Urbane Mobilität in Deutschland

Spezifische Zahlen für die Entwicklung des Stadtverkehrs in Deutschland kann dem "Modal Split" entnommen werden, siehe Abbildung 1. Auf das gesamte Land bezogen, machte der motorisierte Individualverkehr (MIV) über die Hälfte des Verkehrsaufkommens im Jahr 2017 aus. Werden die Kilometer pro Person und Fortbewegungsmittel betrachtet, steigt der Anteil auf 75% [1]. Dabei ist zu beachten, dass motorisierte Kleinstfahrzeuge nicht Teil des MIV sind, sondern bisher noch der Kategorie Fahrrad zugerechnet werden. In den vier größten Städten Deutschlands ist der Anteil des MIV durch die Gegebenheiten urbaner Räume geringer und liegt bei ca. 35% in München, Köln und Hamburg [2][3][4]. Nur Berlin besitzt den kleinsten Prozentsatz mit 26%, wodurch die Fortbewegungen zu Fuß, per Fahrrad und mit öffentlichen Verkehrsmitteln im Vergleich stärker ausgeprägt sind [5]. Werden die Werte aus 2017 mit frühreren Erhebungen verglichen, zeigen Köln und Berlin jeweils starke Abnahmen des motorisierten- und Zuwächse des Radverkehrs. München und Hamburg hingegen unterlagen weniger ausgeprägten Veränderungen zur vorherigen Erhebung in 2008, siehe Abbildung 2 [1][2][3][4][5][6][7].

Dabei verfolgt die Stadt Hamburg eine zunehmend klimafreundliche Politik und setzte sich zuletzt am Ende des letzten Jahres neue Klimaziele für 2030 und 2050 [8]. Bezogen auf den Verkehr bedeutet dies, dass ein Anliegen zur Förderung des Fahrradverkehrs besteht. Dies wurde bereits 2016 mit dem "Bündnis für den Radverkehr" durch die Landespolitik als Zielvorgabe festgelegt. In den kommenden Jahren soll der Anteil von Fahrrädern am Verkehrsaufkommen auf 25% steigen [9]. Der Anteil an Kraftfahrzeugen soll geschmälert werden, um mehr Raum für andere Verkehrsmittel bereitzustellen. Eine Prognose des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Hamburg (ADFC) sagt auf Grundlage dieser Zielvorgabe voraus, dass der Radverkehr den MIV 2029 ablösen und dass der MIV mit 22% das am wenigsten genutzte Verkehrsmittel in Hamburg sein wird, siehe Abbildung 3 [10]. Dies bedeutet auch eine Gelegenheit für andere Formen der Mikromobilität bzw. Kleinstfahrzeuge, um maßvollere, nachhaltigere und auf spezifische Situationen angepasste Verkehrsmittel bereitzustellen, welche 2016 noch weniger prominent als Fahrräder und Pedelecs waren.

Da zu erwarten ist, dass die Fortbewegung durch private Automobile nicht gänzlich verschwinden wird, können auch elektrische Leichtfahrzeuge zu einer Verbesserung der Verkehrslage führen. Denn ein herkömmliches Fahrzeug mit Verbrennungsmotor ist für die Anwendung in der Stadt nicht optimal, da Potenziale wie eine hohe Leistung, Geschwindigkeit, Reichweite und Beladungskapazität im alltäglichen Gebrauch ungenutzt bleiben und nicht ausgeschöpft werden müssen, um dem Mobilitätsbedarf gerecht zu werden. Selbst in nicht dicht besiedelten Gegenden könnten alternative elektrisch betriebene Fahrzeuge eine Rolle spielen. So ergab eine Studie der Landesagentur Baden-Württemberg, dass 50% aller im Bundesland zurückgelegten Kilometer durch Leichtfahrzeuge zu bewältigen sind [11]. Allerdings werden Leichtfahrzeuge von der Politik noch nicht wahrgenommen und gefördert. Für elektrische Fahrzeuge nach herkömmlicher Bauart besteht ein Zuschuss von bis zu 9000€, welche die Problemstellungen urbaner Mobilität jedoch nur zum Teil lösen. Ausschließlich in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und einzelnen Großstädten gibt es Förderprogramme für Leichtfahrzeuge [11].

