick nach innen: Welche Angebote gibt es für Mitarbeitende der HAW Hamburg am CaW?
Mark Hübner-Weinhold: Es gibt keine speziellen Weiterbildungsangebote für Mitarbeitende der Hochschule. Aber wenn sie etwas in unserem Programm entdecken, das für sie passt, freuen wir uns, wenn die Kolleg*innen kommen. Wir können auf alle Fälle Rabatte an Mitarbeiter*innen der HAW vergeben. Alumni bekommen bei uns 10 Prozent Rabatt, wenn sie am Campus Weiterbildung eine Qualifizierung buchen.
Heike Klopsch: Neben den Angeboten für Kolleg*innen gibt es aber auch viele Lehrende, die Lust haben, gemeinsame Weiterbildungen zu entwickeln. Das macht sehr viel Spaß und ist eine Bereicherung – sowohl nach innen als auch nach außen.
Interview: Anke Blacha
Über den Campus Weiterbidlung
Das Angebot des Campus Weiterbildung (CaW) der HAW Hamburg richtet sich speziell an Fach- und Führungskräfte in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen, die sich berufsbegleitend weiterbilden wollen oder Unterstützung bei der Ausgestaltung der internen Weiterbildung in ihrer Organisation suchen.
Ziel des Campus Weiterbildung ist es, flexible, kompetenzorientierte, praxisrelevante und qualitätsgesicherte Formate der Weiterbildung auf akademischem Niveau zu initiieren und zu organisieren und damit die Hochschule als Ort des biographischen Lernens für bildungsinteressierte Bürgerinnen und Bürger der Metropolregion Hamburg und darüber hinaus zu stärken. Als zentraler Dienstleister koordiniert und unterstützt das Team des CaW die Departments der vier Fakultäten der HAW Hamburg bei der Entwicklung und Umsetzung von Weiterbildungsprogrammen, mit denen die Brücken geschlagen werden zwischen forschungsgeleiteter Wissensentstehung in der Hochschule und den praktischen Bedarfen aus Gesellschaft und Arbeitswelt.