037-Adventskalenderfolge

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Transkript

Es ist Zeit für ein wenig Fertigungstechnik.

Beziehungsweise: Es war.“

Die Folge, die Ihr gleich hören könnt, ist ein Gastbeitrag für den Podcastadventskalender und wurde dort am 8.12.2022 zuerst veröffentlicht. Die Links findet Ihr in den Shownotes auf http://fertigungstechnisch.hamburg

Viel Spaß also bei adventlicher „Fertigungstechnik“.

Erik: Hey, Benj!

Benj: Na, Erik?

Erik: Du machst doch diesen Fertigungstechnik-Podcast. Sag mal, wie macht man eigentlich Lebkuchenmännchen und -herzen?

Benj: Das haben wir doch zusammen mit Mama schon gemacht. Teig kneten, ausrollen und so.

Erik: Ach Papa! Ich meine doch die im Supermarkt und auf großen Weihnachtsmärkten. Erzähl mir nicht, dass die alle mit der Hand ausgerollt, ausgestochen und auf einzelnen Blechen im Ofen gebacken werden.

Benj: Da hast Du vermutlich Recht, aber… das sind Nahrungsmittel und daher Verfahrenstechnik und nicht Fertigungstechnik.

Erik: OK, Papa. Wie müsste man eine Maschine bauen, die Lebkuchen und so produziert?

Benj: Okay, Du hast gewonnen. Ich habe da mal eine Doku drüber gesehen. Ich probier’s mal.
Also, zunächst startet es im Prinzip wie zuhause. Die Zutaten werden abgewogen und miteinander verknetet; allerdings nicht in Rührschüsseln sondern in großen rollbaren Edelstahlcontainern.

Erik: Wie groß sind diese Edelstahlcontainer?

Benj: Vielleicht so wie eine große Schubkarre.

Erik: Damit kann ich was anfangen.

Benj: Dann wird das ganze durchgeknetet, mit so einer Maschine, die gar nicht mehr aussieht, wie ein Handrührgerät, sondern eher wie ein großer Schredder. Und danach wird das auf ein Förderband aufgetragen und dann ist da so eine richtig dicke Schicht Lebkuchen auf dem Förderband. Und interessanterweise werden dann nicht die Sachen ausgestochen, sondern dann wird das erstmal in Streifen geschnitten und daraus Stücke geschnitten. Und die Stücke werden dann wieder in einen Trichter geschmissen…

Erik: Wie „in nen Trichter“?

Benj: Ja, in so einen richtig großen Edelstahltrichter werden die Teigstücke dann reingeschmissen. Die sind dann so groß wie ein Schulheft.

Erik: Aber warum auch immer Edelstahl?

Benj: Edelstahl ist toll, weil das eine richtig glatte Oberfläche hat. Und es reagiert nicht mit den Zutaten, d. h. es kommen keine Giftstoffe rein. Und man kann es gut saubermachen.

Erik: OK.

Benj: Und unter diesem Trichter, wo wir gerade unsere Stücke reingeschmissen haben, da dreht sich eine Walze. Und in diese Walze, in die Zylinderfläche rein, da sind Hohlformen drin. Erinnerst Du Dich an Deine Backförmchen im Sandkasten?

Erik: Ja.

Benj: Die sind in die Walze eingearbeitet. Die drehen sich jetzt unter dem Trichter und immer wenn eine unter dem Trichter ist, wird da der Teig in die Form reingedrückt. Und wenn die Walze sich dann weitergedreht hat und unten ist, dann fallen die Lebkuchenfiguren auf das nächste Förderband.

Erik: Wie werden die dann abgemacht von den Formen?

Benj: Ich bin mir nicht sicher, ob die da einfach rausfallen oder ob in der Walze noch feine Düsen drin sind und die rauspusten oder rausdrücken. Das interessante ist, wenn die dann auf diesem Förderband sind, dann passiert das, was wir auf unserem Küchentisch auch machen, nämlich wir lösen den Teig erstmal vom Tisch, damit er da nicht festklebt. Das machen die auch. Da läuft dann das Förderband unter einer kleineren Rolle durch. Die dreht sich und da wird dann das Lebkuchenmännchen von diesem Förderband ein wenig hochgehoben und klebt da nicht mehr fest.

Erik: Das verstehe ich nicht.

Benj: Dadurch dass die Rolle sich dreht, klebt es lieber an der Rolle als am Förderband, dadurch dass es sich aber so schnell dreht, wird es gleich wieder hingelegt.

Erik: Ok, jetzt habe ich es verstanden.

Benj: Also, das liegt jetzt lose auf dem Förderband drauf. Und dieses Förderband fährt jetzt in einen riesigen Ofen. Der ist bestimmt so 30m lang und breiter als das Förderband.

Erik: Wow!

Benj: Der ist vorne erstmal ein Bisschen warm, und dann ein Bisschen mehr warm und am Ende so warm, dass es gebacken wird. Und hinten kommt dass das Förderband wieder heraus und da sind dann die gebackenen Lebkuchenfiguren drauf.

Erik: Ok.

Benj: Dann werden die abgekühlt, sonst sind die ja viel zu warm. Und dann kommt eine neue Maschine und macht die ganzen Verzierungen, wie mit so einer Art Stempel auf das Lebkuchenmännchen. Es sei den es soll etwas darauf geschrieben oder eine ganz feine Schleife da drauf gemalt werden, das machen tatsächlich noch Menschen per Hand. Die müssen das ganz lange üben. Die haben eine Tüte in der Hand mit einem kleinen Loch vorne. Die drücken dann auf die Tüte drauf und können dann damit schreiben.

Erik: Die Tüten kenne ich doch auch vom Bäcker.

Benj: Genau so ist das, nur dass da dann eben diese Zuckermasse drin ist. Und dann wird das ganze noch eingepackt, im Ernstfall. Das ist dann wieder die nächste Maschine. Das wäre dann aber hier auch zu viel, wenn ich Dir noch erkläre, wie das Verpacken funktioniert. Und so werden dann also die Lebkuchen in der Industrie hergestellt.

Erik: Ach und Papa, was war eigentlich in diesen Kartons, die Du gestern auf den Dachboden gebracht hast?

Benj: Akten, Erik. Akten.

Erik: Papa?!?

Benj: Netter Versuch! Aber die paar Tage bis Weihnachten wirst Du Dich noch gedulden müssen.

geschrieben von Benjamin Remmers und Erik
eingesprochen von Erik und Benjamin Remmers

Shownotes

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