[1] Mobilität in Deutschland - MiD. Ergebnisbericht. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur - Referat G 13 Prognosen, Statistik und Sondererhebungen; infas - Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH; Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. - Institut für Verkehrsforschung; IVT Research GmbH; infas 360 GmbH, Dez. 2018. URL: http://www.mobilitaet-in-deutschland.de/pdf/MiD2017_Ergebnisbericht.pdf  (besucht am 21. 01. 2021).
[2] Ergebnisse der Studie Mobilität in Deutschland (MiD) Stadt Hamburg. Ergebnisbericht. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur - Referat G 13 Prognosen, Statistik und Sondererhebungen; infas - Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH; Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. - Institut für Verkehrsforschung; IVT Research GmbH; infas 360 GmbH, 2019. URL: https://www.hamburg.de/contentblob/12704748/39c39a481a96fe04f680b3ef947600ec/data/mid-2017-vorstellung-der-ergebnisse-fuer-hamburg.pdf (besucht am 04. 09. 2020).
[3] Verkehrsdaten. Haushaltsbefragung. Landeshauptstadt München - Referat für Stadtplanung und Bauordnung, 2017. URL: https://www.muenchen.de/rathaus/Stadtverwaltung/Referat-fuer-Stadtplanung-und-Bauordnung/Verkehrsplanung/Verkehrsmodell-VisMuc.html (besucht am 04. 09. 2020).
[4] Benjamin Klein. Mobilität in Köln. Erhebungsergebnisse MID 2017. Stadt Köln - Amt für Straßen- und Verkehrsentwicklung, 2018. URL: http://www.mobilitaet-in-deutschland.de/pdf/MiDInKln.pdf (besucht am 04. 09. 2020).
[5] Mobilität in Städten - System repräsentativer Verkehrsbefragungen (SrV) 2018. Befragung. Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz - Grundsatzangelegenheiten der Verkehrspolitik, Verkehrsentwicklungsplanung, Juli 2020. URL: https://www.berlin.de/sen/uvk/verkehr/verkehrsdaten/zahlen-und-fakten/mobilitaet-in-staedten-srv-2018/ (besucht am 04. 09. 2020).
[6] Mobilität in Deutschland - MiD. Zeitreihenbericht. Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur - Referat G 13 Prognosen, Statistik und Sondererhebungen; infas - Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH; Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. - Institut für Verkehrsforschung; IVT Research GmbH; infas 360 GmbH, Dez.2019. URL: https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Anlage/G/mid-zeitreihenbericht-2002-2008-2017.pdf?__blob=publicationFile (besucht am 21. 01. 2021).
[7] Modal Split in ausgewählten deutschen Großstädten. Dokumentation. Wissenschaftliche Dienste, Deutscher Bundestag, 2017. URL: https://www.bundestag.de/resource/blob/535044/f9877fd834da2c1bf7c7bb02299da09e/wd-5-084-17-pdf-data.pdf (besucht am 21. 01. 2021).
[8] Freie und Hansestadt Hamburg, Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft. Neuer Klimaplan und neues Klimaschutzgesetz für Hamburg. Dez. 2019. URL: https://www.hamburg.de/pressearchiv-fhh/13278828/2019-12-03-sk-bue-hamburger-klimaplan2019/ (besucht am 09. 04. 2020).
[9] Behörde für Wirtschaft Verkehr und Innovation Hamburg. Bündnis für den Radverkehr. Juni 2016. URL: https://www.hamburg.de/verkehr/fahrradfahren-in-hamburg/5345604/buendnis-radverkehr/ (besucht am 04. 09. 2020).
[10] Dirk Lau. Neue Mobilitätsstudie: Wer 25 Prozent Radverkehr in 2030 will, muss dem Rad jetzt mehr Platz geben! Juni 2018. URL: https://hamburg.adfc.de/news/neue-mobilitaetsstudie-wer-25-prozent-radverkehr-in-2030-will-muss-dem-rad-jetzt-mehr-platz-geben/ (besucht am 30. 10. 2020).
[11] Jens Tartler. Abrüstung in den Städten. Aug. 2020. URL: https://background.tagesspiegel.de/mobilitaet/abruestung-in-den-staedten (besucht am 03. 09. 2020).