So laut und so ausdauernd wie möglich – eine Protestaktion zum Ungleichgewicht in den Künsten

„Männliche Kunst und Gewerbe“ ist eine Protestaktion, die das Ungleichgewicht der Sammlung des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe (MK&G) aufzeigt und anprangert. Mit einer Sammlung spekulativer Websites und aktivistischer, digitaler Artefakte richtet das Projekt einen Scheinwerfer auf die Ecken großer Kunst- und Designinstitutionen. In einer digitalen Parallelwelt kreieren Sina Gösele und Amyra Radwan Prozesse, die ganz unbürokratisch die Sammlung um die Hälfte ihrer Werke reduzieren. Hier werden Forderungen und Fragen mit einer Überheblichkeit à la Mike Meiré gestellt, während wertvolle Werke nicht wiederhergestellt werden können und als «Broken Images» in einem unendlichen Scroll in Vergessenheit geraten. Die Idee zu dem Projekt entstand in den Kurs „Annoying, too loud, too messy“ von Prof. Heike Grebin und Lea Sievertsen im Studiengang Kommunikationsdesign. 

Und das sagt Jurorin Claudia Fischer-Appelt

Also ich wünschte mir ja, sagen zu können, dass meine Arbeit und meine Lebensrealität unter dem Stern nichtmännlicher Kunst und Gewerbe stehen. Doch das ist natürlich utopisch, wir sehen überall ein Abbild der Gesamtgesellschaft. Woran ich bei dem Projekt „Männliche Kunst und Gewerbe“ von Amyra Radwan und Sina Gösele sofort denken muss, ist das berühmte Zitat von Ulay: „Ästhetik ohne Ethik ist Kosmetik“. Und gerade weil die Arbeit eine ausgewiesene Protestaktion ist, spricht mir das Projekt aus dem Herzen. Die Umsetzung ist kreativ und satirisch und digital unheimlich clever gelöst. Dieses – rein rechnerisch – nicht wieder aufholbare Ungleichgewicht von Ownership in der Welt der Künste ist etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt. So laut und ausdauernd wie möglich. Das haben die beiden Designer*innen perfekt erkannt. Ich finde ihre Arbeit höchst relevant und gleichzeitig zeitlos – wirklich genial!