Ein Musikvideo begibt sich auf Spurensuche

Zum Musikstück „Komm und Sieh“ von Rapper grim104 (bürgerlich Moritz Wilken) konzipierten Liam Tanzen und Laurin Schuh ein Musikvideo und setzten es als analoge Frame-by-Frame-Animation in Tusche um. Sowohl Text als auch Video beziehen sich auf den Kriegsfilm „Come and See“ aus dem Jahr 1985.
Deutsche Erinnerungskultur und der Umgang mit dem Erbe des Nationalsozialismus bilden den Ausgangspunkt des Videos: Anhand einzelner Schlaglichter werden Begegnungen im Alltag, das Schweigen der eigenen Verwandten und historische Kontinuitäten beleuchtet. Es geht um Monumente und Mahnmale, kleine Erinnerungen, aber auch den Versuch unserer (Groß-)Eltern-Generation, eben solche totzuschweigen. Im Video werden dazu eine „Home coming“-Story und ein experimenteller Refrain verschränkt: Der Protagonist des Videos kehrt in sein Heimatdorf zurück. Auf seinen Streifzügen durch das Dorf, den Friedhof und schließlich am Strand und im Wald stechen dem Protagonisten die teils noch physisch präsenten, teils in zwischenmenschlichen Beziehungen manifestierten Überbleibsel des Zweiten Weltkriegs zunehmend ins Auge. Im Refrain wiederum werden anhand dokumentarischer, schnell aufeinander folgender Bilder historische, insbesondere ästhetische, Kontinuitäten nachgezeichnet, die den langsam versickerten, oft kaum mehr wahrgenommenen Einfluss von Ästhetiken des dritten Reiches erkennbar machen.

Video "Komm und sieh"

Kontakt Liam Tanzen und Laurin Schuh 

Und das sagt die Jury

Die Arbeit „Komm und Sieh“ von Liam Tanzen und Laurin Schuh beschäftigt sich mit dem Thema Erinnerungskultur in Deutschland und im Speziellen mit dem Erbe des Nationalsozialismus und unserem Umgang damit. Die Illustrationen, die durch Frame-by-Frame Animation entstanden sind, übersetzen den Text auf eine visuelle Ebene und räumen dem Thema zugleich die Ernsthaftigkeit ein, mit dem es jetzt und in Zukunft behandelt werden muss. Eine unglaublich starke und qualitativ hochwertige Arbeit, die durch ihren respektvollen Umgang mit der Materie heraussticht und dafür sorgt, dass dieses Kapitel der deutschen Geschichte nicht in Vergessenheit gerät.